Behauptungen bezüglich des Friedensgrußes
Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen!
Danke an:
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Vorwort
Bezüglich des
Friedensgrußes stellen einige Missionare Behauptungen auf, indem sie aufgrund
von Verboten und Vorschriften in dieser Hinsicht eine angeblich feindliche
Einstellung des Islam gegenüber allen Nicht-Muslimen hineininterpretieren. Auch
wenn es innerhalb den vier Rechtsschulen divergierende Meinungen bezüglich
gewissen Regeln des salam gibt,
bezweckt dieser Artikel, über den Hintergrund zu diesen Vorschriften
aufzuklären.
Wieso dürfen Muslime bei Nicht-Muslimen den Gruß
nicht einleiten?
Es ist islamisch
gesehen nicht erlaubt, als erste Person den Gruß bei Nicht-Muslimen zu
initiieren. Gelehrte verwenden als Beweis hierfür folgende Überlieferung über
den Gesandten Allahs:
Abu Huraira berichtete, dass der Gesandte Allahs
sagte: „Grüßt die Juden und Christen nicht, bevor sie euch grüßen
und wenn ihr irgendeinen von ihnen in den Straßen trefft, so zwingt ihn zur
Engstelle.“ (Sahih Muslim, Hadithnr. 2167a)
Ein ähnlicher
Hadith ist beispielsweise folgender:
Abu Hurairah berichtete, dass der Gesandte Allahs
sagte: „Geht den Juden und Christen nicht mit dem „Salam“ (Friedensgruß)
voraus. Und wenn einer von euch sie auf der Straße trifft, so zwingt sie zur
Engstelle (der Straße).“ (Jami at-Tirmidhi, Hadithnr. 2700, Klassifizierung: sahih)
Auch wenn die
Aussage des Propheten sich auf einen Kontext im Kriegsfall bezieht (siehe HIER), haben Gelehrte anhand diesen Überlieferungen festgelegt, dass
der Muslim nicht zuerst den Gruß erwiedern sollte. Dies sagt der Prophet auch
in folgenden Hadithen, in dem es sich auch um Personen handelt, die eine
feindliche Einstellung gegenüber den Muslimen haben:
Es wurde von Abu ‘Abdur-Rahman Al Juhani berichtet,
dass der Gesandte Allahs sagte: „Ich reite morgen zu den Juden. Leitet ihnen
nicht den Friedensgruß ein, doch wenn sie euch grüßen, so sagt: „Wa ‘alaikum
(ebenso über euch)“. (Sunan Ibn Majah, Hadithnr. 3699; Klassifizierung: hasan)
Eine ähnliche
Überlieferung hierzu ist folgende:
Abu Basra al-Ghifari berichtete, dass der Prophet,
Allahs Segen und Friede sei auf ihm, sagte: „Ich werde morgen zu den Juden
reiten. Gebt ihnen nicht zuerst (d.h. als erste Person) den Gruß. Wenn sie euch
grüßen, dann sagt, „ebenso über euch““ (Al-Adab Al-Mufrad, Hadithnr. 1102;
Klassifizierung: sahih)
Nun stellt
sich die Frage, wieso die Gelehrten anhand diesen Überlieferungen abgeleitet
haben, dass man den Friedensgruß nicht initiiert soll? Die Frage lässt sich
dadurch beantworten, indem man sich den Kontext der Hadithe anschaut. Hierbei
schauen wir uns folgende Überlieferung an:
'A'isha berichtete, dass eine Gruppe von Juden zu
Allahs Gesandtem (ﷺ) kam und seine Audienz suchte und sagte:
„As-Sam-u-'Alaikum.“ (d.h. „Der Tod sei mir dir.“) A'isha
antwortete: „As-Sam-u-'Alaikum (Tod sei mit euch) und ebenso der Fluch“,
woraufhin Allahs Gesandter (ﷺ) sagte: „'A'isha, wahrlich, Allah liebt Güte in
jeder Angelegenheit.“ Sie sagte: „Hast du gehört, was sie sagten?“ Daraufhin
sagte er: „Hast du nicht gehört, dass ich (zu ihnen) sagte: „Wa 'Alaikum. (d.h.
