Shirk oder Verfolgung – Was bedeutet das Wort Fitna? (Tafsir Q. 2:190-194 & Q. 8:39)
Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen!
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Oftmals wird das arabische Wort „fitna“ (فِتْنَةٌ) in Qur'an 2:190-194 und Qur'an 8:39 von den Kritikern des Islam mit der Bedeutung „shirk“ (Unglaube) in Verbindung gebracht. Sie behaupten, dass wenn der Qur'an frühen Gefährten den Befehl gab, gegen „fitna“ zu kämpfen, sie dazu angeordnet wurden, gegen Nicht-Muslime zu kämpfen, da sie nicht an den Islam geglaubt haben. Diese Behauptung hat keine Grundlage, wenn man sich die frühesten Quellen des Islam anschaut.
Die folgende Überlieferung ist von einem Gefährten des Propheten Muhammad und dieser stellt klar, was mit „fitna“ (فِتْنَةٌ) gemeint ist:
حَدَّثَنَا إِسْحَاقُ الْوَاسِطِيُّ، حَدَّثَنَا خَالِدٌ، عَنْ بَيَانٍ، عَنْ وَبَرَةَ بْنِ عَبْدِ الرَّحْمَنِ، عَنْ سَعِيدِ بْنِ جُبَيْرٍ، قَالَ خَرَجَ عَلَيْنَا عَبْدُ اللَّهِ بْنُ عُمَرَ فَرَجَوْنَا أَنْ يُحَدِّثَنَا، حَدِيثًا حَسَنًا ـ قَالَ ـ فَبَادَرَنَا إِلَيْهِ رَجُلٌ فَقَالَ يَا أَبَا عَبْدِ الرَّحْمَنِ حَدِّثْنَا عَنِ الْقِتَالِ فِي الْفِتْنَةِ وَاللَّهُ يَقُولُ {وَقَاتِلُوهُمْ حَتَّى لاَ تَكُونَ فِتْنَةٌ} فَقَالَ هَلْ تَدْرِي مَا الْفِتْنَةُ ثَكِلَتْكَ أُمُّكَ، إِنَّمَا كَانَ مُحَمَّدٌ صلى الله عليه وسلم يُقَاتِلُ الْمُشْرِكِينَ، وَكَانَ الدُّخُولُ فِي دِينِهِمْ فِتْنَةً، وَلَيْسَ كَقِتَالِكُمْ عَلَى الْمُلْكِ.
Sa`id bin Jubair berichtete: `Abdullah bin `Umar kam zu uns und wir hofften, dass er uns einen guten Hadith erzählen würde. Aber bevor wir ihn fragten, stand ein Mann auf und sagte zu ihm: „O Abu `Abdur-Rahman! Erzähle uns über die Kämpfe während der Zeit der Trübsäle, wie Allah sagt: „Und kämpft gegen sie, bis es keine Verwirrung (mehr) gibt.“ (Qur'an 2:193) Ibn `Umar sagte (zum Mann), „Weißt du, was mit der Verwirrung gemeint ist? Lass deine Mutter dich berauben! Muhammad pflegte, gegen die Polytheisten zu kämpfen, denn ein Muslim wurde in seiner Religion geprüft (die Polytheisten würden ihn entweder töten oder als Gefangenen in Ketten legen). Sein Kampf war nicht wie dein Kampf, der um der Herrschaft Willen ausgeführt wurde. (Sahih al-Bukhari Band 9, Buch 88, Hadith 215 https://sunnah.com/bukhari/92/46)
