Verse der Sure Ahzab: Verloren, abrogiert oder was?


Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen!
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Vorwort
Ein anderes Problem, das oft in Bezug auf die Erhaltung des Qur’an vorgeworfen wird, betrifft die Gesamtzahl der Verse der Sure Ahzab (33. Kapitel des Heiligen Qur’an). Im etablierten qur’anischen Text und in allen Manuskripten, die jemals in der Geschichte bekannt waren, ist die Gesamtzahl der Verse 73 gewesen, jedoch geben uns ein Paar Überlieferungen einen entgegengesetzten Standpunkt an.
1- Die Überlieferungen dazu findet man in vielen Sammlungen wie z.B. in Ahmad, Hakim, Baihaqi, Ibn Hibban, Nasai [sein Sunan al-Kubra], Tiyalsi und anderen. Und von dort wurde es von Ibn Kathir, Qurtubi und Kanzul Ummal etc. zitiert.
Die Überlieferung:
2- Die oft zitierte Überlieferung stammt von Ubayy bin Ka'b, einem berühmten Gefährten des Propheten.
Es folgt der Text der Überlieferung, wie er in Musnad Ahmad vorzufinden ist:
عن عاصم بن بهدلة عن زر قال قال لي أبي بن كعب : كأين تقرأ سورة الأحزاب أو كأين تعدها قال قلت له ثلاثا وسبعين آية فقال قط لقد رأيتها وإنها لتعادل سورة البقرة ولقد قرأنا فيها الشيخ والشيخة إذا زنيا فارجموهما البتة نكالا من الله والله عليم حكيم
Es wird von Aasim bin Bahdala überliefert, welcher von Zirr hörte, dass er sagte: „Ubayy bin Ka'b sagte zu mir: „„Wie viel der Sure Ahzab rezitierst du oder wie viel[e] [Verse] zählst du?“ Zirr sagte, dass er antwortete: „Dreiundsiebzig Verse.“ Ubayy sagte: „Nur so viel? wahrlich, ich sah es und sie [die Sure] war der Sure Baqara gleich und wir rezitierten darin: „Wann auch immer ein alter Mann oder eine alte Frau Hurerei begehen, steinigt sie als eine Strafe von Allah und Allah ist Allwissend, Weise.““ (Musnad Ahmad, Hadith 21245)
3- Alle Sammlungen haben fast den gleichen Wortlaut. In einer Sammlung haben wir einige wichtige zusätzliche Wörter. Wir werden weiter unten darauf näher eingehen.
Authentizität der Überlieferung:
4- Einige Gelehrte haben diese Überlieferung für authentisch erklärt, andere haben sie als schwach eingestuft und es scheint, dass die Überlieferung fest begründet ist und durch viele Wege zu uns gekommen ist, da sie in vielen Hadith-Sammlungen zu finden ist. Lasst uns diesbezüglich Informationen sammeln:
5- Die folgende Tabelle zeigt den Verlauf, in dem die Überlieferung in den verschiedenen Sammlungen aufgezeichnet wurde:

6- Nun, es gibt ziemlich interessante Beobachtungen, die hier gemacht werden müssen:
a- Nur eine Person überliefert von Ubayy und dieser ist Zirr. Diese Tatsache macht den Fall zweifelhaft.
b- Von Zirr überliefern das zwei Leute. Einer ist Aasim b. Bahdala [Abi al-Najud] und der andere ist Yazid b. Abi Ziyad.
7- Ab ihnen gibt es mehrere Überlieferer, aber der Punkt, der hier beachtet werden muss, ist, dass Gelehrte, die die Überlieferung als schwach bezeichnet haben, diese beiden kritisiert haben.
a- Siehe die Klassifikation von Musnad Ahmad von Shaykh Shu'aib Arna'ut, begleitet von Aadil Murshid und Sa'id al-Ham, Al-Resalah publishers Beirut, 1999 Band 35, S.134
Über die Überlieferung durch Yazid bin Abi Ziyad sagen sie:
„Die Kette ist aufgrund der Schwäche von Yazid bin Abi Ziyad Da’if (d. h. schwach)."
