Ehrenmorde und al-Khidr
Im
Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen!
Danke an: Abu
Amina Elias
Frage
Erlaubt der Islam Männern, ihre Frauen und Töchter
zu töten, um die Ehre der Familie zu bewahren?
Antwort
Im Namen
Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen,
Mord aus
Selbstjustiz aus irgendeinem Grund ist Mord und im Islam verboten, egal welcher
Grund oder Entschuldigung der Mörder haben könnte.
Allah sagte:
وَلَا تَقْتُلُوا النَّفْسَ الَّتِي حَرَّمَ اللَّهُ إِلَّا بِالْحَقِّ ۚ ذَٰلِكُمْ وَصَّاكُم بِهِ لَعَلَّكُمْ تَعْقِلُونَ
Qur’an 6:151
(...) und ihr sollt
niemanden töten, dessen Leben Allah unverletzlich gemacht hat, außer
wenn dies gemäß dem Recht geschieht. Das ist es, was Er euch geboten hat, auf
daß ihr es begreifen möget.
Sogenannte „Ehrenmorde“
sind Fälle von Männern, die ihre Frauen oder Töchter getötet haben, weil sie
Ehebruch begangen haben oder an einem anderen skandalösen Verhalten beteiligt
waren. Sie
ermorden ihre Familienmitglieder wegen des kulturellen Drucks und der Schande,
die ihrem Familiennamen von der Gesellschaft auferlegt wurde. Diese
kriminellen Handlungen sind absolut verboten, weil es im Islam nicht zulässig
ist, dass jemand das Gesetz in die eigenen Hände nimmt. Der Prophet verbot es den Muslimen ausdrücklich,
die Person die Ehebruch beging, selbst zu bestrafen, denn die gesetzliche
Strafe bedarf eines ordnungsgemäßen Prozesses von rechtmäßigen Behörden
und Ehebruch erfordert ausdrücklich vier Augenzeugen, bevor die Strafe
angewandt werden kann.
Abu Huraira
berichtete: Sa'd ibn Ubadah sagte: „O Gesandter Allahs, wenn ich einen anderen
Mann mit meiner Frau finde, sollte ich ihn allein lassen, bis ich vier Zeugen
bringe?" Der Gesandte Allahs sagte: „Ja.“ Sa'd sagte: „Niemals! Bei Dem, Der
dich mit der Wahrheit gesandt hat, wenn mir das passiert wäre, würde ich
schnell das Schwert greifen!“ Der Prophet, Frieden und Segen seien auf ihm,
sagte:
„Hör auf deinen Führer, was er sagt. Wahrlich, er hat ein Ehrgefühl und ich habe ein größeres Ehrgefühl als er und Allah hat ein größeres Ehrgefühl als ich.“
Quelle: Sahih Muslim 1498, Klassifizierung: Sahih (authentisch)
„Hör auf deinen Führer, was er sagt. Wahrlich, er hat ein Ehrgefühl und ich habe ein größeres Ehrgefühl als er und Allah hat ein größeres Ehrgefühl als ich.“
Quelle: Sahih Muslim 1498, Klassifizierung: Sahih (authentisch)
(Bemerkung:
Gesetze der Scharia gelten niemals in nichtislamischen Ländern und auch nicht
in islamischen Ländern, in denen die Scharia nicht staatlich als Gesetzesführung
auferlegt wurde!)
In dieser Überlieferung verbot der
Prophet einem Mann, seine Frau zu verletzen, auch wenn er sie mit einem anderen
Mann erwischt hätte, obwohl sein Ehrgefühl verletzt wurde. Allah hat ein
größeres Ehrgefühl als jeder andere, doch hat er den Gläubigen verboten, juristische
Strafen ohne Autorität und ordnungsgemäßen Prozess anzuwenden.
Tatsächlich
hat die Frage der Ehrenmorde nichts mit dem zu tun, was vom Islam
vorgeschrieben und gelehrt wird, sondern vielmehr eine sensible kulturelle Dynamik, die
für Muslime nicht einzigartig ist. Juden, Christen und Hindus haben ihre Familienmitglieder
ebenfalls wegen der Ehre getötet.