Der obige Hadith sagt, dass der Kampf nicht für die „Führerschaft/Vorherrschaft“ ausgeführt werden kann. Der Kampf hinsichtlich fitna ist in Bezug auf Verfolgung und Unterdrückung. Hier ist eine längere Version des Hadith:
حَدَّثَنَا مُحَمَّدُ بْنُ بَشَّارٍ، حَدَّثَنَا عَبْدُ الْوَهَّابِ، حَدَّثَنَا عُبَيْدُ اللَّهِ، عَنْ نَافِعٍ، عَنِ ابْنِ عُمَرَ ـ رضى الله عنهما ـ أَتَاهُ رَجُلاَنِ فِي فِتْنَةِ ابْنِ الزُّبَيْرِ فَقَالاَ إِنَّ النَّاسَ قَدْ ضُيِّعُوا، وَأَنْتَ ابْنُ عُمَرَ وَصَاحِبُ النَّبِيِّ صلى الله عليه وسلم فَمَا يَمْنَعُكَ أَنْ تَخْرُجَ فَقَالَ يَمْنَعُنِي أَنَّ اللَّهَ حَرَّمَ دَمَ أَخِي. فَقَالاَ أَلَمْ يَقُلِ اللَّهُ {وَقَاتِلُوهُمْ حَتَّى لاَ تَكُونَ فِتْنَةٌ } فَقَالَ قَاتَلْنَا حَتَّى لَمْ تَكُنْ فِتْنَةٌ، وَكَانَ الدِّينُ لِلَّهِ، وَأَنْتُمْ تُرِيدُونَ أَنْ تُقَاتِلُوا حَتَّى تَكُونَ فِتْنَةٌ، وَيَكُونَ الدِّينُ لِغَيْرِ اللَّهِ. وَزَادَ عُثْمَانُ بْنُ صَالِحٍ عَنِ ابْنِ وَهْبٍ، قَالَ أَخْبَرَنِي فُلاَنٌ، وَحَيْوَةُ بْنُ شُرَيْحٍ، عَنْ بَكْرِ بْنِ عَمْرٍو الْمَعَافِرِيِّ، أَنَّ بُكَيْرَ بْنَ عَبْدِ اللَّهِ، حَدَّثَهُ عَنْ نَافِعٍ، أَنَّ رَجُلاً، أَتَى ابْنَ عُمَرَ فَقَالَ يَا أَبَا عَبْدِ الرَّحْمَنِ مَا حَمَلَكَ عَلَى أَنْ تَحُجَّ عَامًا وَتَعْتَمِرَ عَامًا، وَتَتْرُكَ الْجِهَادَ فِي سَبِيلِ اللَّهِ عَزَّ وَجَلَّ، وَقَدْ عَلِمْتَ مَا رَغَّبَ اللَّهُ فِيهِ قَالَ يَا ابْنَ أَخِي بُنِيَ الإِسْلاَمُ عَلَى خَمْسٍ إِيمَانٍ بِاللَّهِ وَرَسُولِهِ، وَالصَّلاَةِ الْخَمْسِ، وَصِيَامِ رَمَضَانَ، وَأَدَاءِ الزَّكَاةِ، وَحَجِّ الْبَيْتِ. قَالَ يَا أَبَا عَبْدِ الرَّحْمَنِ، أَلاَ تَسْمَعُ مَا ذَكَرَ اللَّهُ فِي كِتَابِهِ {وَإِنْ طَائِفَتَانِ مِنَ الْمُؤْمِنِينَ اقْتَتَلُوا فَأَصْلِحُوا بَيْنَهُمَا} {إِلَى أَمْرِ اللَّهِ} {قَاتِلُوهُمْ حَتَّى لاَ تَكُونَ فِتْنَةٌ} قَالَ فَعَلْنَا عَلَى عَهْدِ رَسُولِ اللَّهِ صلى الله عليه وسلم وَكَانَ الإِسْلاَمُ قَلِيلاً، فَكَانَ الرَّجُلُ يُفْتَنُ فِي دِينِهِ إِمَّا قَتَلُوهُ، وَإِمَّا يُعَذِّبُوهُ، حَتَّى كَثُرَ الإِسْلاَمُ فَلَمْ تَكُنْ فِتْنَةٌ. قَالَ فَمَا قَوْلُكَ فِي عَلِيٍّ وَعُثْمَانَ قَالَ أَمَّا عُثْمَانُ فَكَأَنَّ اللَّهَ عَفَا عَنْهُ، وَأَمَّا أَنْتُمْ فَكَرِهْتُمْ أَنْ تَعْفُوا عَنْهُ، وَأَمَّا عَلِيٌّ فَابْنُ عَمِّ رَسُولِ اللَّهِ صلى الله عليه وسلم وَخَتَنُهُ. وَأَشَارَ بِيَدِهِ فَقَالَ هَذَا بَيْتُهُ حَيْثُ تَرَوْنَ.
