Hadith: "Grüßt keine Juden... Zwingt sie zur schmalsten Stelle!"



Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen!
Danke an: www.discover-the-truth.com
Vorwurf
Wir geben stets den Muslimen und anderen den Hinweis, dass wenn man einen Hadith oder einen qur’anischen Vers benutzt, man hierbei den historischen Hintergrund kennen sollte. Wenn man nicht die Basic-Hintergründe bezüglich dessen, wann und wieso ein Vers des Qur’an offenbart wurde oder warum der Prophet () eine Aussage traf, kennt, sollte man nicht versuchen, selbst eine Erklärung dessen zu geben und dadurch unschuldige Menschen in die Irre zu führen. Ohne historischen Hintergrund gibt man eine Auslegung, die dem Verständnis fremd ist, wie es einst verstanden wurde, als es niedergeschrieben wurde. Zum Beispiel wird folgender Hadith oft zitiert und nach Belieben von einigen Leuten ausgelegt, wie es ihnen gerade passt, die den islamischen Glauben negativ darstellen wollen:[2]  
„Abu Huraira berichete, dass der Gesandte Allahs sagte:  Grüßt die Juden und Christen nicht, bevor sie euch grüßen und wenn ihr irgendeinen von ihnen in den Straßen trefft, so zwingt ihn zur Engstelle.“ (Sahih Muslim Buch 26, Hadith 5389. Eng. Übers., https://sunnah.com/muslim/39/16 )
und...
„Abu Hurairah berichtete, dass der Gesandte Allahs sagte: „Geht den Juden und Christen nicht mit dem „Salam“ (Friedensgruß) voraus. Und wenn einer von euch sie auf der Straße trifft, so zwingt sie zur Engstelle (der Straße).“ (Jami at-Tirmidhi Band 5, Buch 40, Hadith 2700. Eng. Übers., Sahih Darussalam, https://sunnah.com/tirmidhi/42/13 )
Wenn man plump die obigen Hadithe liest, so bekommt man als Leser den Eindruck, dass der Prophet () andere religiöse Gruppierungen diskriminierte. Jedoch ist dies nicht der Fall, wenn wir uns die historischen Quellen anschauen, die die selbe Situation beschreiben. Diese Aussage wurde gegen eine feindliche Gruppierung geäußert, welche den Propheten () und die Muslime verletzen wollte. Es gibt zwei Überlieferungen, die sich darauf beziehen:  
Es wurde von Abu ‘Abdur-Rahman Al Juhani berichtet, dass der Gesandte Allahs sagte: „Ich reite morgen zu den Juden. Leitet ihnen nicht den Friedensgruß ein, doch wenn sie euch grüßen, so sagt: „Wa ‘alaikum (ebenso über euch)”. (Sunan Ibn Majah Band 5, Buch 33, Hadith 3699. Eng. Übers., Hasan Darussalam https://sunnah.com/ibnmajah/33/43 )
Und hier:
Abu Basra al-Ghifari berichtete, dass der Prophet, Allahs Segen und Friede sei auf ihm, sagte: „Ich werde morgen zu den Juden reiten.“ Gebt ihnen nicht zuerst (d.h. als erste Person) den Gruß. Wenn sie euch grüßen, dann sagt, „ebenso über euch” (Al-Adab Al-Mufrad Buch 44, Hadith 1102. Eng. Übers., Sahih Al-Albani, https://sunnah.com/adab/44/2 )
Die Stelle wo es heißt: „Ich reite morgen zu den Juden.“ oder „Ich werde morgen zu den Juden reiten.“ indiziert, dass der Prophet () mit dieser Gruppierung zu seiner Zeit im Krieg war. Es gibt zwei klare Beweise von klassischen Gelehrten, dass diese Aussage in Bezug auf eine Kriegssituation getroffen wurde.