„Euch auch.“)““ (Sahih al-Muslim, Hadithnr. 2165a)
Hier eine
weitere Überlieferung vom selben Ereignis:
'A'isha berichtete, dass einige Juden zu Allahs Gesandtem
kamen (ﷺ) und sie sagten:
Abu'l-Qasim (Kunya des Heiligen Propheten),
as-Sam-u-'Alaikum (d.h. „der Tod sei mit dir“), woraufhin er (der Heilige
Prophet) sagte: „Wa 'Alaikum.“ (d.h. „auch auf euch“) A'isha berichtete:
Als Antwort auf ihre Worte sagte ich: „Tod und Schande über euch“, worauf
Allahs Gesandter (ﷺ) sagte: „'A'isha, benutze keine harten Worte.““ Sie
sagte: „Hast du gehört, was sie gesagt haben?“ Daraufhin sagte er (der
Heilige Prophet): „Habe ich ihnen nicht geantwortet, als sie das
sagten? Ich sagte zu ihnen: Wa 'Alaikum (d.h. „auch auf euch“).“ (Sahih
al-Muslim, Hadithnr. 2165c)
Auch im Sahih
des Imam Bukhari finden wir eine Überlieferung desselben Ereignisses:
`Aisha berichtete:
Die Juden begrüßten den Propheten (ﷺ) mit den Worten:
„As-Samu 'Alaika“ (d.h. „der Tod sei auf dir“), also verstand ich, was sie
sagten, und sagte zu ihnen: „As-Samu 'alaikum wal-la'na (d.h. „der Tod und
Fluch Allahs sei auf euch“). Der Prophet (ﷺ) sagte: „Sei sanft und ruhig, O
Aisha, denn Allah mag Sanftmütigkeit in allen Angelegenheiten.“ Ich sagte: „O
Allahs Gesandter! Hast du nicht gehört, was sie gesagt haben?“ Er sagte: „Hast
du nicht gehört, wie ich ihnen geantwortet habe, indem ich gesagt habe: „'Alaikum
(d.h. dasselbe für euch)?“ (Sahih al-Bukhari, Hadithnr. 6395)
Wir sehen
also, dass man nicht die Einstellung einzelner Personen abschätzen kann und der
Muslim deswegen warten sollte, was für eine Einstellung und Intention sein
Gegenüber hat. Dies war vor Allem zu jener Zeit notwendig, in der feindlich
eingestellte Juden dieses Verhalten vermehrt an den Tag legten:
Anas bin Malik berichtete:
Ein Jude kam zum Gesandten Allahs und seinen
Gefährten und sagte: „As-Samu Alaikum (der Tod sei mit euch).“ Also
antworteten ihm die Leute. Der Prophet Allahs sagte: „Wisst ihr, was diese
Person gesagt hat?“ Sie sagten: „Allah und sein Gesandter wissen es besser
- er sagte den Salam - O Gesandter Allahs.“ Er sagte: „Nein, eher sagte er
so und so. Bringt ihn für mich zurück.“ Also brachten sie ihn zurück
und er sagte: „Hast du As-Samu Alaikum gesagt?“ Er sagte: „Ja.“ Also
sagte der Gesandte Allahs: „Wenn einer der Leute der Schrift euch den Salam
gibt, dann sagt: „Alaika Ma Qulta (was auch immer du zu mir gesagt hast, dir
auch).“ Er sagte: „Und wenn sie zu dir kommen, begrüßen sie
dich mit einem Gruß, mit dem Allah dich nicht begrüßt.“ (Qur’an 58:8) (Jami at-Tirmidhi, Hadithnr. 3301; Klassifizierung:
sahih)
Dasselbe
Ereignis wird auch in diesem Hadith beschrieben:
Anas bin Malik berichtete:
Ein Jude ging an Allahs Gesandtem vorbei (ﷺ) und
sagte: „As-Samu 'Alaika.“ Allahs Gesandter (ﷺ) antwortete: „Wa 'Alaika.“ Allahs
Gesandter (ﷺ) sagte dann zu seinen Gefährten: „Wisst ihr, was er (der Jude)
gesagt hat? Er sagte: „As-Samu 'Alaika.““ Sie sagten: „O Gesandter Allahs (ﷺ)!
Sollen wir ihn töten?“ Der Prophet sagte: „Nein. Wenn die Leute des Buches
euch begrüßen, sagt „Wa 'Alaikum.““ (Sahih al-Bukhari, Hadithnr. 6926)
Wir sehen
also, dass dieses Gebot innerhalb des Islam nicht dadurch entstanden ist, dass
er – wie es die christlichen Missionare vorwerfen – eine feindliche Einstellung
gegenüber Nicht-Muslimen im Allgemeinen hat, sondern weil die Bewohner um die
Muslime herum solch eine Einstellung zu haben pflegten. Dieses Gebot dient
daher als eine Art Schutz, um sich gegenüber einer feindlich eingestellten
Person nicht erniedrigen zu lassen, indem man den Friedensgruß initiiert und
als Antwort hierzu beleidigt wird. Selbst bei solchen feindlich eingestellten
Personen sorgt der Islam dafür, dass weder die Person, die mit dem negativen
Gruß erniedrigt wird, noch der Muslim, denn der Muslim, der in diesem Fall das
letzte Wort hat, soll dem Nicht-Muslim bloß dasselbe wünschen, d.h. nicht
übertreiben, indem er Schlimmeres wünscht.
