Qur'an-Erhaltung & Zusammenstellung - Teil 3: Unter Abu Bakr
Im
Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen!
Danke an:
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Vorwort
Im letzten
Artikel dieser Serie haben wir die Umstände während Abu Bakrs Zeit
ausdiskutiert, die ihn dazu brachten, den Qur’an in einem Einband
zusammenstellen zu wollen. Lasst uns heute analysieren, was er wirklich tat und
wie er es tat.
Vorgeschichte
Obwohl wir die
Vorgeschichte dieses Ereignisses uns schon zuvor angeschaut haben, hier eine
schnelle Zusammenfassung:
Zaid bin
Thabit Al-Ansari berichtete: Abu Bakr rief mich zu sich, nachdem die Krieger
(in der Schlacht) von Yamama heftige Verluste (wo eine hohe Anzahl der Qurra' getötet
wurden) erlitten. 'Umar war mit Abu Bakr anwesend, welcher sagte: „'Umar kam zu
mir und sagte: „Die Leute haben am Tag (der Schlacht) von Yamama schlimme
Verluste erlitten und ich bin besorgt, dass es mehr Verluste unter den Qurra' (jene,
die den Qur’an auswendig können) bei anderen Gefechten geben wird, wobei ein
großer Teil des Qur’an verloren gehen könnte, außer ihr tragt ihn zusammen. Und
ich bin der Meinung, dass ihr den Qur’an zusammentragen sollt.““ Abu Bakr fügte
hinzu: „Ich sagte zu 'Umar: „Wie kann ich etwas tun, was Allahs Gesandter nicht
getan hat?“ 'Umar sagte (zu mir): „Bei Allah, das ist (wirklich) eine gute
Sache.“ 'Umar bedrängte mich (damit) weiterhin und versuchte mich davon zu
überzeugen, sein Vorhaben anzunehmen, bis Allah meine Brust für diese Sache
öffnete und ich hatte dieselbe Meinung wie 'Umar.““ (Zaid bin Thabit fügte
hinzu:) Umar saß mit ihm (Abu Bakr) und sprach nicht zu mir. „Du bist ein
weiser junger Mann und wir haben keinen Zweifel darin (, dass du frei vom
Erzählen von Lügen bist oder frei davon bist, Sachen zu vergessen): und du
pflegtest die göttliche Offenbarung für Allahs Gesandten niederzuschreiben.
Sehe dich deswegen nach dem Qur’an um (d.h. sehe dich nach den
niedergeschriebenen Teilen um) und trage ihn (in einem einzigen Manuskript)
zusammen. Bei Allah, wenn er (Abu Bakr) mich dazu angewiesen hätte, einen der
Berge (von ihren Plätzen) zu verlagern, wäre es nicht schwieriger als das, zu
was er mich bezüglich der Zusammenstellung des Qur’an angewiesen hat. Ich sagte
zu den beiden: „Wie könnt ihr es wagen, etwas zu tun, was der Prophet nicht
getan hat?“ Abu Bakr sagte: „Bei Allah, es ist (wirklich) etwas Gutes.“ Ich
fuhr fort, mit ihm darüber zu argumentieren, bis Allah meine Brust für das
öffnete, für was Er die Brüste des Abu Bakr und Umar öffnete. Sodann begann
ich, qur’anisches Material aufzufinden und sammelte ihn von Pergamenten,
Schulterblättern, Blattstielen von Dattelpalmen und von den Gedächtnissen der
Menschen (die ihn auswendig konnten). (Sahih Bukhari, Kitabul Tafir, Hadith
4603)
Warum Zaid?
Hier sind
einige Gründe, wieso Zaid mit dieser Aufgabe beauftragt wurde.