Und in Bezug auf die Überlieferung durch Aasim kommentieren sie:
„Die Kette ist Da’if (d. h. schwach). Aasim bin Bahdala – selbst wenn er akzeptabel wäre, so hatte er gewöhnlich aufgrund schlechter Erinnerungen manchmal Unvorsichtigkeiten, so dass man sich auf ihn allein in solchen Überlieferungen nicht verlassen kann.“
Ebenso: Shaykh Abdul Sami 'Abdul Bari al-Saygh hat in seiner Forschung und Erklärung der Überlieferungen über zwei Gefährten, Jabir bin Samrah und Ubayy bin Ka'b, die in Musnad Ahmad enthalten sind, auch diese beiden Überlieferer kritisiert. Im Kommentar zur Überlieferung durch Yazid b. Abi Ziyad sagt er:
„Die Überlieferung ist durch diese Kette aufgrund der Anwesenheit von Yazid b. Abi Yazid Da'if (d. h. schwach).“ (S. 441)
Und er kommentierte über den Status der Überlieferung durch Aasim b. Bahdala, wo er sagt:
„Die Überlieferung ist durch diese Kette Da'if (d. h. schwach), denn darin ist Aasim enthalten, und er ist [sonst] akzeptabel, hatte aber gewöhnlich Unvorsichtigkeiten.“ (S. 439)
Der ursprüngliche Titel des Werkes ist „Marwiyat al-Sahabayn Jalilayn Jabir bin Samrah wa Ubayy bin Ka'b fi Musnad al-Imam Ahmad“, publiziert von der Ummul Qura University, 1988 Band 1
c- Selbst klassische Gelehrte stellten die Autorität dieser Überlieferung in Frage.
Hafiz Nuruddin Haythmi (gest. 807 n. H.) kommentierte diesen Bericht mit den Worten:
„In seiner Kette ist Aasim bin Abi al-Najud und er ist Da'if (d. h. schwach)" (Mawarid az-Zamaan, Hadith 1756)
Ähnlicherweise zitiert Imam Shahabuddin Ahmad al-Boseri (gest. 840) diese Überlieferung in seinem Ithaf al-Khira al-Mihra 5792 von al-Tiyalsi; Ibn Hibban und Ahmad bin Muni und sagt:
„Ihre Ketten hängen von Aasim bin Abi al-Najud ab und er ist Da'if (d. h. schwach)“
Beachtet diese Fakten und schaut euch die obige Tabelle an. Wir finden, dass die Überlieferung insgesamt inakzeptabel ist.
Andere schwache Überlieferungen zu diesem Bericht:
8- Eine ähnliche Überlieferung von 'Aisha wird in al-Ittiqan berichtet (vgl. Abu' Ubaids Fadhail al-Qur'an H. 700), aber sie ist ebenso extrem da'if, denn in der Kette ist der Überlieferer Ibn Lihiya, der dafür bekannt ist, unzuverlässig zu sein. Siehe: al-Ittiqan with research by the committee of Markaz Dirasat al-Qur’ania, Teil 47 publ. Saudi Ministry of Islamic publications auf S.1456
9 - In Kanzul Ummal (H. 4550) gibt es durch Huzaifa eine Überlieferung, in der so etwas ähnliches Umar zugeschrieben wird. Wir konnten seine Überlieferungskette nirgendwo finden, obwohl wir umfangreich recherchiert haben. Aus diesem Grund nehmen wir das nicht als Beweis an. Außerdem - genau wie es die Überlieferung von Ubayy tut, erwähnt sie auch den Vers über die Steinigung, welcher dies zweifelhaft macht. Wir werden diesen Punkt kurz erläutern.
Bitte beachtet auch, dass die Überlieferung von 'Aisha, die in al-Ittiqan zitiert wird, den Vers über die Steinigung nicht erwähnt.
Die Erwähnung vom Vers über Steinigung:
10- Die Überlieferung durch Ubayy bin Ka'b und die, die Umar zugeschrieben wird, hat auch ein anderes Problem, nämlich den Vers über Steinigung. Dazu in kürze mehr.
11- Nun, dies wird von allen Gelehrten bestätigt, und aus vielen Erzählungen geht hervor, dass die Platzierung von Versen innerhalb von Suren durch das Dekret des Heiligen Propheten (Friede sei mit ihm) gemacht wurde. Dies wurde nie durch persönliches Ermessen oder durch wilde Vermutungen getan.