Der persisch-islamische Gelehrte Abu Isa Muḥammad ibn Isa as-Sulami ad-Darir al-Bughi at-Tirmidhi (824 – 892 n.Chr.) aus dem 9. Jh. platzierte diesen Hadith in die Kategroie „Das Buch über militärische Expeditionen“[1]:
“21 DAS BUCH ÜBER MILITÄRISCHE EXPEDITIONEN
41. Kapitel: Was über das Grüßen der Schriftbesitzer mit dem Salam berichtet wurde
Berichtet von Abu Huraira: „Der Gesandte Allahs sagte: „Geht den Juden und Christen nicht mit dem Salam vor. Und wenn einer von euch einen von ihnen auf der Straße trifft, so zwingt sie zur Engstelle.“ (Jami at-Tirmidhi Band 3, Buch 19, Hadith 1602 Eng. Übers., Sahih Darussalam, https://sunnah.com/tirmidhi/21/65 )
Der shafiitische Gelehrte Ibn Hajar al-Asqalani (1372 – 1449 n.Chr.) aus dem 14./15. Jh. platzierte diesen Hadith in die gleiche Kategorie: „Das Buch über Jihad“:
Bulugh al-Maram – Das Buch über Jihad
Abu Hurairah berichtete, dass der Gesandte Allahs sagte: „Fangt nicht an, die Juden und Christen zu grüßen (wenn ihr sie trefft), und wenn ihr einen von ihnen auf der Straße trefft, so zwing sie zur Engstelle der Straße.“ (Bulugh al-Maram Buch 11, Hadith 1350. Eng. Übers., https://sunnah.com/urn/2116100 )
Es wird also klar, dass die klassischen islamischen Gelehrten diese Überlieferung nur in Bezug zum Kriegsfall in Anbetracht zogen.
Welche Gruppe war das denn, mit denen der Prophet () und seine Gefährten im Krieg standen? Diese Aussage wurde vom Propheten () in Bezug auf die Angelegenheit mit dem Stamm der Banu Qurayza getroffen. Der Prophet und seine Leute marschierten zum Stamm der Banu Qurayza. Dieser Stamm brach den Friedensvertrag mit den Muslimen und griff die islamische Gemeinschaft an. Sie halfen den Quraysh im Krieg gegen die Muslime, in der Schlacht von Khandaq:
VERLINKUNGEN KOMMEN NOCH
Der sunnitische Gelehrte (1292 – 1350 n.Chr.) sagt, dass der Prophet () dies in Bezug auf dessen, als Muslime „zu den Banu Quraizah gingen“ [2], ausgesprochen wurde:
Bezüglich Seiner Weisung Beim Geben der Begrüßung des Friedens Zu Den Leuten Der Schrift
Es wurde über den Propheten authentisch berichtet, dass er sagte:
„Kommt ihnen nicht mit der Begrüßung des Friedens zuvor; und wenn ihr sie auf der Straße trefft, so zwingt sie zur Engstelle.“
Jedoch wurde gesagt: Das ist in besonderen Umständen so, als er zu den Banu Quraizah ging und sagte: „Kommt ihnen nicht mit der Begrüßung des Friedens zuvor.“ (Provisions for the Hereafter (Zaad Al-Ma’ad) von Ibn Al-Qayyim Al-Jawziyyah, S. 211 – 212)
Der gegenwärtige Professor Said Fares Hassan kommentiert diesen Hadith und gibt plausible Erklärungen bezüglich dessen, wieso der Prophet () diese Worte über diese Angelegenheit von sich gab:
Der Qur’an ist die ultimative Quelle und die Sunnah schwebt in dessen Orbit und verlässt diesen nicht. Aus diesem Grund: Wenn der Qur’an das Prinzip der Gerechtigkeit und Aufrichtigkeit im Handeln mit den Nicht-Muslimen verlangt, dann sind prophetische Hadithe wie „geht mit dem Friedensgruß (d.h. der Aussage ‘Friede mit dir’) den Juden nicht voraus und zwingt sie zur Engstelle der Straße“ hinsichtlich des Qur’an neu auszulegen und nicht andersherum. Solch eine Aussage sollte nicht von dessen Nennwert genommen werden. Die Sunnah muss als eine integrale Struktur in dessen eigenem Recht betrachtet werden, jedoch auch als eine Quelle, die sehr nah am Qur’an als eine Art Ausarbeitung dessen Werte in einem spezifischen Kontext. Basierend auf diesem Prinzip, ist dieser Hadith nur in seinem spezifischen Kontext anwendbar. Es wird berichtet, dass der Prophet die Muslime dazu aufforderte, die Juden nicht zu grüßen, als er zum Krieg gegen die jüdische Gemeinde Banu Qurayzah auszog, da sie den Vertrag mit ihm brachen. Muslime wurden angewiesen, diese nicht zu grüßen, denn wenn sie mit ihnen den Gruß austauschen, würde dies so sein wie wenn man den Juden eine Aman (=Sicherheit) gewährt und das ist, einen Friedensvertrag abschließen, welche in dieser spezifischen Situation nicht gewollt ist. Gegen diesen spezifischen Fall beinhaltet der Qur’an das spezifische Prinzip: „Allah verbietet euch nicht, gegen jene, die euch nicht des Glaubens wegen bekämpft haben und euch nicht aus euren Häusern vertrieben haben, gütig zu sein und redlich mit ihnen zu verfahren; wahrlich, Allah liebt die Gerechten:“ (Qur’an 60:8). (...) Somit kann man schlussfolgern, dass die Aussage des Propheten nicht dahingehend anwendbar ist, dass man Nicht-Muslime nicht grüßen darf.“ (Fiqh al-Aqalliyat – History, Development, and Progress [Palgrave Macmillan, 2013], von Said Fares Hassan, S. 104)
Diese Erklärung von Professor Said Fares Hassan wurde ebenso in der Vergangenheit von klassischen Gelehrten gegeben...
