Was ist in Dhul Khalasah passiert?

 

Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen!

Was ist in Dhul Khalasah passiert?

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Vorwort

Der Islam verbietet jeden militärischen Angriff gegen friedliche Menschen, insbesondere gegen Frauen, Kinder und Zivilisten. Die Prinzipien des gerechten Krieges werden an zahlreichen Stellen im Qur’an, in der Sunnah und in der klassischen Rechtsprechung zum Ausdruck gebracht. Diese Tatsache muss bei der Interpretation der umfangreichen Überlieferungen berücksichtigt werden, die manchmal in abgeschnittener Form ohne Beachtung des größeren Kontexts vorzufinden sind.

Ein Vorfall, welcher gerne verwendet wird, um den Islam falsch darzustellen, ist eine Überlieferung bezüglich des Konflikts mit dem Stamm der Daws und ihrem polytheistischen Tempel, der unter dem Namen Dhul Khalasah bekannt ist. Der Prophet befahl die Zerstörung des Tempels aufgrund ihrer anhaltenden Feindseligkeit gegenüber dem Islam und dem Versuch, den Monotheismus auf der arabischen Halbinsel zu untergraben.

Jarir ibn Abdullah berichtete: Zur Zeit der Unwissenheit gab es ein Haus namens Dhul Khalasah und es wurde behauptet, es sei die Ka'bah des Jemen. Der Prophet, Friede und Segen seien auf ihm, sagte:

هَلْ أَنْتَ مُرِيحِي مِنْ ذِي الْخَلَصَةِ

Wirst du mich von Dhul Khalasah befreien?

Jarir sagte:

فَنَفَرْتُ إِلَيْهِ فِي مِائَةٍ وَخَمْسِينَ مِنْ أَحْمَسَ فَكَسَرْنَاهُ فَكَسَرْنَاهُ وَقَتَلْنَا مَنْ وَجَدْنَا عِنْدَهُ

Ich ritt mit einhundertfünfzig Mann vom Stamm Ahmas und wir rissen es ab und töteten jeden, den wir dort fanden. (Ṣaḥīḥ Muslim 2476, Klassifizierung: sahih)

Den Überlieferern dieser Tradition dürften die genannten Namen und ihre nicht genannten Details bekannt gewesen sein. Die Beantwortung zwei wichtiger Fragen hilft uns, das Gesamtbild dieses Ereignisses zu verstehen: Warum war der militärische Angriff gerechtfertigt und wurden Zivilisten getötet?

Jarirs Aussage „wir haben jeden getötet, den wir dort gefunden haben“ ist keine allumfassende Aussage. Dieser spezielle Satz impliziert, dass die Kämpfer getötet wurden und nicht, dass buchstäblich jeder dort ums Leben kam. Es ist allgemein bekannt, dass der Prophet seine militärischen Stellvertreter davor gewarnt hat, Allah zu fürchten, was gleichbedeutend damit ist, sich vor ungerechten Handlungen zu fürchten, was insbesondere,Zivilisten betrifft.

Buraydah berichtete: Wenn der Gesandte Allahs, Friede und Segen seien auf ihm, einen Befehlshaber zur Armee entsendete, würde er ihn persönlich auffordern, Allah zu fürchten und gut zu den Muslimen zu sein, die bei ihm waren, sagend:

اغْزُوا بِسْمِ اللَّهِ وَفِي سَبِيلِ اللَّهِ قَاتِلُوا مَنْ كَفَرَ اغْزُوا وَلَا تَغُلُّوا وَلَا تَغْدِرُوا وَلَا تُمَثِّلُوا وَلَا تَقْتُلُوا وَلِيدًا

Gehe hinaus im Namen Allahs und auf Allahs Weg. Kämpfe gegen die, die leugnen. Gehe hinaus und plündere nicht, begehe keinen Verrat, verstümmele nicht und töte keine Kinder. (Sunan al-Tirmidhī 1408, Klassifizierung: sahih)

In einer anderen Überlieferung sagte der Prophet:

