Allah bestraft Muhammad aufgrund der Gefangennahme der Safiyya?
Im
Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen!
Vorwort
In diesem
Artikel untersuchen wir einen Hadith, den die Islamkritiker verwenden, um zu
beweisen, dass Allah bzw. der christlich-jüdische Gott den Propheten Muhammad
aufgrund seinen angeblichen Gräueltaten hinsichtlich des jüdischen Stammes der
Banu Nadir bestraft hat.
Hierfür
zitieren sie folgende Überlieferung:
Anas bin Malik
überlieferte: Wir haben den Propheten begleitet, als wir aus 'Usfan zurück
kehrten und Allahs Gesandter ritt seine Kamelstute, indem er Safiya bint Huyay hinter
sich hielt. Seine
Kamelstute rutschte aus und sie beide fielen hin. Abu Talha sprang
von seinem Kamel und sagte: „O Gesandter Allahs! Möge Allah mich für dich
opfern.“ Der Prophet sagte: „Kümmere dich um die Frau.“ So bedeckte Abu Talha sein
Gesicht mit einem Gewand und ging zu Safiya und bedeckte sie damit. Dann
richtete er den Zustand ihrer Kamelstute zurecht, sodass beide auf ihr ritten
und wir kreisten den Gesandten Allahs wie eine Decke (d.h. zum Schutz) ein. Als
wir Medina nahe kamen, sagte der Prophet: „Wir kehren mit Reue und Anbetung und
Lobpreisung unseres Herrn zurück.“ Er sagte dies immer wieder, bis er Medina
betrat. (Sahih al-Bukhari, Band 4, Buch 52, Hadith 318)
Die
christlichen Missionare behaupten, dass Allah in dieser Begebenheit den
Propheten Muhammad bestraft, weil er sie hier als eine Gefangene in die Stadt
bringt, nachdem er ihren Vater und Ehemann getötet hat. Ebenso sagen sie, dass
der Prophet Muhammad hierbei Safiya gegen ihren Willen in die Stadt Medina
zurückgebracht hat.
Wir möchten
hier anmerken, dass es in diesem Hadith weder um die Rechtfertigung der Ehe des
Propheten mit der Safiya gehen soll, noch wollen wir den Fall um die Bani Nadir
erklären. Die Angelegenheit über Safiya wurde HIER bereits erklärt
und die Angelegenheit über die Bani Nadir findet man HIER (KOMMT NOCH).
Hadithe im Kontext
Es ist immer
derselbe Trick: es wird absichtlich der eine Hadith zitiert, während andere
Hadithe, die uns mehr Aufschluss über diese Angelegenheit geben, ignoriert
werden...
Hier ist
beispielsweise eine andere Version des Hadithes (überliefert durch einen
anderen Gefährten), der die grundlegende Behauptung der Missionare widerlegt:
Anas bin Malik
überlieferte:
Dass er und Abu Talha in der Begleitung des Propheten (ﷺ) kam und Safiya den Propheten begleitete, der sie hinter ihm auf seiner Kamelstute reiten ließ. Während der Reise rutschte die Kamelstute aus und beide; der Prophet (ﷺ) und (seine) Frau fielen hin. Abu Talha (der Nebenerzähler denkt, dass Anas sagte, dass Abu Talha schnell von seinem Kamel sprang) sagte: „O Allahs Gesandter (ﷺ)! Möge Allah mich für deine Sache opfern! Bist du verletzt?“ Der Prophet (ﷺ) antwortete: „Nein, aber kümmere dich um die Frau.“ Abu Talha bedeckte sein Gesicht mit seinem Gewand und ging zu ihr und bedeckte sie mit seinem Gewand und sie stand auf. Er richtete dann den Zustand ihrer Kamelstute zurecht und beide (d.h. der Prophet (ﷺ) und seine Frau) ritten und schritten voran, bis sie Medina erreichten. Der Prophet (ﷺ) sagte: „Wir kehren mit Reue und Anbetung und der Lobpreisung unseres Herrn zurück.“ Der Prophet (ﷺ) sagte dies immer wieder, bis er Medina betrat. (Sahih al-Bukhari, Band 4, Buch 52, Hadith 319)
