Qur'an: "Fragt das Volk der Schrift!" Was und warum?



Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen!
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Vorwurf
Qur’an 16:43 und 21:7 sind die Verweise, die die Christen oft benutzen, um den Anschein zu machen, dass der Qur’an bezeugt, die Juden und Christen seien die Bastion des Monotheismus und folglich diejenigen, die die unverfälschten Schriften Gottes in ihren Händen halten.
So zitieren sie diese Qur’an-Verse:
فَاسْأَلُوا أَهْلَ الذِّكْرِ إِنْ كُنْتُمْ لَا تَعْلَمُونَ
Qur’an 16:43
so fragt die, welche die Ermahnung besitzen, wenn ihr  nicht wisset.
Dieselben Worte werden in Qur’an 21:7 wiederholt. Sie sagen, dass die großartigsten Exegeten wie zum Beispiel Ibn Abbas den Ausdruck „die, welche die Ermahnung besitzen“ sich auf die Fachkundigen aus dem Volk der Schrift bezieht, sodass dies bedeuten soll, dass sie auf dem richtigen Weg seien.
Die Wahrheit
Der Teil, dass sich dieser Ausdruck auf das Volk der Schrift bezieht, stimmt. Aber die Schlussfolgerung, welche sie hieraus entziehen, ist nicht wahr. Und dies erkennt man an direkt durch einen schlichten Gedankengang.
1 – Sogar wenn man einen kompletten Vers ohne Kontext zitiert, so verdeckt dies die Absicht der Herniedersendung des Verses. Dies gilt also nicht nur für das Zitieren des halben Verses (was hier gemacht wurde), sondern selbst für den Kontext! Der komplette Vers lautet wie folgt:
وَمَا أَرْسَلْنَا مِنْ قَبْلِكَ إِلَّا رِجَالًا نُوحِي إِلَيْهِمْ فَاسْأَلُوا أَهْلَ الذِّكْرِ إِنْ كُنْتُمْ لَا تَعْلَمُونَ
Qur’an 16:43 & Qur’an 21:7
Und vor dir entsandten Wir (auch) nur Männer, denen Wir die Offenbarung gegeben haben; so fragt die, welche die Ermahnung besitzen, wenn ihr  nicht wisset.
2 – Jeder, der die Lebensgeschichte des Propheten kennt, weiß, dass der Offenbarungsgrund sich auf die Polytheisten bezieht, die zweifelten, ob ein Mensch überhaupt ein Gesandter Allahs sein kann. Der Vers dient also als eine Antwort auf den Vorwurf gegen den Propheten seitens der Polytheisten, dass Menschen angeblich keine Propheten sein können.
3 – Die Verse vor und nach Qur’an 21:7 bestätigen diesen Kontext; Vers 3 spricht über die Polytheisten:
وَأَسَرُّوا النَّجْوَى الَّذِينَ ظَلَمُوا هَلْ هَذَا إِلَّا بَشَرٌ مِثْلُكُمْ
Qur’an 21:3
(...) Und die Frevler tuscheln im Geheimen: „Ist der da nicht ein Mensch  wie ihr? (...)“
Und in Vers 7 und 8 antwortet Allah zurück:
وَمَا أَرْسَلْنَا قَبْلَكَ إِلَّا رِجَالًا نُوحِي إِلَيْهِمْ فَاسْأَلُوا أَهْلَ الذِّكْرِ إِنْ كُنْتُمْ لَا تَعْلَمُونَ وَمَا جَعَلْنَاهُمْ جَسَدًا لَا يَأْكُلُونَ الطَّعَامَ وَمَا كَانُوا خَالِدِينَ
Qur’an 21:7-8
Und Wir entsandten vor dir lediglich Männer, denen Wir die Offenbarung zuteil werden ließen - fragt nur diejenigen, die von der Ermahnung wissen, wenn ihr (davon) nichts wisset. Und Wir machten ihnen keinen Leib, dass sie keiner Speise bedurft hätten, noch dass sie ewig lebten.
4 – Eine Überlieferung von Ibn Abbas, klärt den Kontext des Verses weiterhin auf:[1]