Al-Baqilani (gest. 403 n. H.) zitiert Ubayy bin Ka'b, welcher selbst sagte:
ربّما نزلَ على رسول - صلى الله عليه وسلم - الصدرُ من السور فأكتبُها، ثم ينزل عليه فيقول: "يا أُبيُّ اكتب هذه في السورة التي يُذكرَ فيها كذا وكذا"، وربّما نزل عليه فأقفُ حتى أنظرَ ما يقولُ حتى يحذدثَ إليّ فيقول: "تلك الآياتُ ضعها في سورةِ كذا وكذا
„Manchmal wird dem Propheten der Anfang einer Sure offenbart, also schreibe ich es auf; dann kommt eine weitere Offenbarung zu ihm, so sagt er: „Ubayy! Schreibe dies in die Sure, wo das und das erwähnt wird.“ Zu anderen Zeiten kommt eine Offenbarung auf ihn herab und ich erwarte seine Anweisungen, bis er mich über dessen rechtmäßigen Platz informiert.““ (Al-Intisar lil-Qur'an 1 / 291)
Es gibt weitere Berichte, die deutlich machen, dass es der Prophet (Friede sei mit ihm) war, der den Schreibern die genaue Anordnung der Verse in den Suren gab.
12- Mit diesem Wissen im Hinterkopf müssen wir die folgenden Überlieferungen über den sogenannten Vers über die Steinigung betrachten:
a- Kathir bin Salt sagte, dass Zaid (b. Thabit) sagte: „Ich habe den Gesandten Allahs sagen hören: „Wenn ein verheirateter Mann oder eine Frau Ehebruch begehen, so steinigt sie beide (zu Tode)“, (als er dies hörte), sagte Amr:
فقال عمرو : لما نزلت أتيت النبي صلى الله عليه وسلم فقلت : أكتبها ؟ فكأنه كره ذلك
„Als dies offenbart wurde, kam ich zum Propheten und fragte, ob ich es aufschreiben könnte. Er (der Prophet) mochte es nicht.“ (Mustadrik Al-Hakim, Hadith 8184. Hakim klassifizierte dies als Sahih)
Die Überlieferung findet man auch bei Musnad Ahmad (Hadithnr. 21636). Shaykh Shu'ain Arna'ut sagte:
„Seine Überlieferer sind alle vertrauenswürdig [und] diejenigen der Sahihayn [d. h. Bukhari & Muslim] außer Kathir bin Salt. Nasai überlieferte von ihm und er ist [auch] vertrauenswürdig.“
b- Ebenso: Kathir bin Salt sagt, dass er, Zaid bin Thabit und Marwan bin Hakam darüber diskutierten, warum es nicht im Qur’anmanuskript vorhanden ist und dass Umar bin Khattab bei ihnen anwesend war und ihrer Diskussion zuhörte. Er sagte, dass er es besser als sie weiß und sagte ihnen sodann, dass er zum Gesandten Allahs kam und sagte:
يا رسول الله أكتبني آية الرجم قال فأتيته فذكرته قال فذكر آية الرجم قال فقال يا رسول الله أكتبني آية الرجم قال لا استطيع ذاك
„O Gesandter Allahs, lass den Vers über die Steinigung für mich niederschreiben.“ Er (der Prophet) sagte: „Ich kann dies nicht tun.“ (Sunan Al-Kubra Baihiqi 21.8., Sunan Al-Kubra Nasai Hadith 7148. Albani (in Sahiha 6/412) sagte, dass Baihaqi auf seine Authentizität hinwies)
13- Diese Überlieferungen beweisen, dass der Prophet (Friede sei mit ihm) niemals die Worte über die Steinigung aufschreiben ließ. Wenn es nie erlaubt wurde, aufgeschrieben zu werden, bedeutet dies, dass seine Platzierung niemals vom Propheten bestimmt wurde. Außerdem gibt es keine Beweise dafür, dass der Heilige Prophet (Friede sei mit ihm) es in Gebeten oder auf andere Weise rezitierte. Mit diesen beiden ausgeschlossenen Möglichkeiten wird die Vorstellung, dass dieser Vers / Wortlaut Teil einer bestimmten Sure sei, zweifelhaft. (Für den aktuellen Status dieser Worte und die Realität des „Verses“ über die Steinigung: klickt bitte HIER
Diese Tatsache stützt die Behauptung der oben zitierten Gelehrten, dass die Überlieferung schwach ist und aufgrund der unlogischen Behauptung über den angeblichen Vers nicht als Beweis verwendet werden kann. Dies gilt für die Überlieferungen durch Ubayy und ebenso für die in Kanzul Ummal zitierte Überlieferung, die das gleiche dem Prophetengefährten 'Umar zuschreibt.