Dass er und Abu Talha in der Begleitung des Propheten (ﷺ) kam und Safiya den Propheten begleitete, der sie hinter ihm auf seiner Kamelstute reiten ließ. Während der Reise rutschte die Kamelstute aus und beide; der Prophet (ﷺ) und (seine) Frau fielen hin. Abu Talha (der Nebenerzähler denkt, dass Anas sagte, dass Abu Talha schnell von seinem Kamel sprang) sagte: „O Allahs Gesandter (ﷺ)! Möge Allah mich für deine Sache opfern! Bist du verletzt?“ Der Prophet (ﷺ) antwortete: „Nein, aber kümmere dich um die Frau.“ Abu Talha bedeckte sein Gesicht mit seinem Gewand und ging zu ihr und bedeckte sie mit seinem Gewand und sie stand auf. Er richtete dann den Zustand ihrer Kamelstute zurecht und beide (d.h. der Prophet (ﷺ) und seine Frau) ritten und schritten voran, bis sie Medina erreichten. Der Prophet (ﷺ) sagte: „Wir kehren mit Reue und Anbetung und der Lobpreisung unseres Herrn zurück.“ Der Prophet (ﷺ) sagte dies immer wieder, bis er Medina betrat. (Sahih al-Bukhari, Band 4, Buch 52, Hadith 319)
Hier sehen wir
also, dass der Prophet Muhammad seine Ehefrau Safiya zurück nach Medina bringt.
Und wir betonen es noch einmal: seine Ehefrau! Denn nur dies ergibt Sinn, da der
Prophet Muhammad niemals
mit einer Frau auf dem selben Kamel reiten würde, mit der er keinen Ehevertrag
hat.
Dies zeigt
uns, dass hier von überhaupt keiner Gefangennahme die Rede ist – ganz im
Gegenteil: diese Begebenheit geschah, nachdem Safiya der Ehe zugestimmt
hat:
Als Safiya zum
Propheten kam, sagte sie zu ihm: „Unter den Juden hörte dein Vater in seiner
Feindschaft mir gegenüber nicht auf, bis Allah ihn vernichtete.“ Sie sagte: „O Gesandter Allahs! Wahrlich,
Allah sagt in Seinem Buch: „Und keine lasttragende
(Seele) soll die Last einer anderen tragen.“ So sagte der Prophet zu ihr: „Triff deine Wahl,
wenn du den Islam annimmst, werde ich dich für mich auserwählen und wenn du das
Judentum wählst, werde ich dich freilassen und dich deinem Volk schicken.“ Sie sagte: „O Gesandter Allahs, ich sehnte mich wahrlich nach dem Islam
und legte für dich Zeugnis ab, bevor du mir diese Einladung gemacht hast, als
ich zu dir kam. Ich habe keinen Beschützer unter den Juden, weder Vater, noch
Bruder und ich ziehe den Islam dem Unglauben vor. Allah und Sein Gesandter sind
mir lieber als Freiheit und Rückkehr zu meinem Volk.“ (Ibn Saad
8/123)
Ebenso existiert
ein weiterer, längerer Hadith bezüglich der Begebenheit, auf die die
Islamkritiker anspielen. Aufgrund seiner Länge haben wir ihn auf seine
wichtigen Passagen hin verkürzt:
Anas (möge
Allah mit ihm zufrieden sein) berichtete:
(...)
(Die Frau) war Safiyya Tochter des Huyayy. Allahs Gesandter (ﷺ) arrangierte das Hochzeitsfest, bestehend aus Datteln, Käse und verfeinertem Butter
(...)
Als er die Absicht hatte, zu reiten, stellte er sicher, dass sie den Gesichtsschleier trägt und sie saß im hinteren Bereich des Kamels; so verstanden sie (die Menschen), dass er sie geheiratet hat. Als sie Medina näher kamen, trieb der Gesandte Allahs (ﷺ) (sein Reittier) zur schnelleren Bewegung und so taten wir es auch. „Adba“ (der Name des Kamels des Gesandten Allahs) stolperte und der Gesandte Allahs (ﷺ) fiel hin und sie (Safiyya) fiel ebenso hin. Er (der Gesandte Allahs) stand auf und bedeckte sie. Frauen schauten in seine Richtung und sagten: „Möge Allah diese Jüdin von uns fern halten!“ Er (der Überlieferer) sagte: „Ich sagte: „Abu Hamza, fiel Allahs Gesandter (ﷺ) wirklich hin?“ Er sagte: „Ja, bei Allah, er fiel tatsächlich hin.““ (Sahih Muslim, Buch 8, Hadith 3328)
(...)