Der hoch angesehene Gelehrte Ishaq bin Rahwaih (777 – 852 n.Chr.) kommentiert in Bezug auf den Hadith, den wir in diesem Artikel untersuchen. Er schreibt:
“إذا كانت حاجة إليه فلك أن تبدأه بالسلام، ومعنى قول النبي (لا تبدؤوهم بالسلام)لما خاف أن يدعوا ذلك أمانا وكان قد غدا إلى يهود
Wenn ein Bedürfnis hernach vorliegt, dann beginnt mit der Begrüßung. Was die Bedeutung der Worte „Grüßt sie nicht“ angeht, so sagte er dies aus Angst, dass das signifizieren möge, dass sie (die Feinde) sicher sind, während er schon gegen die Juden (Banu Qurayzah) losmarschierte.“ (Masaa’il al-Imam Ahmad wa Ishaq bin Rahwaih, Band 1, S. 87)
Wenn der historische Kontext des Hadithes in Anbetracht gezogen wird, sehen wir dass der Prophet () diese Aussage zur Zeit des Krieges von sich gab. Die Hadithberichte, die wir hier untersuchen, wurden also von den frühsten Tagen des Islam an als Sicherheit verstanden, um nicht dem Feind falsche Hoffnungen zu machen. Hier zum Beispiel, als der Prophet () und seine Gefährten auszogen, um eine verräterische Gruppe an Leuten zu bekämpfen, wollten sie diese nicht mit dem Frieden grüßen, da dies bedeuten würde, dass ihnen Sicherheit gegeben wird. Dies wäre ebenso verräterisch/heimtückisch von ihrer Seite aus. Aus diesem Grunde war es den Gefährten zu dieser Zeit verboten, jene zu grüßen.
Um ein besseres Verständnis dafür zu haben, was der Gelehrte Ishaq bin Rahwaih (777 – 852 n.Chr.) sagt, müssen wir uns islamische Lehren anschauen, um zu sehen, wie streng der Islam ist, wenn es um Betrug geht:
Aman (=Sicherheit)  kann von Muslimen an Nicht-Muslime und von Nicht-Muslimen an Muslime gegeben werden. Zur Zeit des ‘Umar, dem zweiten Kalifen, während einem Krieg, suchte ein persischer Soldat auf der Spitze eines Baumes Schutz. Ein muslimischer Soldat sagte ihm auf arabisch mit persischer Bedeutung „matrasi“ (fürchte dich nicht). Sein Feind dachte, dass ihm ein Versprechen und Schutz gegeben wurde, sodass er herunter kam. Leider wurde er durch den muslimischen Soldaten getötet. Diese Begebenheit erreichte den Kalifen, der den Anführer warnte: „Allah ist mein Zeuge: wenn ich höre, dass irgendeiner das getan hat, so werde ich ihn köpfen.“ (Badruddin Ayni, Umdah Al-Qari Sharh Saheeh al-Bukhari, (Cairo Al-Taba Muneeriya, n.d.), Band 15, S. 94) (The Concept Of Treaty In Relation To War And Peace In Islam, [Fikr-O-Nazar Urdu Journal (Jul-Sept 2009)], von Dr. Muhammad Munir, Band 47, Nr. 1, Seite 43 – 65)
Und laut Shaybani (749 -805 n.Chr.):
‘Umar schrieb seinem Heeresanführer im Irak, dass wenn jemand einem feindlichen Soldaten ein Versprechen gibt, indem „inter alia“ sagt (persische Worte für ‘matrasi’), so sind diese Worte bindend. (Shaybani, Siyar al-Kabir, Band 1, S. 199) (The Concept Of Treaty In Relation To War And Peace In Islam, [Fikr-O-Nazar Urdu Journal (Jul-Sept 2009)], von Dr. Muhammad Munir, Band 47, Nr. 1, S. 43 – 65)
Muwatta Malik (711 -795 n.Chr.):
“…handelt nicht heimtückisch. Verstümmelt nicht und tötet keine Kinder.” (Muwatta Malik Buch 21, Hadith 11 Eng. Übers.)