Nafi berichtete: Während des Trübsals des Ibn Az-Zubair kamen zwei Männer zu Ibn `Umar und sagten: „Die Menschen sind verloren und du bist der Sohn des `Umar und der Gefährte des Propheten, was verbietet dir also, hinaus zu kommen?“ Er sagte: „Was mich daran hindert, ist, dass Allah es für verboten erklärt hat, das Blut meines Bruders zu vergießen.“ Sie beide sagten: „Hat Allah nicht gesagt: „Und kämpft gegen sie, bis es keine Verwirrung (mehr) gibt.“?“ Er sagte: „Wir kämpften, bis es keine Verwirrung mehr gab und die Anbetung nur Allah gebührte, während ihr kämpfen wollt, bis es Verwirrung gibt und bis die Anbetung für einen anderen zusteht außer Allah.“ ... Möchtet ihr nicht hören, warum Allah in Seinem Buch erwähnt hat: „Und wenn zwei Parteien der Gläubigen einander bekämpfen, dann stiftet Frieden zwischen ihnen; wenn jedoch eine von ihnen sich gegen die andere vergeht, so bekämpft diejenige, die im Unrecht ist“ (Qur'an 49.9) und: „Und kämpft gegen sie, bis es keine Verwirrung (FITNA فِتْنَةٌ) (mehr) gibt“ Ibn `Umar sagte: „Wir taten dies während der Lebenszeit des Gesandten Allahs, als der Islam nur einige Befolger hatte. Ein Mann wurde aufgrund seiner Religion der Versuchung ausgesetzt; man würde ihn entweder töten oder foltern. Aber als die Anzahl der Muslime stieg, gab es keine Verwirrung oder Unterdrückung (fitna) mehr. ... (Sahih al-Bukhari Band 6, Buch 60, Hadith 40 https://sunnah.com/urn/41950)
Und:
حَدَّثَنَا الْحَسَنُ بْنُ عَبْدِ الْعَزِيزِ، حَدَّثَنَا عَبْدُ اللَّهِ بْنُ يَحْيَى، حَدَّثَنَا حَيْوَةُ، عَنْ بَكْرِ بْنِ عَمْرٍو، عَنْ بُكَيْرٍ، عَنْ نَافِعٍ، عَنِ ابْنِ عُمَرَ ـ رضى الله عنهما ـ أَنَّ رَجُلاً، جَاءَهُ فَقَالَ يَا أَبَا عَبْدِ الرَّحْمَنِ، أَلاَ تَسْمَعُ مَا ذَكَرَ اللَّهُ فِي كِتَابِهِ {وَإِنْ طَائِفَتَانِ مِنَ الْمُؤْمِنِينَ اقْتَتَلُوا} إِلَى آخِرِ الآيَةِ، فَمَا يَمْنَعُكَ أَنْ لاَ تُقَاتِلَ كَمَا ذَكَرَ اللَّهُ فِي كِتَابِهِ. فَقَالَ يَا ابْنَ أَخِي أَغْتَرُّ بِهَذِهِ الآيَةِ وَلاَ أُقَاتِلُ أَحَبُّ إِلَىَّ مِنْ أَنْ أَغْتَرَّ بِهَذِهِ الآيَةِ الَّتِي يَقُولُ اللَّهُ تَعَالَى {وَمَنْ يَقْتُلْ مُؤْمِنًا مُتَعَمِّدًا} إِلَى آخِرِهَا. قَالَ فَإِنَّ اللَّهَ يَقُولُ {وَقَاتِلُوهُمْ حَتَّى لاَ تَكُونَ فِتْنَةٌ}. قَالَ ابْنُ عُمَرَ قَدْ فَعَلْنَا عَلَى عَهْدِ رَسُولِ اللَّهِ صلى الله عليه وسلم إِذْ كَانَ الإِسْلاَمُ قَلِيلاً، فَكَانَ الرَّجُلُ يُفْتَنُ فِي دِينِهِ، إِمَّا يَقْتُلُوهُ وَإِمَّا يُوثِقُوهُ، حَتَّى كَثُرَ الإِسْلاَمُ، فَلَمْ تَكُنْ فِتْنَةٌ، فَلَمَّا رَأَى أَنَّهُ لاَ يُوَافِقُهُ فِيمَا يُرِيدُ قَالَ فَمَا قَوْلُكَ فِي عَلِيٍّ وَعُثْمَانَ. قَالَ ابْنُ عُمَرَ مَا قَوْلِي فِي عَلِيٍّ وَعُثْمَانَ أَمَّا عُثْمَانُ فَكَانَ اللَّهُ قَدْ عَفَا عَنْهُ، فَكَرِهْتُمْ أَنْ يَعْفُوَ عَنْهُ، وَأَمَّا عَلِيٌّ فَابْنُ عَمِّ رَسُولِ اللَّهِ صلى الله عليه وسلم وَخَتَنُهُ. وَأَشَارَ بِيَدِهِ وَهَذِهِ ابْنَتُهُ أَوْ بِنْتُهُ حَيْثُ تَرَوْنَ.
