Qur'an 15:9: Widerlegung des Arguments, dass Allah sagt, Er habe die christlichen und jüdischen Schriften bewahrt


Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen!
Danke an: www.call-to-monotheism.com
Vorwort
In diesem Artikel wollen wir ein spezielles Argument widerlegen, das oft verwendet wird, um zu zeigen, dass der Qur’an angeblich lehre, die Bibel sei erhalten geblieben. Die Frage, wieso Allah die Fälschung der früheren Schriften erlaubt hat, haben wir schon HIER beantwortet.
Dieses Argument wurde von keinem anderen als Sam Shamoun vorgebracht; sein Argument wird wie folgt paraphrasiert:
Der Qur'an sagt, dass Gott verspricht, die Ermahnung in Sure 15, Vers 9 zu bewahren. Auch sehen wir, dass die Tora und das Evangelium als Ermahnung bezeichnet wurden, und dies wird dadurch unterstützt, indem man auf Sure 16:43, 21:7, 21:48, 21:105 und 40:53-54 verweist. Deshalb sagt Sure 15:9 indirekt, jedoch klar, dass Tora und Evangelium auch bewahrt wurden.
Hier ist Qur’an 15:9, wo es heißen soll, dass Allah die jüdischen und christlichen Schriften bewahrt hat, weil diese ebenso Ermahnungen sind:
Qur’an 15:9
Wahrlich, Wir Selbst haben diese Ermahnung herabgesandt, und sicherlich werden Wir ihr Hüter sein.
Antwort
Ja, die Tora, das Evangelium und der Qur’an sind allesamt Ermahnungen, da sie Offenbarungen von Allah sind, um die Menschen daran zu erinnern, Ihn anzubeten. Man muss jedoch den Kontext beachten, um zu wissen, ob das Wort „Ermahnung“ in einem bestimmten Vers allgemein über alle Offenbarungen Allahs spricht oder nur von einem bestimmten.
Beispielsweise, wenn wir Qur’an 21:48 lesen...
AZHAR: Wir haben bereits vordem Moses und Aaron die Schrift als Entscheidung, Licht und Ermahnung für die Frommen gegeben
M.A. RASSOUL: Und wahrlich, Wir gaben Moses und Aaron die Unterscheidung und Licht und Ermahnung für die Gottesfürchtigen
RUDI PARET: Wir haben doch (seinerzeit) dem Moses und dem Aaron die Unterscheidung (? al-furqaan) gegeben, und eine Erleuchtung und Mahnung für die Frommen
...und Qur’an 40:53-54...
AZHAR: Wir haben Moses Rechtleitung gewährt und den Kindern Israels das Buch (die Thora) vererbt, als Rechtleitung und Ermahnung für die Menschen mit Verstand.
M.A. RASSOUL: Und Wir gaben wahrlich Moses die Führung und machten die Kinder Israels zu Erben der Schrift, einer Führung und Ermahnung für die Verständigen.
RUDI PARET: Wir haben doch (seinerzeit) dem Moses die Rechtleitung gegeben und die Kinder Israel die Schrift erben lassen, als Rechtleitung und Mahnung für diejenigen, die Verstand haben.
...dann sieht man, dass die spezifische Ermahnung, von der in den Versen gesprochen wird, sich auf die Tora bezieht. Es können damit nicht das Evangelium oder der Qur'an gemeint sein, da sie nicht zu Moses herabgesandt wurden.  
Der Kontext zeigt ebenso die genaue Bedeutung des Wortes.
Nun, sogar Sam Shamoun selbst sagte im ersten Teil seiner Debatte mit Shabir Ally -welche HIER heruntergeladen werden kann- in 4. Minute, 26. Sekunde, dass der Kontext von Qur’an 15: 9 zeigt, dass das Wort Ermahnung sich auf den Qur’an bezieht. Er sagte folgendes:
Der erste Vers ist Kapitel 15, Vers 9 des Qur’an. Darin heißt es: Wahrlich, Wir Selbst haben diese Ermahnung herabgesandt, und sicherlich werden Wir ihr Hüter sein.
Interessanterweise glauben die meisten Muslime, dass sich dies auf den Schutz des Qur’an bezieht und in seinem unmittelbaren Kontext bezieht er sich auf den Qur’an. Ich habe hierbei kein Problem.