Laut
Journalistin Nicole Papst:
Artikel in
westlichen Publikationen beschreiben oft Ehrenmorde als islamische Tradition. Zusammenfassende
Hinrichtungen von Frauen, die im Namen der Ehre durchgeführt werden, erhalten
oft eine religiöse Deckung, aber die Praxis geht vor dem Aufkommen des
Islam vor und ist in
anderen Kulturen zu finden. Um das Mittelmeer herum waren Ehrenmorde bis vor einigen
Jahrzehnten in Ländern wie Griechenland, Spanien und Italien zu sehen. Sie sind jetzt weitgehend verschwunden aber in Südamerika werden
immer noch Fälle gemeldet (...) Die
Verurteilung des Islam selbst aufgrund den Ehrenmorden ignoriert die Tatsache, dass diese Verbrechen
lange vor der Religion begangen wurden. Der Qur'an ist streng im Falle
des Ehebruchs, aber
es wird keine Selbstjustiz geduldet.
Quelle: Pope, N. (2012). Honor killings in the twenty-first century. S. 119,122
Quelle: Pope, N. (2012). Honor killings in the twenty-first century. S. 119,122
Darüber hinaus
ist die häusliche und familiäre Gewalt ein universelles Phänomen in allen
Kulturen und Religionen. Männer in westlichen Kulturen ermorden ihre Frauen oder Freundinnen,
nachdem sie mit einem anderen Mann
erwischt wurden. Ist das nicht ähnlich mit einem Ehrenmord? Vielmehr ist
der Unterschied, dass
die Medien oft westlich-häusliche Gewalt als individuell, zufällig und irrtümlich
berichten, aber häusliche Gewalt, die von Muslimen begangen wird, als
regelmäßige, religiös-sanktionierte und das als Beweis für eine
frauenfeindliche Kultur dargestellt wird. Deshalb wird die Realität der
Situation verdeckt, um eine Erzählung zu zeigen, wo der „zivilisierte“ Westen
die muslimische Frauen aus einem „zurückgebliebenen“ Osten rettet. Dennoch ist
es die Pflicht der muslimischen Gelehrten, Führer und Laien das zu tun, was sie
können, um die Phänomene der Ehrenmorde zu beenden.
Einige anti-muslimische
Schriftsteller haben behauptet, dass der Islam es rechtfertigt Kinder zu töten
und wollen es mit folgendem Bericht beweisen:
Ibn Abbas
berichtet: Der Gesandte Allahs tötete keine Kinder, also solltest du sie nicht töten außer
du weißt, was Al-Khidr über das Kind wusste, das er getötet hat.
Quelle: Sahih Muslim 1812, Erhaltung: Sahih (authentisch)
Quelle: Sahih Muslim 1812, Erhaltung: Sahih (authentisch)
Sie behaupten
es sei erlaubt, Kinder wegen der Geschichte im Qur'an zu töten, in der Al-Khidr
ein Kind tötete. Ein wichtiger Punkt der Geschichte ist jedoch, dass Al-Khidr dies nur
tat, weil Allah ihm sagte, dass der Junge ein Rebell werden würde. Da es
verstanden wird, dass Al-Khidr Kenntnis von dem Unsichtbaren hatte, das selbst
Moses nicht wusste, verwendet Ibn Abbas die Geschichte tatsächlich als Beweis gegen die Tötung
von Kindern.
An-Nawawi
kommentiert diese Überlieferung und sagt:
Die Bedeutung
ist, dass es
nicht erlaubt ist, Kinder zu töten, und es ist nicht erlaubt, die Geschichte
von Al-Khidr zu benutzen, der den Jungen getötet hat. Tatsächlich hat
Al-Khidr den Jungen nur getötet, weil Allah es ihm befohlen hat und das spezifisch nur für
ihn war, genau wie er am Ende der Geschichte sagte: „und ich tat es nicht aus eignem Ermessen“ (18:82).
Wenn du also über den Jungen weißt, wie er (Al-Khidr) es tat, dann kannst du
ihn töten, aber
es ist bekannt, dass niemand das Wissen kann, also ist es nicht zulässig,
Kinder zu töten.
Quelle: Sharh Sahih Muslim
Quelle: Sharh Sahih Muslim
Schlussfolgernd
konnten wir sehen, dass Ehrenmorde im Islam keine Rechtfertigung haben. Es sind
kriminelle Handlungen, die aufgrund des Drucks der Kultur und anderer
irreligiöser Gründe begangen werden. Muslime sollten alles tun, um dieses
Phänomen zu stoppen.
Der Erfolg kommt von Allah, und Allah weiß es am Besten.
Quelle: https://abuaminaelias.com/are-honor-killings-allowed-in-islam/; Danke an
einen Bruder für die Übersetzung dieses Beitrags ins Deutsche, möge Allah ihn
dafür reichlich belohnen.
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