Allah zeigt keine Reue: Untersuchung des Gebrauchs des Wortes "taaba" für Allah
Danke an: www.icraa.org
Waqar Akbar
Cheema, übertragen ins Deutsche durch Khalid abdul-Musawwir
Auszug
Einige Kritker
des Islam haben sich zum Ziel gesetzt, falsche Informationen über Allah zu
verbreiten, indem sie eine inkorrekte Übersetzung und Erklärung des Wortes
„twabah“ (Reue) wiedergeben. Sie nutzen ihr eingeschränktes Wissen der
arabischen Sprache, um zu suggerieren, dass Allah hinsichtlich irgendeiner
Person/irgendeinem Wesen Reue zeigt, obwohl Allah hoch erhaben darüber ist,
Sich bei irgendeiner Person/irgendeinem Wesen in diesem Sinne in Reue
zuzuwenden. Vielmehr ist es Allah, Der Sich einem Individuum zuwendet, welcher
sich nach Reue sehnt. Dieser Artikel wird erklären, wie dieses Verständnis des
Wortes „tawbah“ ein klares Missverständnis im Gebrauch der Präpositionen ist,
die mit dem Wort in Verbindung gebracht werden. Dieser Artikel wird
klarstellen, dass es anhand der arabischen Sprache unmöglich ist, dem Gebrauch
des Wortes „tawbah“ eine andere Bedeutung zuzuschreiben, wenn dieses mit Allah
gebraucht wird und es wird klar sein, in welchen Fällen dies Menschen zutrifft
und in welchen Fällen dies exklusiv für Allah zutrifft.
1. Einführung
Im heiligen
Qur’an wird das Wort „tawbah“ für beide – Allah und Seine Diener – verwendet.
Während es klar ist, dass dies Reue bedeutet, wenn es für Menschen verwendet
wird, geraten Menschen immer in Verwirrung hinsichtlich der Bedeutung beim
Gebrauch für Allah. Die fehlinformierten Kritiker des Islam argumentieren, dass
dies bedeute, dass Allah gemäß Qur’an tatsächlich bei irgendjemandem Reue
zeigt.
Lasst uns die
wahren Bedeutungen des Wortes betrachten und ebenso seine variierenden
Gebräuche im Buch Allahs.
2. Bedeutung des Wortes „taaba“
Die wahre
Bedeutung des Wortes „taaba“/„tawbah“ ist „umkehren“ oder „Reue zeigen“, was
„ablassen“ oder „umkehren“ impliziert.[1]
Als nächstes
beachten wir den Gebrauch verschiedener grammatikalischer Formen des Wortes im
Qur’an – für Allah, den Allmächtigen und für Menschen.
3. Grammatikalische Formen im Gebrauch für die
Menschen
Das Verb, das
sich von „taaba“/„yatoobu“ ableitet, hat hauptsächlich drei grammatikalische
Formen.
1) Sie werden
als intransitive Verben verwendet (d.h. ohne dass das Wort mit einer
Präposition verwendet wird), wie in Qur’an 6:54:
وإذا جاءك الذين يؤمنون بآياتنا فقل سلام عليكم كتب ربكم على نفسه الرحمة أنه من عمل منكم سوءا بجهالة ثم تاب من بعده وأصلح فأنه غفور رحيم
Qur’an 6:54
Und wenn jene,
die an Unsere Zeichen glauben, zu dir kommen, so sprich: „Friede sei auf euch!
Euer Herr hat Sich Selbst Barmherzigkeit vorgeschrieben; wenn einer von euch
unwissentlich etwas Böses tut und es danach bereut (taaba) und sich bessert, so
ist Er Allvergebend, Barmherzig.““
Auf diese
Weise wird es exklusiv für Menschen verwendet.
2) Sie werden
als Transitive mit der Präposition „ilaa“ (d.h. gegenüber) verwendet:
أفلا يتوبون إلى الله ويستغفرونه والله غفور رحيم
Qur’an 5:74
Wollen sie
sich denn nicht reumütig (yatoobuna ilaa) Allah wieder zuwenden und Ihn um
Verzeihung bitten? Und Allah ist Allverzeihend, Barmherzig.
Solch eine
Konstruktion ist ebenso für Menschen vorbehalten.
