Hadithe: Allah und die Zeit



Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen!

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Vorwort
Einige Personen verstehen die folgende Überlieferung sehr schwer:
Abu Huraira berichtete: „Ich hörte Allahs Gesandten sagen: „Allah, der Erhabene und  Herrliche, sagte: „Der Sohn Adams verunglimpft Dahr (Zeit, Zeitalter, Äon, Ära), wobei Ich Dahr bin, denn in Meiner Hand sind Tag und Nacht.“ (Dieser Hadith existiert in Saheeh Bukhari, Imam Maliks Muwatta, Saheeh Muslim, Abu Da’ood, Musnad des Imam Ahmad und Tafsir Ibn Jarir al-Tabari)
Einige modernistisch geprägte Muslime erklären solche Überlieferungen als unauthentisch, indem sie behaupten, dass dies dem Qur’an widerspricht.[1]

Qur’an 45:24
Und sie sagen: „Es gibt nichts als dies unser irdisches Leben - wir sterben und wir leben - und nichts als die Zeit, die uns vernichtet.“ Jedoch sie besitzen darüber kein Wissen; sie vermuten es nur.
Solche Modernisten behaupten, dass wenn der Hadith als wahr angenommen wird, dies bedeuten würde, dass die polytheistischen Araber einen korrekten Glauben bezüglich Gott hatten, d.h. sie meinten, dass die Ursache des Todes Dahr ist, welcher Allah (u) ist. Sie behaupten auch noch, dass die polytheistischen Araber die Sonne, den Mond und die Planeten anbeteten und ihre Veränderung, Umdrehung und Rotation verursachen den Wechsel der Tage und die Zeit (Dahr), weswegen der Hadith polytheistische Götter bestätigen würde.
Bevor wir den Vers und den Hadith erklären, muss erwähnt werden, dass der Hadith nicht schwach ist und alle Überlieferer vertrauenswürdig sind. Eine Behauptung oder ein Angriff auf dessen Isnad wäre also nicht klug. Dieser Artikel stellt zudem den matn (Text) klar.
Der Qur’anvers spricht nicht wirklich für polytheistische Götter, sondern prangert sie eher an.
Ibn Kathir erklärt wie folgt:
Allah erwähnt hier den Glauben an Ad-Dahriyyah und die arabischen Götzenanbeter, welche an ihrem Glauben festhielten – den Jüngsten Tag leugnend – sagten:

﴿وَقَالُواْ مَا هِىَ إِلاَّ حَيَاتُنَا الدُّنْيَا نَمُوتُ وَنَحْيَا﴾

(Und sie sagen: „Es gibt nichts als dies unser irdisches Leben - wir sterben und wir leben) Sie sagen, dass es nur dieses Leben gibt; manche Menschen sterben, während andere geboren werden, ohne Auferstehung oder Gericht. Das war der Glaube der arabischen Polytheisten, welche den Jüngsten Tag leugneten, gefolgt von den atheistischen Philosophen unter ihnen, welche Schöpfung und Auferstehung leugneten. Dies war ebenso die Aussage der atheistischen Philosophen, welche den Schöpfer leugnen und denken, dass die Erde alle dreiundsechzigtausend Jahre seine ursprüngliche Form zurück bekommt, sodass der ganze Lebenszyklus wieder von vorne beginnt! Sie behaupten, dass dieser Zyklus für alle Ewigkeiten wiederholt wurde, sodass sie dem rationalen Denken und der göttlichen Offenbarung widersprachen. Sie sagten: 

﴿وَمَا يُهْلِكُنَآ إِلاَّ الدَّهْرُ﴾

(und nichts als die Zeit, die uns vernichtet.“) Allah, der Erhabene, antwortete hierauf:

﴿وَمَا لَهُمْ بِذَلِكَ مِنْ عِلْمٍ إِنْ هُمْ إِلاَّ يَظُنُّونَ﴾

(Jedoch sie besitzen darüber kein Wissen; sie vermuten es nur.) Was den Hadith anbelangt, welcher von den beiden Hadith-Sammlern des Sahih und Abu Dawud und An-Nasa’i anbelangt, so sagt Abu Hurayrah, dass der Gesandte Allahs sagte:

«يَقُولُ تَعَالَى: يُؤْذِينِي ابْنُ آدَمَ، يَسُبُّ الدَّهْرَ وَأَنَا الدَّهْرُ، بِيَدِيَ الْأَمْرُ، أُقَلِّبُ لَيْلَهُ وَنَهَارَه»