انْطَلِقُوا بِاسْمِ اللَّهِ وَبِاللَّهِ وَعَلَى مِلَّةِ رَسُولِ اللَّهِ وَلَا تَقْتُلُوا شَيْخًا فَانِيًا وَلَا طِفْلًا وَلَا صَغِيرًا وَلَا امْرَأَةً وَلَا تَغُلُّوا وَضُمُّوا غَنَائِمَكُمْ وَأَصْلِحُوا وَأَحْسِنُوا إِنَّ اللَّهَ يُحِبُّ الْمُحْسِنِينَ

Schreite im Namen Allahs, mit Allah und nach der Religion des Gesandten Allahs voran. Töte keine älteren Menschen, Kinder, Jugendliche oder Frauen. Stehle nicht von der Beute, sondern sammle sie ein und verhalte dich rechtschaffen und auf die beste Art und Weise. Wahrlich, Allah liebt diejenigen, die sich am besten benehmen. (Sunan Abī Dāwūd 2608, Klassifizierung: hasan)

Abdullah ibn Umar, möge Allah mit ihm zufrieden sein, sagte:

أَنَّ امْرَأَةً وُجِدَتْ فِي بَعْضِ مَغَازِي رَسُولِ اللَّهِ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ مَقْتُولَةً فَأَنْكَرَ رَسُولُ اللَّهِ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ قَتْلَ النِّسَاءِ وَالصِّبْيَانِ

Eine Frau wurde in einer der Schlachten des Gesandten Allahs, Friede und Segen seien auf ihm, getötet aufgefunden. Daher verurteilte der Gesandte Allahs die Tötung von Frauen und Kindern. (Ṣaḥīḥ al-Bukhārī 2851, Klassifizierung: muttafaqun alayhi)

Umar ibn al-Khattab, möge Allah mit ihm zufrieden sein, sagte:

لا تَغُلُّوا وَلا تَغْدِرُوا وَلا تُمَثِّلُوا وَلا تَقْتُلُوا وَلِيدًا وَاتَّقُوا اللَّهَ فِي الْفَلاحِينَ الَّذِينَ لا يَنْصُبُونَ لَكُمُ الْحَرْبَ

Stehle nicht von der Beute, sei nicht heimtückisch gegenüber dem Feind, verstümmele nicht die Toten, töte keine Kinder und fürchte Allah in Anbetracht der Bauern, die keinen Krieg gegen dich führen. (Sunan Sa'īd ibn Mansūr 2466)

Und Ibn Abbas, möge Allah mit ihm zufrieden sein, sagte:

لَا تَقْتُلُوا النِّسَاءَ وَلَا الصِّبْيَانَ وَلَا الشَّيْخَ الْكَبِيرَ وَلَا مَنْ أَلْقَى إِلَيْكُمُ السَّلَمَ وَكَفَ يَدَهُ فَإِنْ فَعَلْتُمْ هَذَا فَقَدَ اعْتَدَيْتُمْ

Töte keine Frauen, Kinder, Greise oder jegliche Person, die mit dem Frieden zu dir kommt und seine Hand vom Kämpfen zurückhält, denn wenn man dies getan hätte, hätte man sicherlich übertreten. (Tafsīr al-Ṭabarī 2:190)

Viele Überlieferungen dieser Art legen den Grundsatz fest, dass Zivilisten, Nichtkämpfer und kapitulierende Soldaten im Kampf nicht zu Schaden kommen dürfen. Juristen und Kommentatoren der Überlieferung von Jarir haben seine Aussage nie so verstanden, dass es erlaubt ist, diese geschützten Klassen von Menschen zu töten. Tatsächlich verwenden nicht einmal Terroristen die Aussage von Jarir, um ihre Missetaten zu rechtfertigen, sondern verlassen sich stattdessen auf eine andere verzerrte Logik.

Darüber hinaus gehörten die Götzen von Dhul Khalasah unter anderem dem Stamm der Daws an, die dem Islam feindlich gegenüberstanden und mit ihrer polytheistischen Religion der Ka'bah in Mekka Konkurrenz machen wollten.