4. Grammatikalische Form im Gebrauch für
Allah
Die transitive
Verbform mit der Präposition ‘alaa (lit. auf/bei) ist für Allah
vorbehalten, z.B.:
رَبَّنَا وَاجْعَلْنَا مُسْلِمَيْنِ لَكَ وَمِنْ ذُرِّيَّتِنَا أُمَّةً مُسْلِمَةً لَكَ وَأَرِنَا مَنَاسِكَنَا وَتُبْ عَلَيْنَا إِنَّكَ أَنْتَ التَّوَّابُ الرَّحِيمُ
Qur’an 2:128
Und, unser
Herr, mach uns Dir ergeben und aus unserer Nachkommenschaft eine Gemeinde, die
Dir ergeben ist. Und zeige uns, wie wir Dich anbeten sollen und wende uns Deine
Gnade wieder zu (wa tub ‘alayna); denn wahrlich, Du bist der gnädig
Sich-wieder-Zuwendende, der Barmherzige.
Diese
Konstruktion wird nur für Allah verwendet und deutet darauf hin, dass Allah –
als Schöpfer von Allem – die Fähigkeit
der Reue für Seine Dienern bereit hält und so ihre Rückkehr zu ihrem Herrn
akzeptiert. Da das Endresultat die Akzeptanz der Reue ist, wird dies einfach so
ausgesagt, um diese Bedeutung hervorzurufen und wird aus diesem Grund auch auf
diese Weise übersetzt.
5. Kommentare der Gelehrten
Die folgenden
Kommentare werden dabei helfen, die obigen Aussagen zu verstehen.
Al-Bayhaqi
(gest. 458 n. H.) zitierte Abu Sulayman al-Khattabi (gest. 388 n. H.), welcher
sagte:
التواب هو الذي يتوب على عباده فيقبل توبتهم كلما تكررت التوبة تكرر القبول , وهو يكون لازما ويكون متعديا بحرف يقال: تاب الله على العبد بمعنى وفقه للتوبة فتاب العبد كقوله: {ثم تاب عليهم ليتوبوا} [التوبة: 118] ومعنى التوبة عود العبد إلى الطاعة بعد المعصية
Al-Tawwab ist
Jemand, Der Seinen Sklaven (die Möglichkeit der) Reue erweist und ihre Reue
akzeptiert. Wann auch immer sie die Reue wiederholen, akzeptiert Er sie. Und es
(das Wort „taaba“ und dessen Ableitungen) können im Gebrauch intransitiv oder
transitiv sein. Es wurde gesagt: „Allah erwies über Seinen Sklaven Reue“,
bedeutend, dass Er seine Reue akzeptierte, „so bereute der Sklave“ wie in der
Aussage Allahs: „Da kehrte Er Sich ihnen mit Erbarmen
zu, auf daß sie sich bekehren mögen.“ (Qur’an 9:118) Und die Bedeutung
der Reue ist, sich nach der Übertretung dem Gehorsam hinzuwenden.[2]
Die Erklärung und
Qur’an 9:118 sind über den intransitiven und transitiven Gebrauch des Wortes,
wie oben erwähnt.
Über die
Bedeutungen der Wörter „und Er wandte Sich ihm zu“ (fa-taaba ‘alayhi)
kommentierend, schreibt at-Tabari (gest. 310 n. H.):
“فتاب عليه”، يعني رزقه التوبة من خطيئته. والتوبة معناها الإنابة إلى الله، والأوبة إلى طاعته مما يكره من معصيته.
„Er
akzeptierte seine Reue“ bedeutet, dass Er ihm Reue für seinen Fehler erwies.
Reue bedeutet „Umkehr zu Gott“, Ihm in Gehorsam vom Ungehorsam – was Er
verabscheut – hinweg umzukehren.[3]
Dies ist das
wahre Verständnis des Wortes „tawbah“ für Allah – dass Er, als der ultimative
Schöpfer aller Handlungen – Seinen Sklaven Reue erweist, die bereit sind, ihre
Taten zu ändern und so akzeptiert Er ihre Entschlossenheit, das Begehen der
Sünde(n) aufzugeben. Qur’an 4:17 ist ein klarer Beweis für diesen Gebrauch und
dessen Bedeutung.