Sam Shamoun fährt fort, indem er mehrere Verse zitiert, um zu zeigen, dass Bücher wie die Tora und das Evangelium ebenso als Ermahnung bezeichnet werden können. Doch er erkennt nicht, dass er sich bereits selbst widerlegt hat, indem er sagte, dass der Kontext von Qur’an 15:9 über den Qur’an spricht. Wo lässt es denn der Kontext zu, dass auch von der Tora und dem Evangelium die Rede ist? Er hat diese Behauptung nicht bewiesen.
Shamoun hat auch recht; Der Kontext macht deutlich, dass sich diese Aussage auf den Qur’an bezieht...
Qur'an 15:2-9
Es mag wohl sein, daß die Ungläubigen wünschen, sie wären Muslime geworden. Lasse sie essen und genießen und von Hoffnung abgelenkt werden; bald werden sie es erfahren. Und Wir haben nie eine Stadt zerstört, ohne daß ihr eine wohlbekannte Frist bemessen gewesen wäre. Kein Volk kann seine Frist überschreiten; noch können sie dahinter zurückbleiben. Und sie sagten: „O du, zu dem die Ermahnung herabgesandt wurde, du bist wahrlich ein Verrückter. Warum bringst du nicht Engel zu uns, wenn du einer der Wahrhaftigen bist?“ Wahrlich, Wir senden keine Engel hinab, außer aus triftigem Grunde, und dann wird ihnen kein Aufschub gewährt. Wahrlich, Wir Selbst haben diese Ermahnung herabgesandt, und sicherlich werden Wir ihr Hüter sein.
Jeder kann deutlich sehen, dass dies eine Antwort auf die Zeitgenossen des Propheten Muhammed ist. Auch die Bezugnahme seiner Zeitgenossen auf die Ermahnung in Vers 6 zeigt deutlich, dass es sich nur auf den Qur’an bezieht. Daher die Antwort in Vers 9.
Stell dir vor, ich erzähle jemandem, dass ich vor einem Monat nach Kanada gereist bin. Dann kommt er zu dem Entschluss, dass ich Calgary besucht habe, da es in Kanada liegt. Es könnte jedoch tatsächlich sein, dass ich nur Toronto besucht habe. Nur weil ich Kanada besucht habe, heißt das nicht, dass ich ganz Kanada besucht habe.
Der Punkt, den ich versuche, klarzustellen, ist, dass das Wort Ermahnung verschiedene Dinge implizieren könnte, da verschiedene Dinge unter seine allgemeine Bezeichnung fallen. Es könnte möglicherweise in bestimmten Kontexten folgendes bedeuten:
1) Nur der Qur'an.
2) Nur die Tora.
3) Nur das Evangelium.
4) Nur die Tora und das Evangelium.
5) Nur der Qur'an und das Evangelium.
6) Nur der Qur'an und die Torah.
7) Der Qur'an, die Tora und das Evangelium.
Was Shamoun aber macht: er geht davon aus, dass Punkt 7) in Qur’an 15: 9 der Fall ist, ohne Beweise zu liefern.
Wir können die Auswahlmöglichkeiten 2, 4, 6 und 7 leicht eliminieren (in Bezug auf die Tora), da Gott erwähnt:
Qur'an 5:44
Wahrlich, Wir hatten die Thora, in der Führung und Licht war, herabgesandt. Damit haben die Propheten, die sich (Allah) hingaben, den Juden Recht gesprochen, und so auch die Rabbiner und die Gelehrten; denn ihnen wurde aufgetragen, das Buch Allahs zu bewahren, und sie waren seine Hüter. Darum fürchtet nicht die Menschen, sondern fürchtet Mich; und gebt nicht Meine Zeichen um einen geringen Preis hin. Und wer nicht nach dem richtet, was Allah herabgesandt hat - das sind die Ungläubigen.
Wir sehen, dass die Rabbiner und Schriftgelehrten mit dem Schutz der Tora betraut waren. Es war nicht Allah, der Seinen Schutz übernahm, wie Er in Bezug auf den Qur’an in 15:9 sagt. Offensichtlich scheiterten sie dabei, die Tora zu schützen und dasselbe gilt für das Evangelium.