Dass der
Prophet in solchen Situationen nicht gelehrt hat, dass man einen noch
schlechteren Gruß von sich geben soll, sondern denselben, zeigt, dass der Islam
selbst Nicht-Muslimen, die der muslimischen Gemeinschaft feindlich eingestellt
sind, ein gutes Benehmen gewährleistet und die Erfüllung Allah, dem
Allmächtigen, überlässt – denn Er ist es, Der für eine Seite den negativen
Wunsch in Erfüllung gehen lässt oder nicht.[1]
Diese Geduld und das gute Benehmen erkennen wir vor Allem durch die oben
zitierten Überlieferungen, in denen A’isha ihren Ehepartner dazu drängt, nach
deren Verwünschung nicht ruhig zu bleiben, er aber meint, dass es ausreicht,
dasselbe zu wünschen und geduldig zu sein.
Abgesehen
davon ist es im Islam erlaubt, Nicht-Muslimen den Friedensgruß zu erwidern. Den
Beweis hierzu findet man unmittelbar in der Hadith-Literatur:
Abu 'Uthman an-Nahdi sagte: „Abu Musa schrieb an
einen persischen Granden und begrüßte ihn in seinem Brief (mit dem Frieden). Er
wurde gefragt: „Begrüßt du ihn, wenn (d.h. obwohl) er ein Ungläubiger ist?“ Er
antwortete: „Er schrieb mir und begrüßte mich, also habe ich ihm geantwortet.“[2] (Al-Adab al-Mufrad,
Hadithnr. 1101)
Ibn al-Qayyim
(möge Allah ihm gnädig sein) sagte:
Sie (die Gelehrten) waren sich uneinig, ob es
obligatorisch ist, den Gruß zu erwidern. Die Mehrheit sagte, dass dies
obligatorisch ist und das ist die richtige Ansicht. Eine Gruppe von
Gelehrten sagte, dass es nicht obligatorisch sei, ihren Gruß zu erwidern,
genauso wie es nicht obligatorisch sei, den Gruß derer zu erwidern, die der bid’ah
(Erneuerung, gemeint sind muslimische Sektierer) folgen. Aber die richtige
Ansicht ist die erste. Der Unterschied besteht darin, dass uns befohlen
wird, die Anhänger der bid’ah durch Zurechtweisung zu verlassen und andere vor
ihnen zu warnen, was bei der Ahl al-Dhimmah (Juden und Christen) nicht der Fall
ist. (Zad al-Ma’ad, 2/425, 426)
Folgender Vers gilt ebenfalls für Muslime, wenn sie den Gruß eines Nicht-Muslims erwidern:
Qur’an 4:86
Und
wenn ihr mit einem Gruß gegrüßt werdet, so grüßt mit einem schöneren wieder
oder erwidert ihn. Wahrlich, Allah legt Rechenschaft über alle Dinge ab.
Ibn al-Qayyim
(möge Allah ihm gnädig sein) sagte:
Wenn die Person sich sicher ist, dass der Dhimmi
(Jude oder Christ) ihm eindeutig al-salaamu alaykum sagt und er daran keine
Zweifel hat, sollte er wa alayka al-salaam sagen oder dies auf wa alayk
verkürzen? Was durch die Beweise und Prinzipien der shari’ah hingewiesen
wird, ist, dass er wa alayka al-salaam sagen sollte, weil dies gerechter ist
und Allah befiehlt uns, gerecht zu sein und andere gut zu behandeln. Dies
widerspricht keinem der ahadith zu diesem Thema, weil der Prophet (Allahs Segen
und Friede seien auf ihm) uns geboten hat, die Begrüßung von wa alayk aus dem
oben genannten Grund zu verkürzen, nämlich weil sie absichtlich al-saam alaykum
anstelle von al-salaam alaykum sagten, wie in dem von A’ishah (möge Allah mit
ihr zufrieden sein) berichteten Hadith angegeben. Er sagte: „Siehst du
nicht, dass ich wa alaykum sage, wenn sie al-saam alaykum sagen?“ Dann
sagte er: „Wenn die Leute des Buches dich mit Salaam begrüßen, sprich: Wa
alaykum.“
Allah sagt:
Und
wenn sie zu dir kommen, so begrüßen sie dich mit dem, womit dich Allah nicht
begrüßt hat; bei sich aber sagen sie: „Warum bestraft uns Allah nicht für das,
was wir (gegen Ihn) sagen?“ [Qur’an 58:8]
Wenn dieser Grund nicht da ist und der Jude oder
Christ „Salaam alaykum wa rahmat-Allah“ sagt, dann ist es nur fair, freundlich
zu antworten.
(Ahkaam Ahl al-Dhimmah, 1/425, 426)
Zu diesem
Thema hat auch Ibn Uthaymin in seinem Majmu al-Fawata (2/97) geantwortet.
[1] Dies
finden wir beispielsweise bei Sahih al-Bukhari, Haditnr. 2166
[2] Dieser
Hadith ist ein Beweis dafür, dass es damals unter den Sahaba bekannt war, dass
man den Gruß erwidern und nicht initiieren sollte. Was der Hadith ebenso zeigt,
war die Unklarheit, ob dies auch für den Friedensgruß gilt.
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