Stellt dieser Vorwurf wirklich die Erhaltung des Heiligen Qur'an in Frage?
14- Stellen nun diese Details und einige Meinungsverschiedenheiten unter den Gelehrten wirklich die Stabilität des qur’anischen Textes in Frage? Nicht wirklich, denn wenn auch in völliger Vergessenheit der Kettenkritik dieser Überlieferung und der oben erwähnten rationalen Tatsache, wir diese Überlieferung um der Argumentation willen akzeptieren, stellt sie keinen Zweifel an der Richtigkeit der muslimischen Behauptung bezüglich der qur’anischen Unfehlbarkeit hinsichtlich der Bewahrung dar. Dies ist so, weil es in diesem Fall einfach impliziert, dass die Verse abrogiert und so von den Erinnerungen weggenommen wurden. Nun, warum sagen wir das? Wir sagen das, weil eine Version dieser Überlieferung dies selbst verdeutlicht.
Gemäß dem Musnad von Abu Dawud al-Tiyalsi (gest. 204 n. H.), nachdem er den Wortlaut des angeblichen Verses angibt, sagte Ubayy:
فَرُفِعَ فِيمَا رُفِعَ
„Dann wurde es weggenommen mit dem, was weggenommen wurde.“ (Musnad al-Tiyalsi, Hadith 542)
Lasst uns auch verdeutlichen, dass die Sammlung von al-Tiyalsi eine der frühesten Zusammenstellungen ist, die diese Überlieferung enthält.
Die Idee und das Schema der Aufhebung (d.h. Abrogation) im Qur’an wird HIER besprochen.
15- Ubayy selbst war ein Mitglied des zwölfköpfigen Komitees, das formuliert wurde, um den qur’anischen Text während der Zeit des Uthman zu vereinheitlichen und es gibt keinen Beweis dafür, dass er versucht hat, den einen Vers, den er in Erinnerung hatte, in den Text zu bringen (siehe Ibn Abi Dawuds Al-Masahif Hadith 72). Noch hat er jemals in seinem späteren Leben Reue gezeigt, weil er so etwas nicht getan hat.
Schlussfolgerung
16- Zusammenfassend können wir sagen:
a- Die Überlieferung wird von Ubayy durch Überlieferer berichtet, die zweifelhaft sind - abgesehen von der Tatsache, dass es nach Ubayy nur einen Überlieferer gibt. Viele Gelehrte, sowohl klassische als auch neuere, haben ihre Ketten als schwach bezeichnet.
b- Die Überlieferung enthält einen Echtzeitfehler, denn sie schreibt den angeblichen Versen über die Steinigung einen Platz zu, während der Prophet (Friede sei mit ihm) es nicht erlaubte, dass er niedergeschrieben wird, was logischerweise bedeutet, dass er dessen Platz im Qur’an nicht angegeben hat. Ebenso gibt es keine Beweise dafür, dass der Prophet (Friede sei mit ihm) ihn rezitiert hat, sodass die Position der Verse deutlich wäre. Dieser Punkt schwächt die Position der Gelehrten, die die Überlieferung authentifizierten.
c- Auch wenn wir die Überlieferung akzeptieren, bedeutet das einfach, dass die Verse abrogiert wurden.
d- Ubayy selbst war das Mitglied des Komitees, das den Text vereinheitlichte, jedoch unternahm er nichts dafür, um den angeblichen Vers, an den er sich erinnerte, in den Text aufzunehmen.
Wahrlich, der Qur'an bleibt über alle Zweifel in seiner Erhaltung. Eine italienische Orientalistin -Laura Veccia Vaglieri- hat die Wahrheit gesagt:
„Aber es gibt einen weiteren Beweis für die Göttlichkeit des Qur’an; es ist die Tatsache, dass er durch die Jahrhunderte hindurch vollständig erhalten wurde - seit der Zeit seiner Offenbarung bis zum heutigen Tag.“ (Apologia dell 'Islamismo, übersetzt von Dr. Aldo Caselli unter dem Titel „An Interpretation of Islam“, S. 57, Muslim Book Mark, 2004)
- Danke an Istogu Granit für die Übersetzung dieses Beitrags ins Deutsche, möge Allah ihn dafür reichlich belohnen.

Wahrlich, Allah weiß es am besten!

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