Qur'an 3:55 - Prophezeiung über Juden und die Befolger Christi
Im
Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen!
Danke an:
www.icraa.org
Vorwort
Viele
christliche Missionare verwenden Qur’an 3:55, um zu behaupten, dass der Qur’an
den Glauben der trinitarischen Christen bestätigt und falls die wahren Christen
auf dieser Welt verschwinden würden, dies den Qur’an widerlegen würde. Nun
untersuchen wir die Fragen, die aufgrund diesem Qur’anvers entstehen: Wer sind
die Befolger Christi und was ist mit Oberhand gemeint? Und wie passt die
Gründung des Staates Israel in diesen Kontext? Dieser Artikel wird
demonstrieren, dass dieser Vers nicht alle Befolger Christi bestätigt und dass
er nicht impliziert, dass die wahren Befolger niemals verschwinden können. Wir
werden ebenso zeigen, dass die Gründung des Staates Israel diesem Qur’anvers
nicht widerspricht. Vielmehr wird dies durch Qur’an 3:112 abgedeckt.
1. Die Thematik
Allah sagt im
edlen Qur’an:
إِذْ قَالَ اللَّهُ يَا عِيسَى إِنِّي مُتَوَفِّيكَ وَرَافِعُكَ إِلَيَّ وَمُطَهِّرُكَ مِنَ الَّذِينَ كَفَرُوا وَجَاعِلُ الَّذِينَ اتَّبَعُوكَ فَوْقَ الَّذِينَ كَفَرُوا إِلَى يَوْمِ الْقِيَامَةِ ثُمَّ إِلَيَّ مَرْجِعُكُمْ فَأَحْكُمُ بَيْنَكُمْ فِيمَا كُنْتُمْ فِيهِ تَخْتَلِفُونَ
Qur’an 3:55
Damals sprach
Allah: „O Jesus, siehe, Ich will dich verscheiden lassen und will dich zu Mir
erhöhen und will dich von den Ungläubigen befreien und will deine Anhänger über
die Ungläubigen setzen bis zum Tag der Auferstehung. Alsdann werdet ihr zu Mir
wiederkehren, und Ich will zwischen euch richten über das, worüber ihr uneins
waret.“
Christliche
Missionare verwenden dies und behaupten, dass der Qur’an den Glauben von Paulus
und anderen Trinitariern bestätigt, was wiederum bedeutet, dass der Qur’an
nicht wahr ist. Sie sagen weiterhin, dass wenn die wahren Anhänger Christi
tatsächlich verschwunden sind, dies die qur’anische Prophezeiung falsch macht.[1]
Ein
christlicher Polemiker schreibt:
Wer ist mit
Befolger Christi gemeint? Was bedeutet Überlegenheit? Wie passt die Gründung Israels
in diesen Kontext?
Wir werden in
den folgenden Überschriften diese Fragen beantworten.
2. Wer ist mit Anhänger Jesu Christi gemeint?
Der klassische
muslimische Exeget al-Baidawi (gest. 685/1292) schreibt:
جاعِلُ الَّذِينَ اتَّبَعُوكَ فَوْقَ الَّذِينَ كَفَرُوا إِلى يَوْمِ الْقِيامَةِ يعاونهم بالحجة أو السيف في غالب الأمر، ومتبعوه من آمن بنبوته من المسلمين والنصارى وإلى الآن لم تسمع غلبة لليهود عليهم ولم يتفق لهم ملك ودولة
und
will deine Anhänger über die Ungläubigen setzen bis zum Tag der Auferstehung; sie sollen
bei ihrer Argumentationsweise oder beim Schwert in den meisten Fällen die
Oberhand haben. Die, die ihm folgten, sind die Muslime und Christen, die an
seine Mission glaubten und bis diesem Tag haben wir niemals gehört, dass die
Juden die Oberhand über ihnen hatten, noch dass sie jemals Souveränität oder
ein Königreich erhielten.[2]
Hier stellt er
klar, dass sich dies auf beide – Muslime und Christen – bezieht, die anders als
die Juden an Jesus Christus glauben.