(Abu Huraira berichtete: „Ich hörte Allahs Gesandten sagen: „Allah, der Erhabene und  Herrliche, sagte: „Der Sohn Adams verunglimpft Dahr (Zeit, Zeitalter, Äon, Ära), wobei Ich Dahr bin, denn in Meiner Hand sind Tag und Nacht.“)

In einer anderen Überlieferung;

«لَا تَسُبُّوا الدَّهْرَ فَإِنَّ اللهَ تَعَالَى هُوَ الدَّهْر»

(Verflucht nicht Ad-Dahr (Zeit), denn Allah ist Ad-Dahr.) Ash-Shafi`i, Abu `Ubaydah und sämtliche andere Imame des Tafsir erklärten die Bedeutung der Aussage des Propheten:

«لَا تَسُبُّوا الدَّهْرَ فَإِنَّ اللهَ هُوَ الدَّهْر»

(Verflucht nicht Ad-Dahr (Zeit), denn Allah ist Ad-Dahr.) Sie sagten: „Während der Zeit der Jahiliyyah; wenn eine Heimsuchung, ein Unglück oder eine Katastrophe sie traf, pflegten die Araber zu sagen: „Wehe dem Ad-Dahr (der Zeit)!“ So beschuldigten sie diese Sachen dem Ad-Dahr (der Zeit), wobei sie in diesem Prozess Ad-Dahr verfluchten. Wahrlich, es ist Allah, der Erhabene und (zur Anbetung) Würdigste, welcher diese (und alle) Dinge, die passieren, verursacht.

Deswegen: wenn sie Ad-Dahr verfluchen, ist es so, wie wenn sie Allah Selbst verfluchen, wobei Er wahrheitsgemäß alle Ereignisse verursacht, sodass diese passieren. Somit war das Verunglimpfen des Ad-Dahr aus Betrachtungsweise, dass sie Allah beim Verunglimpfen des Ad-Dahr gemeint haben, verboten und – wie wir bereits gesagt haben – ihn (den Ad-Dahr) für das Auslösen (verzweifelter) Vorfälle beschuldigten.” (Tafsir Ibn Kathir, Surah Al-Jathiyah, Ayah 24.)
Wir sehen also: Die polytheitischen Araber sahen die Zeit (Ad-Dahr) als Verursacher solcher Begebenheiten, wobei in Wirklichkeit Allah (u) der Verursacher ist und es dann in diesem Kontext so ist, wie wenn Allah (u) verflucht wird, da Er diese Dinge verursacht. Es ist also nicht die Zeit, sondern Allah (u), Der diese Dinge verursacht, jedoch die Araber Allah (u) unter einem anderen Namen verfluchten. Dies meint Allah (u) mit der Aussage „wobei Ich Dahr bin“ in diesem Kontext des falschen Verständnisses seitens der Polytheisten.
Die Erklärung, die von Imam Ibn Kathir bereitgestellt und zitiert wird, ist verständlich. Der Hadith benutzt die Worte „wobei Ich Dahr bin, denn in Meiner Hand sind Tag und Nacht“, welche klar bedeuten, dass Derjenige, Der den Wechsel von Tag und Nacht verursacht, kein anderer als Allah (u), der Allmächtige, ist, welchen die polytheistischen Araber deutlich leugneten, als sie sagten: „Es gibt nichts als dies unser irdisches Leben - wir sterben und wir leben - und nichts als die Zeit, die uns vernichtet.“ Unter Zeit verstanden sie Glück oder etwas Unkontrolliertes. Diese Dinge schrieben sie nicht Allah (u) zu, was ein atheistischer Standpunkt ist. Die folgende Aussage des Ibn Qutayba macht alles viel klarer:  
سمع زياد رجلا يسبّ الزمان فقال: «لو كان يدري ما الزمان لعاقبته إنما الزمان هو السلطان
Ziyad hörte einen Mann, der die Zeit beschuldigte, wohingegen er sagte: „Wenn er wüsste, was die Zeit ist, würde ich ihn bestrafen, denn die Zeit ist nichts anderes als die Regierung selbst.“ (Ibn Qutayba’s Uyun al-Akhbar)
Kurz gefasst können wir feststellen, dass kein Widerspruch zwischen Qur’an und Hadith vorliegt und das Akzeptieren des Hadithes ändert nichts an der Bedeutung des Verses, noch ändert es etwas an dem Verständnis des qur’anischen Konflikts mit dem Hadith. Der Hadith besagt einfach, dass das Verunglimpfen der Zeit die Verunglimpfung Allahs ist, weil Er die Zeit, Ära etc. kontrolliert.  
Wahrlich, Allah weiß es am Besten!






[1] Dies gilt vor Allem für die Sekte der Qur’aniten, aber auch für viele andere.

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