1 – Seine
Intelligenz und Jugend, was für Flexibilität und Energie steht. In der
Überlieferung heißt es: „Du bist ein weiser junger Mann“
2 – Er ist
eine aufrechte Person. In der Überlieferung heißt es: „wir
haben keinen Zweifel darin (, dass du frei vom Erzählen von Lügen bist oder
frei davon bist, Sachen zu vergessen)“
3 – Die
Tatsache, dass er ein Schreiber des Propheten war. In der Überlieferung heißt
es: „du pflegtest die göttliche Offenbarung für Allahs
Gesandten niederzuschreiben.“ (In Teil 1 haben wir bereits
Überlieferungen von ihm gesehen, als wir die Niederschrift der Offenbarung bei
der Anwesenheit des Propheten untersucht haben)
4 – Er war bei
der Rezitation des Qur’an durch den Erzengel Gabriel während dem letzten
Ramadan dabei. Siehe al-Tibyan S. 126. Dies betont, dass ihm die verschiedenen
„ahruf“ bekannt waren und über das, was abrogiert wurde usw.
Die Herausforderung an Zaid; was tat er und wieso?
Wie es anhand
Zaids eigenen Worten klar wird, war dies eine anstrengende Aufgabe, weil es
hier um Allahs Wort geht! Aus diesem Grund musste er sehr klar und vorsichtig
über das, was er tut, sein.
Die Methodik,
die angewandt wurde, stammt vom islamischen Prinzip der Augenzeugen, d.h.
anhand Qur’an 2:282 und Begründung. Für jeden einzelnen Vers waren mindestens
zwei Zeugen notwendig, welcher in den ersten offiziellen Mushaf verzeichnet
werden musste.
Wir lesen in
Abi Dawuds Al-Masahif:
Abu Bakr erzählte
Umar und Zaid: „Sitze am Eingang der Moschee. Wenn einer von euch etwas vom
Buch Allahs mit zwei Zeugen bringt, dann zeichnet es auf.“ (Kitabul Masahif, Hadith
18)
Die
Überlieferer sind authentisch mit einer Lücke, jedoch hat sie viele
bekräftigende Beweise, die in Suyutis Durr Manthur und Ahmads Musnad
verzeichnet sind.
1 – Er wandte
definitiv sein eigenes auswendig gelerntes Wissen an
2 – Umar war
mit ihm, deswegen hat er ihn ebenso darin unterstützt, was er durch sein
eigenes auswendig gelerntes Wissen wusste.
3 – Bilal
durchstreifte die Straßen Medinas und forderte die Gefährten des Propheten dazu
auf, alle Verse des Qur’an zu bringen, die unter Aufsicht des Propheten
niedergeschrieben wurden. (Kitab
as-Saba’ fil Qir’at li Ibn Mujahid , Mit Untersuchung von Dr. Shauqi Da’if pub.
Darul Ma’rif, Kairo , S. 6)
Dies beweist,
dass alle Gefährten daran teilnahmen und nichts bei der Qur’anzusammenstellung
ausgelassen wurde.
4 – Es waren
mindestens zwei Zeugen der Schreiber notwendig. Hafiz Ibn Hajr, der die
Überlieferung kommentiert, sagt:
Die Intention
war es, nur das zu akzeptieren, was in der Anwesenheit des Propheten
aufgeschrieben wurde, nicht dass man sich nur auf das Auswendiglernen einer
Person verlässt. (Fath al-Bari 14/193)
5 – Der Grund,
wieso Zaid usw. nur niedergeschriebene Texte, die unter der Aufsicht des
Propheten verfasst wurden, akzeptierten, ist weitgehend logisch. So wie es der
deutsche Orientalist Bergstrasser über die Klassifizierung der Manuskripte
sagte:
a) Wenn das
Original erhalten geblieben ist, hat jede Kopie, die vom Original abgeschrieben
hat, seine Bedeutung verloren.
b) Ältere
Kopien waren generell vertrauenswürdiger als neuere (Usul Naqd an-Nusus wa
Nashr al-Kutub, Darul Kutab, Kairo, 1995 p. 14, 20)
Natürlich
konnte jedes persönlich vorbereitete Manuskript der Gefährten nicht mit der
Niederschrift dessen, was bei der Anwesenheit des Propheten geschrieben wurde,
gleichgesetzt werden.
Antwort auf ein Zweifel
Durch das
Ausnutzen des Wortes der Überlieferung aus Sahih Bukhari verbreiten einige
Leute absichtlich Zweifel. Es geht um die Aussage:
Sodann begann
ich, qur’anisches Material aufzufinden und sammelte ihn von Pergamenten,
Schulterblättern, Blattstielen von Dattelpalmen und von den Gedächtnissen der
Menschen (die ihn auswendig konnten).