Ibn Abbas sagte: „Als Allah Muhammad als Gesandten sandte, weigerten die Araber sich, ihn zu akzeptieren und diejenigen, die sich weigerten, ihn zu akzeptieren, sagten: „Allah ist hoch erhabener, als dass Er einen sterblichen Mann wie Muhammad als Seinen Gesandten schicken würde.“ So offenbarte Allah: „Scheint es den Menschen so verwunderlich, dass Wir einem Manne aus ihrer Mitte eingegeben haben (...)“ (10:2) Und Er (Allah) sagte (weiterhin): „Und vor dir entsandten Wir (auch) nur Männer, denen Wir die Offenbarung gegeben haben; so fragt die, welche die Ermahnung besitzen, wenn ihr (etwas) nicht wisset.“ (16:43) Befragt die Leute der Ermahnung, d.h. die Leute der früheren Schrift, ob die Gesandten, die zu ihnen kamen, (sterbliche) Menschen oder Engel gewesen sind? Und wenn sie (euch erzählen), dass sie Menschen gewesen sind, so leugnet nicht, dass Muhammad ein Gesandter ist. Dann sagte Allah: „Auch vor dir entsandten Wir lediglich nur Männer, denen Wir die Offenbarung gaben, aus dem Volk der Städte. (...)“ (12:109), sodass diese nicht himmlische Geschöpfe gewesen sind, wie ihr es behauptet (oder erwartet.) (Tafsir Ibn Jarir al-Tabari 17/208 unter Quran 16: 43)
Zusammenfassung
5 – Alle obigen Punkte sind genug, um klarzustellen, dass diese Verse nicht bedeuten, dass man das Volk der Schrift als Aufseher des Glaubens ansehen soll oder sie zu Leuten erhebt, die ultimatives Wissen haben, sondern fordert lediglich die Polytheisten dazu auf, sich von ihnen bestätigen zu lassen, dass die Gesandten Allahs stets sterbliche Menschen gewesen sind und keine Engel usw.
6 – Selbst wenn wir sagen, dass diese Verse über die Wissensträger unter den Juden und Christen spricht, so beschränkt sich dies nur auf die Angelegenheit, ob Gesandte lediglich Menschen waren oder nicht. Denn wir wissen, dass dem Volk der Schrift sehr viele Gesandte entsandt worden sind.
7 – Ebenso zeigt diese Behauptung deren gerissene Art, Verse lediglich zur Hälfte zu zitieren.
LASST MICH DEN SPIEß UMDREHEN!
8 – Wenn solch eine falsche und unehrliche Zitierung irgendetwas beweisen sollte und zur Hälfte zitierte Verse als Wahrheit angenommen werden sollten, dann können wir daran festhalten, dass die Bibel Atheismus lehrt, da wir in den Psalmen lesen:
Psalm 14:1
„Es gibt keinen Gott.“
Dass dieser Vers in voller Länge jedoch anders heißt, ist eine andere Angelegenheit:
Psalm 14:1
Dem Chorleiter. Von David. Nur Narren reden sich ein: „Es gibt keinen Gott.“ / Sie sind völlig verdorben, / ihr Treiben ist ein Gräuel, / und keiner ist da, der noch Gutes tut.
Wenn es um die Bibel geht, so sind die Christen fair und zitieren immer den ganzen Vers. Wenn es aber um den Qur’an geht, so zitieren sie immer nur die Stellen, die ihnen passen.
Matthäus 7:1-2
1 "Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! 2 Denn so wie ihr über andere urteilt, wird man auch euch beurteilen, und das Maß, mit dem ihr bei anderen messt, wird auch euch zugemessen werden.
Wahrlich, Allah weiß es am Besten!




[1] Alle Texte wurden von mir frei aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt. Die originalen Quellen findet ihr hier: http://www.letmeturnthetables.com/2011/04/quran-says-ask-people-of-book-what-and.html

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