(Die Frau) war Safiyya Tochter des Huyayy. Allahs Gesandter (ﷺ) arrangierte das Hochzeitsfest, bestehend aus Datteln, Käse und verfeinertem Butter
(...)
Als er die Absicht hatte, zu reiten, stellte er sicher, dass sie den Gesichtsschleier trägt und sie saß im hinteren Bereich des Kamels; so verstanden sie (die Menschen), dass er sie geheiratet hat. Als sie Medina näher kamen, trieb der Gesandte Allahs (ﷺ) (sein Reittier) zur schnelleren Bewegung und so taten wir es auch. „Adba“ (der Name des Kamels des Gesandten Allahs) stolperte und der Gesandte Allahs (ﷺ) fiel hin und sie (Safiyya) fiel ebenso hin. Er (der Gesandte Allahs) stand auf und bedeckte sie. Frauen schauten in seine Richtung und sagten: „Möge Allah diese Jüdin von uns fern halten!“ Er (der Überlieferer) sagte: „Ich sagte: „Abu Hamza, fiel Allahs Gesandter (ﷺ) wirklich hin?“ Er sagte: „Ja, bei Allah, er fiel tatsächlich hin.““ (Sahih Muslim, Buch 8, Hadith 3328)
Zusammenfassend
kann man hierbei sagen, dass es im Hadith weder einen Anzeichen dafür gibt,
dass der Prophet Muhammad auf irgendeine Weise bestraft wurde oder nicht.
Vielmehr ist es eine Situation, die jedem passieren könnte und dies beruht auf
reinste Interpretation.
Jeder von uns
ist einmal hingefallen oder hat Unfälle erlebt, jedoch könnte man bei all
diesen Situationen eine jegliche Bestrafung vorwerfen. Fakt ist aber, dass
keiner von uns einfach so behaupten kann, dass dies oder jenes die Strafe
Gottes gewesen ist, da wir hierfür eine direkte Offenbarung von Gott bräuchten.
Hätte Gott
tatsächlich den Propheten Muhammad bestrafen wollen, dann würde Er es nicht
dadurch tun, dass der Prophet hinfiel, sondern so, dass er die Botschaft unter
den Menschen nicht mehr verkünden kann. Jedoch wissen wir, dass der Prophet
Muhammad seine Mission vollendet hat – bis zu dem Grad, dass er folgende
Offenbarung von seinem Herrn erhielt:
Qur’an 5:3
Heute habe Ich
euch eure Religion vervollkommnet und Meine Gnade an euch vollendet und euch
den Islam zum Glauben erwählt.
Es ist
wichtig, dies zu verstehen, da wir Muslime niemals leugnen, dass der Prophet
Muhammad durch körperliche Schäden oder Krankheiten betroffen sein kann. D.h.
in diesen Angelegenheiten erfährt er keinen speziellen Schutz, sondern nur im
Hinblick darauf, dass er die Botschaft bzw. seine Mission vollständig
überbringen konnte, so wie es ihm sein Herr im Qur’an offenbart hat. Denn der
Prophet Muhammad war auch nur so wie wir ein menschliches Wesen.
Und uns ist es
auch wohl bekannt, dass der Prophet Muhammad krank wurde oder Verletzungen
erlitt – so starke sogar, dass man in der Schlacht von Badr dachte, dass er
gestorben ist.
Vermutungen und logische Fehler bei der Behauptung
Da die
Islamkritiker einerseits Überlieferungen akzeptieren, mit denen sie den
Propheten Muhammad ins falsche Licht stellen wollen und andererseits die Hadithe
als erfunden bezeichnen, in denen Safiya mit dem Propheten Muhammad zufrieden
ist und ihn freiwillig heiratet, können wir von ihrer Seite aus nicht wirklich
logische Zusammenhänge erwarten.