Alle großen Qur'an-Kommentatoren stimmen darin überein, dass sich Qur’an 15:9 auf den Qur'an bezieht...
Tafsir Ibn Kathir:
(Wahrlich, Wir senden keine Engel hinab, außer mit der Wahrheit)  d. h, (mit der Botschaft und der Strafe.) Dann sagte Allah, dass Er derjenige ist, der ihm den Dhikr offenbart hat, welcher der Qur’an ist, und Er schützt ihn davor, verändert oder verfälscht zu werden.
Tafsir Ibn Abbas:
(Seht, wir, sogar Wir, offenbaren die Ermahnung) Wir sandten Gabriel mit dem Qur’an (und siehe da!, wir sind wahrlich sein) des Qur’ans (Wächter) vor Satanen, so dass sie nichts hinzufügen oder vermindern, noch seine Urteile abändern; es wird auch gesagt, dass dies bedeutet: Wir sind (der) Wächter von Muhammed (Friede sei mit ihm) vor den Ungläubigen und Satanen.
Tafsir al-Jalalayn:
Wahrlich Wir sind es (nahnu betont das Subjekt inna oder [fungiert als] Trennpronomen), die die Ermahnung offenbart haben, den Qur’an, und sicher werden Wir ihn vor Ersetzungen, Verfälschungen, Hinzufügungen und Auslassungen bewahren.
Auch diese Tafsire sagen das der Qur’an in 15:9 gemeint ist:
Tafsir Qurtubi
Die Aussage Allahs, des Allmächtigen: „Wahrlich, Wir Selbst haben diesen Dhikr“, also den Qur’an, „herabgesandt, und sicherlich werden Wir“ angesichts dessen, dass ihm etwas hinzugefügt wird oder dass von ihm etwas entnommen wird, „ihr Hüter sein“.
Qatada und Thabit al-Bunani sagten: „Der allmächtige Allah hat dieses Buch davor bewahrt, dass ihm irgendetwas an Falschheit hinzugefügt wird oder dass von ihm etwas an Recht entnommen wird. Die Aufgabe, ihn zu bewahren, hat Allah Selbst übernommen. In dieser Hinsicht ist er jederzeit unter dem Schutz.“ Was andere Bücher angeht, so hat Er sie mit dem Befehl: „und sie waren seine Hüter“ (Qur’an 5:44) ihnen zur Bewahrung selbst überlassen, und sie haben diese geändert und mit Veränderungen versehen.
Tafsir Tabari
„Wahrlich, Wir Selbst haben diese Ermahnung herabgesandt, und sicherlich werden Wir ihr Hüter sein.“ Allah Teala antwortet in diesem Qur’an-Vers an jene, die sich über den Propheten lustig machen: „O du, zu dem die Ermahnung herabgesandt wurde, du bist wahrlich ein Verrückter.“, indem Er den Ungläubigen sagt: „O ihr Ungläubigen, Wir haben das ermahnende Buch herabgesandt – Wir! Ihn so zu bewahren, wie er ist, werden Wir vollziehen. Ihm kann man weder etwas hinzufügen, noch kann man von ihm etwas hinwegnehmen. Er kann nicht abgeändert werden.“
Al Samarqandi
„Wahrlich, Wir selbst haben diese Ermahnung herabgesandt, Wir, und sicherlich werden Wir ihr Hüter sein.“ Als der Prophet Muhammad sagte, dass ihm von Allah ein Buch herabgesandt wurde, verleugneten die Ungläubigen ihn (...). Allah, der Allmächtige offenbarte folgendes, um diese verlogenen Lügen aufzudecken: (...) „Den Qur’an haben Wir herniedergesandt und Wir sind sein Behüter, niemand vermag es, auch nur einen Buchstaben dessen zu verändern.“
Wir werden unsere Zeit nicht damit verschwenden, die restlichen 20 Kommentatoren zu zitieren, da es ziemlich offensichtlich ist, wie die Sachlage ist.
Leute wie Sam Shamoun sollten aufhören, bloße Behauptungen aufzustellen, sondern sollten eher damit anfangen, ihre Behauptungen zu beweisen.
- Danke an Istogu Granit für die Übersetzung dieses Beitrags ins Deutsche, möge Allah ihn dafür reichlich belohnen.

Wahrlich, Allah weiß es am besten!

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