Der Prophet ein Frauenheld? Überlieferung bzgl. Layla/Laila bint al-Khatim

 

Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen!

Vorwurf

Schon seit längerer Zeit wird folgende Überlieferung verwendet, um den Propheten Muhammad zu diskreditieren:

Das [obige] wird bei der Autorität von al-Kalbi - Abu Salih - Ibn 'Abbas berichtet. Mit der gleichen Autoritätskette [wird berichtet], dass Layla bt. Al-Khaplm b. 'Adi b. 'Amr b. Sawad b. Zafar b. Al-Harith b. Al-Khazraj sich dem Propheten näherte, während sein Rücken der Sonne zugewandt war, und ihm auf die Schulter klopfte. Er fragte, wer es sei, und sie antwortete: „Ich bin die Tochter von jemandem, der sich mit dem Wind anlegt. Ich bin Layla bt. al-Khatim. Ich bin gekommen, um mich dir [für die Ehe] anzubieten, also heirate mich.“ Er antwortete: „Ich akzeptiere.“ Sie ging zurück zu ihrem Volk und sagte, dass der Gesandte Gottes sie geheiratet hatte. Sie sagten: „Was für eine schlechte Sache, die du begangen hast! Du bist eine Frau mit Selbstachtung, aber der Prophet ist ein Frauenheld. Fordere von ihm eine Annullierung.“ Sie ging zurück zum Propheten und bat ihn darum, die Ehe zu widerrufen und er kam [ihrer Bitte] nach. [Es wird] ohne die oben genannte Autoritätskette [berichtet], dass der Prophet 'Amrah bt. Yazid, eine Frau der Banu Ru'as b. Kilab, heiratete.“ (Fehlübersetzung von Poonawala, Ismail K., The History of al-Tabari Volume IX- The Last Years of the Prophet, (Albany: State University of New York Press, 1990) 139.)

Dabei behaupten Islamkritiker, dass die Menschen ihn als Frauenheld betrachteten und dies stimmen muss. Im Kontext mit der Frau namens Layla bint al-Khatim wird noch behauptet, dass der Prophet – so respektlos, wie sie ihn darstellen wollen – sie abgelehnt habe, weil sie sehr alt gewesen ist. 

Widerlegung

Wie ich bereits bei der Überlieferung angemerkt habe, handelt es sich bei der obigen Überlieferung um eine Fehlübersetzung von Ismail K. Poonawala. Es handelt sich um die Phrase أنت امرأة غيرى والنبي صاحب نساء تغارين عليه, welche seinerseits grausam übersetzt wurde. Abgesehen von seiner Übersetzung des Werkes al-Tabari existiert die exakt gleiche Phrase in al-Tabaqat al-Kabir, was von Aisha Bewley übersetzt wurde. Bei hier lautet die Phrase:

Schlecht ist, was du getan hast! Du bist eine eifersüchtige Frau und der Prophet hat mehrere Frauen, die eifersüchtig auf ihn sind und Allah gegen dich anrufen werden. (Ibn Sa’d, al-Tabaqat al-Kabir, Bd. 8, 118 in der Übersetzung von Bewley, Aisha, Women of Madina, (London: Taha Publishers, 1995) 108; siehe ebenfalls al-Baladhuri, Ansab al-Ashraf, Bd. 1, 459; al-Tabari, Tarikh al-Rusul wa al-Maluk, Bd. 3, 163)

Sie hat also die Phrase والنبي صاحب نساء mit „der Prophet hat mehrere Frauen“ übersetzt, was am Anfang und am Ende des Satzes durchaus Sinn macht. Poonawala hat für seine Fehlübersetzung keinen wirklichen Grund. 

Es gibt absolut keine Rechtfertigung dafür, den Ausdruck sahib al-nisa' als „Frauenheld“ zu übersetzen, insbesondere wenn Poonawala Kenntnis von einer Version des Berichts mit al-Baladhuri hatte, die er in der Fußnote zitierte, die diesen Ausdruck nicht beinhaltet und es in seiner eigenen Übersetzung heißt:

„Der Gesandte Gottes hat viele Frauen. Wir befürchten, dass du eifersüchtig wirst und er [Gott] gegen dich anrufen könnte und du dann ruiniert sein wirst.“ (Anmerkung Nr. 926).

Es kann ferner angemerkt werden, dass Poonawala bei der Übersetzung des Berichts von al-Baladhuri ebenfalls scheiterte. Es ist sehr ähnlich wie in Ibn Sa'ds Bericht, sodass sich die Angst vor anderen Frauen des Propheten darauf bezieht, dass sie gegen Laila beten, wenn sie beim Propheten einzieht, anstatt Angst davor zu haben, dass der Prophet (ﷺ) selbst gegen sie betet.

Schlussendlich soll noch angemerkt werden, dass der Prophet – auch wenn es sich nicht um eine Fehlübersetzung handeln sollte – die Ehe für ungültig erklärt hat und dies ganz klar widerlegt, dass er ein Frauenheld gewesen ist. Alleine die Tatsache, dass es sich hier um eine Aussage von Menschen handelt, auf deren Einstellung seitens der Islamkritiker nicht näher eingegangen wird, ist kein Beweis dafür, dass dies tatsächlich so der Fall gewesen ist. Denn es gibt viele Fälle, in denen Lügen verbreitet wurden, damit gewisse Frauen den Propheten nicht als Ehemann akzeptieren. Ein sehr bekanntes Beispiel hierfür ist die Geschichte der Jauniyya, siehe HIER. Andererseits zeigt die klare Aussage des Volkes, dass es sich hier um Allgemeinwissen gehandelt haben muss, denn es wird von keinem Streit o.ä. berichtet. Und dies war tatsächlich so: es war allen bekannt, dass der Prophet Muhammad mehrere Frauen hatte und genau darum ging es ja auch bei der Aussage des Volkes. Somit wäre dies also ein Fall von „Aussage gegen Aussage“ und Spekulation, wenn es sich nicht um einen Übersetzungsfehler handeln würde. Zu der letzten Behauptung, dass der Prophet sie verworfen habe, weil sie zu alt gewesen ist, muss man nicht viel sagen, da anhand den Überlieferungen klar erkennbar ist, dass der Prophet die Ehe für ungültig erklärt hat, weil sie dies aufgrund ihrer Eifersucht selbst wollte. 

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