Zusammenfassung
Im Lichte des Kontexts war der Prophet Muhammad () besorgt darüber, dass er dem Feind einen falschen Sinn für Sicherheit gibt, indem man mit dem Friedensgruß grüßt. Wenn jemand dafür verantwortlich ist, dem Feind einen falschen Sinn für Sicherheit zu geben und man ihn dann bekämpft, so sieht der Islam dies als einen Akt des Betrugs. Das ist Gerechtigkeit im Islam. Und so versuchte der Prophet, sehr vorsichtig bezüglich dessen zu sein, was diese Situation mit den Banu Qurayza anbelangt.
Wahrlich, Allah weiß es am Besten!

Referenzen
[1] Dies kommentierend, hat der klassische Gelehrte, Abu Eisa, bekannt gegeben, dass jene Leute, mit denen man im Krieg ist, nicht geehrt werden sollen:  
[Er sagte:] Es gibt Überlieferungen zu diesem Thema von Ibn ‘Umar, Anas, und Abu Basrah Al-Ghifari, dem Gefährten des Propheten.
[Abu ‘Eisa sagte:] Dieser Hadith ist Hasan Sahih. Und bezüglich der Bedeutung des Hadithes: „Geht den Juden und Christen nicht voraus“: Einige Leute des Wissens sagten, dass dies lediglich bedeutet, dass es nicht gern gesehen ist, da dies sie (die die im Krieg mit den Muslimen sind) ehren würde und die Muslime dazu beauftragt wurden, sie zu erniedrigen. Aus diesem Grund – wenn jemand von ihnen auf der Straße getroffen wird – so ist die Straße für ihn nicht gewinnbringend/ausgeweitet, denn wäre dies so, dann würde dies diese ehren.“ (Jami at-Tirmidhi volume 3, Book 19, Hadith 1602 Eng. Tran., Sahih Darussalam, https://sunnah.com/tirmidhi/21/65 )
[2] Der Gelehrte Ibn Rajab al-Hanbali (1335 – 1393 n.Chr.) aus dem 14. Jh. kommentiert in Bezug auf den Verrat: 
„…wenn er einen Vertrag eingeht, so ist er verräterisch und erfüllt den Vertrag nicht. Er (Allah) sagt:
...Und haltet die Verpflichtung ein; denn über die Verpflichtung muss Rechenschaft abgelegt werden. (Q 17:34)
Und Er sagt:
Haltet den Bund mit Allah ein, wenn ihr einen Bund geschlossen habt; und brecht die Eide nicht nach ihrer Bekräftigung, wo ihr doch Allah zum Bürgen für euch gemacht habt... (Q 16:91)
Und Er sagt:
Wahrlich, diejenigen, welche ihren Bund mit Allah und ihre Eide um einen geringen Preis verkaufen, haben keinen Anteil am Jenseits, und Allah spricht nicht zu ihnen, und Er schaut sie nicht an am Tag der Auferstehung, und Er reinigt sie nicht, und ihnen wird eine schmerzliche Strafe zuteil sein. (Q 3:77)
In zwei Sahih Büchern von Ibn Umar sagte der Prophet: „Jeder Verräter hat am Tag des Gerichts einen Banner, womit man ihn erkennen wird.“
Und in einer Version: „Der Verräterische wird am Tag des Gerichts eine Flagge haben und es wird gesagt: „Dies ist der Verrat des Soundso!“ Al-Bukhari (3188) und Muslim (1735)
Die beiden überlieferten dies in einem Hadith des Anas im selben Sinn.
Muslim berichtet von einem Hadith des Abu Sa’id, dass der Prophet sagte: „Jeder Verräter wird hinten eine Flagge tragen.“ Muslim (1738)
Verrat ist in jedem Vertrag haram, auch wenn die Person, mit der man den Vertrag eingeht, ein kafir ist. Aus diesem Grund gibt es im Hadith des Abdullah ibn Amr eine Aussage: „Wer auch immer eine Person ohne gerechten Grund tötet, mit der er ein Abkommen hat, wird nicht den Duft des Gartens riechen und dessen Duft kann in einer Distanz von einer vierzigjährigen Reise wahrgenommen werden.“ Al-Bukhari narrated it. (Al-Bukhari (3166, 6914).
Allah, erhaben ist Er, befiehlt in Seinem Buch dass wir ihre Verträge einhalten müssen, wenn sie ebenso ihre Verträge einhalten und im Hinblick darauf nicht scheitern.“ (“Jami’al –Ulum Wal – Hikam”) – Ibn Rajab Al-Hanbali [Übersetzt von Abdassamad Clarke – Turath Publishing, 1428/2007], S. 744 – 745)


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