Deswegen
möchte ich hier kurz die Punkte zusammen fassen, die mir aufgefallen sind:
· wieso bestraft
Gott sowohl den Propheten Muhammad, als auch Safiya, wenn sie laut der
Auslegung der christlichen Missionare das Opfer war und vom Propheten Muhammad
angeblich dazu gezwungen wurde, ihn zu heiraten? Ist denn der Gott der
christlichen Missionare unfähig, den „Schuldigen“ zu bestrafen?
· wenn das
„Hinfallen“ die Strafe Gottes ist, wie ist dann die Niederlage der Banu Nadir,
der Banu Qurayza und der Polytheisten Mekkas zu verstehen?
· wieso hat Gott
den Propheten Muhammad nicht derart bestraft, dass er die Botschaft des Islam
nicht vollständig verkünden konnte? Dies wäre vielmehr ein Beweis dafür, dass Er
– wenn der Prophet Muhammad so ein schlimmer Mensch gewesen ist und göttliche
Bestrafung verdient hat – ihn für seine Verbrechen bestraft hat. Denn die
Islamkritiker behaupten ja immer, dass Muhammad den Qur’an selber geschrieben
hat. Die Frage, die man sich dann stellt, ist, wieso der christliche Gott nicht
im Stande war, den Propheten sachgerecht zu bestrafen, so wie er es verdient
hätte. Denn gemäß der Logik der Islamkritiker war ja Muhammad derjenige, der
sich folgenden Qur’an-Vers ausgedacht hat: „Sie
wollen Allahs Licht mit ihren Mündern auslöschen, doch Allah wird Sein Licht
vollenden, auch wenn die Ungläubigen es verwünschen.“ (Qur’an 61:8) Wieso
war der christliche Gott dann nicht im Stande, diese Prophezeiung zu kontern
und das Versprechen des „falschen Gottes Muhammads“ zu widerlegen. Stattdessen
gab Gott dem Propheten Muhammad die Oberhand in Bezug auf die jüdischen Stämme
und Polytheisten.
· Da die Kritik
der Islamkritiker auf keine islamische Quelle beruht (nirgendwo heißt es, dass
Muhammad wegen dem Vorfall Safiyas hingefallen ist, noch, dass es eine Strafe
von Gott war), können wir ebenso so eine Behauptung aufstellen: Jesus wurde
gekreuzigt, weil ihn Gott so bestraft hat. Dies ist auch tatsächlich die
Ansicht der Juden. Da die Christen dann sagen werden: nein, er wurde
gekreuzigt, weil er für unsere Sünden starb und das so in der Bibel steht – so
können wir dies getrost ignorieren, weil sie ebenfalls nur diesen einen Hadith
nehmen und die anderen ignorieren
Diese Kritik zeigt die Besonderheit des Islam
Der Grund,
wieso die Islamkritiker imstande sind, so detailreich und ereignis-bezogen zu
kritisieren, ist, weil wir Muslime im Gegensatz zu ihnen unsere Schriften und
die Lebensweise des Propheten Muhammad – auf Überlieferungsketten basierend –
detailgenau bewahrt haben und aus diesem Grund dazu fähig sind, auf diese Weise
tiefe Einblicke zu bekommen. Im Vergleich zu Christen: Sie haben nur die Bibel,
die weitaus nicht detailgenau wie die Hadithe ist, wobei wir Muslime sogar
hinsichtlich dessen mehrere Werke haben, die sich mit den Aussagen des
Propheten Muhammad befassen und diese Werke werden wiederum in mehrere Bücher
unterteilt. Daneben haben wir auch Geschichtsbücher, die ebenso das Leben des Propheten Muhammad erklären.
Zudem zeigt
uns die Tatsache, dass die christlichen Missionare aus jeder Mücke einen
Elefanten machen und überall nach möglichen Fehlern oder Verbrechen des
Propheten Muhammad suchen, wie verzweifelt sie sind.
Wahrlich, Allah weiß es am besten!
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