Mufti Muhammad
Shafi’ (gest. 1396/1976) führt weiterhin aus:
Dieses
Versprechen wurde in dem Sinne erfüllt, dass das Befolgen hier der Glauben an (‘Isa
selbst) und in der Bezeugung des Prophetentums von ‘Isa bedeutet. Der Glaube
und die Praktizierung aller Aufforderungen, die ihm zugeschrieben werden, ist
keine Bedingung hierfür. Deswegen fallen beide – Christen und Muslime – in
diese Kategorie, weil sie an das Prophetentum und an die Gesandtschaft von ‘Isa
glauben. Jedoch ist es eine andere Angelegenheit, sodass die Anteilnahme an
diesen Glauben (an ‘Isa) nicht genügt, um im Jenseits errettet zu sein. Ganz im Gegenteil: die Errettung im Jenseits
ist vom Glauben an die Aufforderungen abhängig, mit denen ‘Isa gekommen ist.
Eines seiner Aufforderungen war es, dass seine Befolger an den letzten aller
Propheten glauben sollen, welcher kommen sollte, nachdem er (‘Isa) hinweggeht. Die
Christen folgten dieser Anweisung nicht in Angelegenheiten des Glaubens und
somit schließen sie sich selbst von der Errettung im Jenseits aus, während
Muslime auch mit Übereinkunft dessen gehandelt haben, sodass sie die Errettung
im Jenseits verdient haben. Aber ein Teil des Versprechens, bei dem man eine
dominante Autorität über die Juden sein würde, war lediglich vom (Glauben an
das) Prophetentum des ‘Isa abhängig. Diese Dominanz auf der Welt war stets das
Schicksal der Christen und Muslime hinsichtlich der Juden und sicherlich soll
es so bis zum Tag des Jüngsten Gerichts bleiben.[3]
3. Was bedeutet hier die Oberhand?
Wir haben
gesehen, dass die Anhänger Jesu jene sind, die an ihn glauben - verglichen mit jenen, die ihn verwerfen.
Ihre Überlegenheit wird aus diesem Grund von vornherein gewährleistet. Ebenso
ist ihre politische und materielle Dominanz ebenso ein Fakt.
Dies bedeutet
nicht, dass all diese Leute in all ihren Argumenten und Glaubensansichten
überlegen sind. Es ist vielmehr lediglich eine Aussage bezüglich dessen, dass
jene, die an Jesus glauben, jenen überlegen bleiben, die nicht an Jesus
glauben. Der Vers gibt nichts bezüglich dem Rest der religiösen Details der
Leute an, sodass der Qur’an weder ihre Meinungen als richtig ansieht, noch
diese bestätigt. Dies sagt ebenso der spanisch-muslimische Gelehrte Ibn ‘Atiyya
(gest. 542 / 1148):
لا فضيلة فيه للمتبعين الكفار منهم بل كونهم فوق اليهود عقوبة لليهود فقط
In ihm (dem
Vers) liegt kein Vorteil für die Ungläubigen unter den Befolgern Jesu; ihre
Überlegenheit über die Juden ist nur eine Strafe für die Juden.[4]
4. Wie passt die Gründung des Staates Israel in
diesen Kontext?
Die materielle
und politische Dominanz derjenigen, die an Jesus glauben (d.h. Christen und
Muslime) ist eine bewiesene Wahrheit geblieben – von der Zeit Jesu bis zu
unserer Zeit. Die Gründung des Staates Israel vor rund 70 Jahren verändert
diese Tatsache nicht, die im qur’anischen Vers bekannt gegeben wird.
Dies ist wahr,
denn es ist eine Tatsache, dass Israel mit dem Segen des christlichen Westens
gegründet wurde und bis zum heutigen Tage ist Israel ein Protektorat der
Vereinigten Staaten und der europäischen Mächte.
Eitan Haber,
der engste Berater des ehemaligen israelischen Premierministers Yitzhak Rabin,
sagte in einem Interview mit The Times of Israel im Jahre 2013:
Für absolut
alles – im Bereich der Diplomatie, Sicherheit und sogar ökonomisch gesehen –
sind wir abhängig von Amerika.[5]
Entfernt
davon, dass dies dem Qur’an angeblich widerspricht, passt es ganz genau der
Aussage des Qur’an über die Juden:
ضُرِبَتْ عَلَيْهِمُ الذِّلَّةُ أَيْنَ مَا ثُقِفُوا إِلَّا بِحَبْلٍ مِنَ اللَّهِ وَحَبْلٍ مِنَ النَّاسِ
Qur’an 3:112
Erniedrigung
ist für sie vorgeschrieben, wo immer sie getroffen werden, außer sie wären in
Sicherheit (auf Grund) ihrer Verbindung mit Allah oder mit den Menschen. (...)