Fakhr ad-Deen
ar-Razi (gest. 606 n. H.) erklärte dies in den folgenden Worten:
والتوبة لفظة يشترك فيها الرب والعبد، فإذا وصف بها العبد فالمعنى رجع إلى ربه لأن كل عاص فهو في معنى الهارب من ربه فإذا تاب فقد رجع عن هربه إلى ربه فيقال: تاب إلى ربه والرب في هذه الحالة كالمعرض عن عبده وإذا وصف بها الرب تعالى فالمعنى أنه رجع على عبده برحمته وفضله ولهذا السبب وقع الاختلاف في الصلة، فقيل في العبد: تاب إلى ربه. وفي الرب على عبده
Das Wort „tawbah“
wird für beide – den Herrn (Allah) und den Diener verwendet. Wenn es für den Diener
verwendet wird, bedeutet es seine Umkehr zu seinem Herrn, denn jede Sünde ist
wie das Wegrennen von Allah und jemand, der bereut, kehrt von seinem Abhauen zu
seinem Herrn um. Aus diesem Grund wird gesagt: „Er kehrte zu seinem Herrn
zurück.“ Der Herr ist in diesem Fall Derjenige, Der sich von Seinem Sklaven
abgewendet hat. Und wenn dies für den Herrn (Allah), dem Allmächtigen,
verwendet wird, so ist die Bedeutung, dass Er mit Seiner Barmherzigkeit und
Seinen Segnungen Sich Seinem Diener zugewendet hat. Und aus diesem Grund liegt
ein Unterschied in der Präposition vor. Für den Diener wird gesagt: „Er wandte
sich zu Seinem Herrn zu.“ (ilaa rabbuhu), und für den Herrn „erwies (Reue) auf
Seinem Diener“ (‘alaa ‘abdihi).[4]
John Penrice erklärt
ebenso:
Gott Reue
zeigen (mit إلى); sich selbst in einer reumütigen Art zuwenden; gegenüber
Männern nachgeben, wie Gott (mit على m).[5]
Der Wechsel der
Bedeutungen eines Verbes hinsichtlich der Änderung in der damit verbundenen
Präposition ist ein Konzept, das ebenso
in vielen – womöglich sogar in allen – Sprachen vertreten ist. Beispielsweise
im Englischen. „call on“ bedeutet „besuchen/Gast sein“, wobei „call up“
„jemanden aufrufen (vor Allem im militärischen Dienst)“ bedeutet. Wie beziehen
wir dies der Bedeutung des Wortes „call“ selbst? Dieses Beispiel zeigt, dass es
klar ist, dass die Präsenz und Wahl der Präposition die Bedeutungen des Wortes
steuert und dies ist nichts Neues.
Die obigen
Details zeigen alle Gebrauchsarten außer die der Form „tawwab“, was literaisch
betrachtet „jemand, der umkehrt“
bedeutet. Über dies ist das folgende Wissen zwingend notwendig.
Al-Qurtubi
(gest. 671 n. H.) schreibt:
وصف نفسه سبحانه وتعالى بأنه التواب وتكرر في القرآن معرفا ومنكرا واسما وفعلا. وقد يطلق على العبد أيضا تواب قال الله تعالى:” إن الله يحب التوابين ويحب المتطهرين” [البقرة: 222] . قال ابن العربي: … توبة الله على العبد قبول توبته وذلك يحتمل أن يرجع إلى قوله سبحانه وتعالى: قبلت توبتك
Allah, der
Allmächtige, bezieht auf Sich selbst mit „al-Tawwab“ und hat dies so
wiederholterweise im Qur’an als Verb und als Nomen getan, was beides angemessen
und gewöhnlich ist. Und ähnlicherweise kann es für Menschen ebenso verwendet
werden. Allah, der Allmächtige, sagt: „Wahrlich,
Allah liebt diejenigen, die sich (Ihm) reuevoll zuwenden (al-tawwabeen) und die
sich reinigen.“ (2:222) Ibn al-‘Arabi [Zitieren einiger Gelehrter] sagte:
„...wenn Allah Sich einer Person hinwendet; das bedeutet, dass Er seine Reue
annimmt. Und dies kann auf die Worte des Allmächtigen bezogen werden[6]: „O Sohn
Adams! Ich habe deine Reue angenommen.““[7]
Tatsächlich
kann dies ebenso auf einige andere Passagen des Qur’an bezogen werden, z.B. 9:104,
40:3 und 42:25.