Abu Huraira, möge Allah mit ihm zufrieden sein, sagte:

ذُو الْخَلَصَةِ طَاغِيَةُ دَوْسٍ الَّتِي كَانُوا يَعْبُدُونَ فِي الْجَاهِلِيَّةِ

Dhul Khalasah war ein Götze des Stammes der Daws, den sie in der Zeit der Unwissenheit verehrten. (Ṣaḥīḥ al-Bukhārī 6699, Klassifizierung: sahih)

Die Menschen von Dhul Khalasah bezeichneten ihren Tempel als die „Ka'bah des Jemen“, eine direkte Herausforderung für die heiligste Stätte des Islam. Allein die Anwesenheit von Muslimen, die in Mekka einen Gott anbeteten, war ein Affront gegen ihre Götter. Daws war auch als feindlicher Stamm bekannt, der von der vorislamischen Kultur des Stammes, der Blutfehden, der Gewalt und der Rache durchdrungen war.

Abu Huraira berichtete: Der Prophet, Friede und Segen seien auf ihm, sagte zu mir:

مِمَّنْ أَنْتَ

Wo kommst du her?

Ich sagte: „Ich bin vom Stamm der Daws.“ Der Prophet sagte:

مَا كُنْتُ أَرَى أَنَّ فِي دَوْسٍ أَحَدًا فِيهِ خَيْرٌ

Ich habe niemanden vom Stamm der Daws gesehen, der Gutes in sich hat. (Sunan al-Tirmidhī 3838, Klassifizierung: sahih)

Trotzdem weigerte sich der Prophet, den Stamm der Daws als Ganzes zu verurteilen und ermutigte seine Gefährten, sie auf sanfte Weise zum Islam einzuladen.

Abu Huraira berichtete: Die Gefährten sagten: „O Gesandter Allahs, der Stamm der Daws hat nicht an dich geglaubt und dich verworfen, also bete zu Allah gegen sie.“ Und es wurde gesagt: „Möge der Stamm Daws vernichtet werden!“ Der Prophet, Friede und Segen seien auf ihm, sagte:

اللَّهُمَّ اهْدِ دَوْسًا وَائْتِ بِهِمْ

Oh Allah, leite den Stamm der Daws und bringe sie zu mir. (Ṣaḥīḥ al-Bukhārī 4131, Klassifizierung: muttafaqun alayhi)

In einer anderen Überlieferung sagte der Prophet zu einem Mitglied des Stammes:

ارْجِعْ إِلَى قَوْمِكَ فَادْعُهُمْ إِلَى اللَّهِ وَارْفُقْ بِهِمْ

Kehre zu deinem Volk zurück und lade es zu Allah ein und sei sanft zu ihm. (Tārīkh Dimashq 24591)

Al-Qari kommentiert diese Tradition und sagt:

أَيْ بِوُقُوعِ الْعَذَابِ فَظَنَّ النَّاسُ أَنَّهُ يَدْعُو عَلَيْهِمْ فَقَالَ أَيْ لِكَوْنِهِ رَحْمَةً لِلْعَالَمِينَ وَهُدًى لِلنَّاسِ اللَّهُمَّ اهْدِ دَوْسَا وَائْتِ بِهِمْ

Das heißt, die Gefährten wollten, dass sie bestraft werden. Die Leute dachten, dass der Prophet gegen sie beten würde, aber er sagte wegen seinem Dasein als Barmherzigkeit für die Welten und als Führer für die Menschen: „O Allah, leite den Stamm der Daws und bringe sie zu mir.“ (Mirqāt al-Mafātīḥ 6005)

Daraus können wir verstehen, dass der Prophet wohlwollende Absichten gegenüber dem Stamm der Daws hatte, obwohl sie bösartige Absichten gegenüber dem Islam und den Muslimen hatten. Er ordnete den Angriff auf Dhul Khalasah gegen Ende seines Lebens an, nachdem er dem Stamm der Daws viele Jahre gegeben hatte, um die Botschaft des Islam zu hören, ohne Gewalt gegen ihre Zivilisten zu sanktionieren und nur als letztes Mittel, um das Recht der Muslime zu sichern, den Monotheismus auf der arabischen Halbinsel zu praktizieren.

 

 

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