Mufti Muhammad
Shafi’ erklärt den „Vertrag mit Menschen“:
Ebenso ist die
Situation erdenklich, dass sie unter dem Schutz anderer nichtmuslimischer
Mächte durch ein Friedensabkommen (oder eine informelle Strategie der
Zusammenarbeit) kommen – eine Situation, die in dieser Form am heutigen Zustand
Israels vorliegt. Für urteilsfähige Leute dieser Welt ist es kein Geheimnis,
dass der Staat Israel in Wahrheit ein gemeinsamer Lagerplatz des Westens ist.
Hinter all der Fassade der Macht, die sie zu haben scheinen, befindet sich die
Macht anderer. Wenn die Vereinigten Staaten, das Vereinigte Königreich, Europa
und ebenso die USSR ihre Unterstützung von Israel zurückziehen würden, würde er
(der Staat Israel) nicht einen Tag überleben.[6]
Es ist also
klar, dass der Qur’an sagt, dass jene, die an Jesus glauben, jenen überlegen
sein werden, die ihn ablehnten, undzwar den Juden, und sie werden unter
Erniedrigung leiden, außer wovor Allah sie bewahrt oder wenn sie von einigen
Leuten unterstützt werden. Jedoch: Israels Propaganda und militärische
Vorbereitungen ist vom überwiegenden christlichen Westen abhängig und ihre
aktive Unterstützung und der Schutz durch sie wird exakt auf die selbe Art und
Weise im Qur’an beschrieben.
5. Zusammenfassung und Schlussfolgerung
Qur’an 3:55
spricht über die Oberhand jener, die an Jesus Christus glauben über jene, die
nicht an ihn glauben; d.h. die Oberhand der Christen und Muslime über die
Juden. Dies beinhaltet jeden, der an Jesus glaubt, egal wie dieser Glaube sonst
aufgebaut ist, wie die Person ist und jegliche andere Details. Der Vers besagt
nicht, dass alle, die an Jesus glauben, monolithisch sind, noch urteilt er
unter jene, die an Jesus glauben.
Tatsache ist –
so wie es von muslimischen Gelehrten klargestellt wurde – erwähnt der Vers
keine Tugenden jener, die an Jesus glauben, sondern er verurteilt nur jene, die
das nicht tun.
Die
argumentative oder religiöse Oberhand der Gläubigen des Gesandten Allahs ist
vornherein schon gegeben; der Vers spricht über die Oberhand in Bezug auf
politischen Ebenen und alles, was sich hierauf bezieht.
Die Gründung
des Staates Israel widerspricht in keinster Weise der Aussage des Qur’an, da
Israel praktisch gesehen nur ein Protektorat des dominierenden christlichen Westens
ist und seine Existenz der Unterstützung anderer Nationen verdankt.
Wahrlich, Allah weiß es am Besten!
Referenzen:
[2] Al-Baidawi, Nasir al-Din,
Anwar al-Tanzil wa Asrar al-Ta’wil, Beirut: Dar al-Ihya al-Turath al-Arabi,
1418 n. H., Band 2, 19 S.41
[3] Shafi’, Muhammad, Ma’arif
al-Qur’an, Übers. Muhammad Shamim, Karachi: Maktaba-e-Darul Uloom, n.d., Band 2,
82-83
[4] Al-Andalusi, Ibn Attiya,
Al-Muharrar al-Wajiz fi Tafsir al-Kitab al-‘Aziz, Beirut: Dar al-Kotob
al-‘Ilmiyya, 1422 n. H., Band 1, 445
[5] Haber, Eitan, „When they become PM, they realize how
utterly dependent Israel is on the US“, 18. September, 2013
[6] Shafi’, Muhammad, Ma’arif
al-Qur’an, Band 2, 161-162
Keine Kommentare