Selbst im Fall
der Form „tawwab“ folgt dem Gebrauch für Allah und den Menschen dasselbe Muster
in Anbetracht der bezogenen Präposition. Ibn Qutaybah (gest. 276 n. H.) hebt
dies in den folgenden Beispielen hervor:
“العبد تواب إلى الله من الذنب”، و “الله تواب عليه”
Der Sklave
wendet sich (tawwabun ilaa) Allah aufgrund seiner Sünde zu und Allah erweist
Reue über (tawwabun ‘alaa) ihn.[8]
Im heiligen
Qur’an jedoch wird dies immer ohne jegliche Präposition verwendet. Dies ist
aufgrund der hazf (Auslassung), und dadurch verwechselt dies nicht die
ursprüngliche Differenzierung im Gebrauch für unterschiedliche Themengebiete.
6. Qur’an-Übersetzungen und die Frustration der
Missionare
Beide – muslimische
und nicht-muslimische Übersetzer – unterlassen die Übersetzung „Reue zeigen“
für Allah. Dies hat einige antiislamische Missionare in Frustration gebracht,
sodass sie eigene Übersetzungen aufstellen und die Leser in die Irre führen.
Zum Beispiel übersetzt einer von ihnen Qur’an 2:37 auf folgende Weise:
Then Adam
received commandments from his Lord, and his Lord repented
(fataba) towards him; for He is Oft-Repenting (huwa al-tawwabu), Most
Merciful.[9]
Was diesen
Versuch beschämender gemacht hat, ist, dass der selbe Schreiber normalerweise
Übersetzungen der Muslime oder wenigstens die der bekannten Orientalisten
verwendet, aber hier – da er keine Unterstützung für seine unweise Leseart des
qur’anischen Textes gefunden hat – scheute er sich nicht davor zurück, seine
eigene Erfindung zu fabrizieren. Dies ist die Schwäche, über die in diesem
Artikel ausgearbeitet wurde.
7. Zusammenfassung
1- Das Wort
„tawbah“ bedeutet ursprünglich umkehren oder Reue zeigen.
2- Da es für
Allah, dem Allmächtigen, als auch für Menschen, verwendet wird, wird die
Differenz im Gebrauch durch unterschiedliche Präpositionen jedes Subjekts
hervorgehoben.
3- Für
Menschen ist der Gebrauch des Verbes entweder intransitiv oder mit der
Präposition ilaa, wobei dies für Allah immer transitiv mit der Präposition ‘alaa
ist. Der Wechsel der Bedeutungen des Verbes mit dem Wechsel der angehängten
Präposition ist für viele – wenn nicht für alle – Sprachen wahr.
4- Die ursprüngliche
Bedeutung des Wortes ändert sich nicht, wenn es für Allah verwendet wird, aber
die Präposition, die angehängt wird, ändert den ganzen Sinn. Für Allah bedeutet
dies „Derjenige, Der Reue erweist/verleiht“ und „Derjenige, Der Reue annimmt“
da beide miteinander gestrickt sind.
5- Es liegt
absolut nichts merkwürdiges, anormales, frevelhaftes oder skandalöses im
Gebrauch des Wortes „tawbah“ für Allah vor. Dies bedeutet nicht, dass Er Reue
zeigt, dies bedeutet nur, dass Er Reue annimmt.
Referenzen
& Fußnoten:
[2] al-Bayhaqi, Kitab al-Asma
was-Sifat, (Riyadh: Maktabah as-Sawadi, 1993) Band 1, 194
[3] at-Tabari, Jami’
al-Bayan fee Ta’wil al-Qur’an, (Beirut: Ar-Risalah Publications, 2000) Band 1,
547
[4] ar-Razi, Tafseer
al-Kabeer – Mafatih al-Ghayb, (Beirut: Dar Ihya’ at-Turath al-‘Arabi, 1420 n. H.)
Band 3, 468
[6] Der Bezug hier
ist auf ein hadith al-qudsi, überliefert von at-Tabarani, Mu’jam al-Awst,
Hadith 5974.
[7] al-Qurtubi, al-Jami’
li-Ahkam al-Qur’an, (Cairo: Dar al-Kutab al-Misriyyah, 1964) Band 1, 325
[8] Ibn
Qutaybah, Ghareeb al-Qur’an, (Beirut: Dar al-Kotob al-‘Ilmiyah, 1978) Band
1, 18
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