Ibn `Umar erzählte: … Ibn `Umar sagte: „O Sohn meines Bruders! Mir wäre es lieber, dabei beschuldigt zu werden, aufgrund dieses Verses nicht zu kämpfen, als aufgrund eines anderen Verses beschuldigt zu werden, in dem Allah sagt: „Und wer einen Gläubigen vorsätzlich tötet...“ (Qur'an 4:93) Dann sagte dieser Mann: „Allah sagt: „Und kämpft gegen sie, damit keine Verführung mehr stattfinden kann und (kämpft,) bis sämtliche Verehrung auf Allah allein gerichtet ist.“ (Qur'an 8:39)“ Ibn `Umar sagte: „Wir taten dies während der Lebenszeit des Gesandten Allahs, als die Anzahl der Muslime niedrig war und ein Mann aufgrund seiner Religion der Prüfung ausgesetzt wurde, sodass die Polytheisten ihn entweder töten oder in Ketten legen würden; aber als die Anzahl der Muslime anstieg (und der Islam sich verbreitete), gab es keine Verfolgung (فِتْنَةٌ).“ Als dieser Mann sah, dass Ibn `Umar seinem Vorschlag nicht zustimmte, sagte er: „Was ist deine Meinung bezüglich `Ali und `Uthman?“ Ibn `Umar sagte: „Was ist meine Meinung bezüglich `Ali und `Uthman? Was `Uthman angeht, vergab ihm Allah und dir gefiel es nicht, ihm zu vergeben und `Ali ist der Cousin und Schwiegersohn des Gesandten Allahs.“ Dann wies er mit seiner Hand hin und sagte: „Und das ist (das Haus) seiner Tochter, das ihr sehen könnt.“ (Sahih al-Bukhari volume 6, Book 60, Hadith 173 https://sunnah.com/urn/43280)
Und diese Überlieferung aus Fath al-Bari:
„Und kämpft gegen sie, bis es keine Verwirrung (FITNA فِتْنَةٌ) (mehr) gibt…“
Ibn Umar sagte: „Wir taten dies während der Lebenszeit des Gesandten Allahs, als der Islam schwach war und der Mensch in seiner Religion geprüfte wurde, entweder zu Tode gefoltert oder gefangen genommen wurde. Als der Islam stärker wurde und sich verbreitete, gab es keine Fitnah mehr.“...“ (Fath al-Bari Band 8, S. 160) (Tafsir Ibn Kathir (Abridged) [Abridged by A Group of Scholars Under The Supervision Of Shaykh Safiur-Rahman Al-Mubarakpuri. Maktaba Dar-us-Salam – Second Edition, 2003] Band 4 S. 314)
Ibn Umar sagte: „Wir taten dies während der Lebenszeit des Gesandten Allahs, als der Islam schwach war und der Mensch in seiner Religion geprüfte wurde, entweder zu Tode gefoltert oder gefangen genommen wurde. Als der Islam stärker wurde und sich verbreitete, gab es keine Fitnah mehr.“...“ (Fath al-Bari Band 8, S. 160) (Tafsir Ibn Kathir (Abridged) [Abridged by A Group of Scholars Under The Supervision Of Shaykh Safiur-Rahman Al-Mubarakpuri. Maktaba Dar-us-Salam – Second Edition, 2003] Band 4 S. 314)
Ibn Kathir erklärt, dass „fitnah“ in Surah 8:39-41 klassisch gesehen so verstanden wird, dass ein Muslim so sehr verfolgt wird, dass er seine Religion aufgeben könnte. In seiner Fußnote bezieht er sich auf Ibn Abi Hatim (854 – 938 n. Chr.), der ebenso diese Meinung vertritt:
„bis es keine Verwirrung (FITNA فِتْنَةٌ) (mehr) gibt“ die Fitnah, die hier erwähnt wird, bedeutet, bis kein Muslim mehr verfolgt wird, sodass er seine Religion verlässt.“ (Ibn Abi Hatim Band 5, S. 1701) (Tafsir Ibn Kathir (Abridged) [Abridged by A Group of Scholars Under The Supervision Of Shaykh Safiur-Rahman Al-Mubarakpuri. Maktaba Dar-us-Salam – Second Edition, 2003] Band 4 S. 314)
Wenn einige Kommentare oder der obige Hadith das Wort fitnah in Bezug auf „bis sämtliche Verehrung auf Allah allein gerichtet ist.“ in Klammern erwähnen, sollte man bedenken, dass sich dies auf einige Muslime bezieht, die durch Zwang zum Polytheismus (shirk) konvertiert sind und sie so die Götzen oder Götter der Verfolger anbeten mussten. Somit ist hier gemeint, dass kein Shirk mehr in diesem Sinne stattfinden darf, sodass keine Person mehr verfolgt wird und sie so aufgrund der Unterdrückung in den polytheistischen Glauben der Verfolger zurück fallen.
Zusammenfassung:
Diese Überlieferungen, die wir oben gezeigt haben, beweisen, dass fitnah im Falle der Verse 2:190-194 & 8:39 eine Situation ist, die physische Verfolgung und Unterdrückung gegen Muslime erfordert, bevor irgendein Kampf stattfinden kann. Dies beweist ebenso, dass es ein Kampf zwischen den Schwachen und Starken ist und nicht ein Kampf eines Starken, der den Islam anderen aufzwingt. Deswegen wurde das Wort „fitna“ in den oben genannten Versen durch die Gefährten des Propheten als Verfolgung und Unterdrückung verstanden.
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