Al-Zarkashi
antwortet hierauf:
Diese Aussage
hat einige dazu geführt, dass sie geglaubt haben, dass niemand den Qur’an zur
Lebenszeit des Propheten in seiner Vollständigkeit auswendig lernte und dass
die Behauptungen des Zaid und Ubayy bin K’ab, dass sie dies so taten,
unbegründet seien. Aber das ist falsch. Was Zaid tatsächlich meint, ist, dass
er Verse von zerstreuten Quellen suchte, um sie den Erinnerungen der huffaz
zuordnen zu können. Auf diese Weise nahm jeder im Prozess der Zusammentragung
teil. Niemand, der einen Teil hiervon besaß, wurde ausgeschlossen, sodass
niemand einen Grund hatte, Zweifel über die gesammelten Verse zu hegen, noch
konnte jemand darüber klagen, dass der Text, der zusammengetragen wurde, nur
von einigen wenigen auserwählten Leuten kam. (Al-Burhan fi ‘Uloom al-Qur’an
1/238 pub. Darul Ahya al-Kutb al-Arabiyya, Kairo 1957)
Weiterhin
kommentiert Hafiz Ibn Hajr:
Abu Bakr gab
ihm nicht die Autorität dazu, etwas anderes als das aufzuzeichnen, was bereits
vorhanden war (in niedergeschriebener Form). Aus diesem Grund unterließ es
Zaid, den letzten Vers der Surah Bara’a aufzuzeichnen, bis er die
niedergeschriebene Form erhielt, obwohl er und seine Gefährtenfreunde diese
Verse perfekt aus dem Gedächtnis abrufen konnten. (Fath al-Bari 14/193)
Für eine
detaillierte Antwort über diese Überlieferung, siehe auch HIER (Kommt noch)
Besonderheiten der Zusammenstellung unter Abu Bakr
1 – Obwohl die
Verse nach der Anordnung des Propheten geordnet waren, wurden die Surahs in der
singulären Kopie nicht zusammengetragen. Tatsächlich war jede Surah auf einer
einzelnen Kopie. Siehe Mustadrak Al-Hakim, Hadith 2854. Den Nutzen diskutieren
wir im nächsten Teil (Zusammenstellung unter Umar) aus.
2 – Die sieben
Ahruf wurden darin aufbewahrt. Siehe Manahil al-‘Irfan 1/246-247
3 – Die Kopie
beinhaltete keine abrogierten Verse
4 – Der
Nutzen, diesen Haupt-Mushaf zu erstellen, auch genannt Al-Umm (gemäß
Al-Ittiqan), war, dass man eine Referenz hat, die frei von Fehlern ist, welche
sich bei einer persönlichen Zusammenstellung einschleichen könnten.
All diese
Details geben uns nicht nur einen exakten Einblick in die Geschichte der
Qur’ankompilierung, sondern auch in die extreme Vorsicht, die die Leute auf
sich nahmen, die bei der Zusammenstellung beteiligt waren.
Wenn wir die
Geschichte der Bibel hiermit vergleichen, kommen wir zu dem Entschluss, dass es
im biblischen Fall Mutmaßungen, Spekulationen und Wunschvorstellungen gibt.
Alles Lob
gebührt Allah, dass Er Sein letztes offenbarte Wort vor so einem Schicksal
bewahrt hat!
Insha’Allah
werden wir im nächsten Artikel die Zusammenstellung unter Uthman besprechen.
Unsere Quellen
Neben den
Büchern, die wir im Artikel erwähnt haben, haben wir Material aus folgenden
Werken verwendet:
--Azmi,
Muhammad Mustafa: History of the Qur’anic Text from Revelation to Compilation,
(Suhail Academy Lahore, 2005)
--Usmani,
Muhammad Taqi: ‘Uloom al-Qur’an, (Makteba Darul ‘Uloom Karachi, 2008)
--Gilani, Syed
Manazir Ahsan: Tadwin Qur’an, (Makteba al-Bukhari Karachi, 2005)
Wahrlich,
Allah weiß es am Besten!
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