Ein schwacher Hadith: Der Prophet küsste den Geschlechtsteil seines kleinen Enkels



Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen!
Danke an: www.icraa.org
Eine Reihe von Online-Quellen haben versucht, den Propheten (Allahs Segen und Friede auf ihm) basierend auf einer Überlieferung zu kritisieren, in der er den Geschlechtsteil seines kleinen Enkels küsste. Dieses Schreiben demonstriert, dass diese Überlieferung schwach ist – in all seinen Überlieferungsketten hindurch – und zeigt eine authentische alternative Version, in der der Prophet die Nabel seines Enkels al-Hasan bin ‘Ali küsste.
Einführung
In einer Vielzahl von Websites und Onlineforen haben Leute eine Überlieferung zitiert, in der es darum geht, dass der Gesandte Allahs den Geschlechtsteil seines Enkels Hussain (oder, wie einige Überlieferungen sagen, Hassans) küsste. Diese Überlieferung benutzend, schreien Islamkritiker alle möglichen Arten von Obszönitäten gegen den Propheten. So bringt diese Überlieferung ebenso Muslime in Zweifel. 
Die Überlieferung, die islamophobe Websites zitiert und übersetzt haben, hat folgenden Wortlaut:  
روى أنه صلى الله عليه و سلم قبل زبيبة الحسن أو الحسين
Es wird berichtet, dass er (der Prophet) den (kleinen) Penis von al-Hasan oder al-Hussain küsste.
رأيت النبي صلى الله عليه و سلم فرج ما بين فخذي الحسين و قبل زبيبته
Er (der Prophet) spreizte die Beine Hussains auseinander und küsste seinen (kleinen) Penis.
2. Kommentare über die Überlieferungsketten
Die Überlieferung wurde mit einer oder mehreren Überlieferungsketten von al-Tabarani[1], al-Bayhaqi[2], Diya al-Maqdisi[3], Ibn Abi al-Dunya[4], Tammam al-Razi[5], Khatib al-Baghdadi[6], und Ibn Asakir al-Dimashqi[7] überliefert.
Abgesehen von al-Bayhaqi und Tammam al-Razi beinhaltet der isnad (Überlieferungskette), der vom Rest gegeben wird, Qabus bin Abi Zayban, der als schwacher Überlieferer abgestuft wird.
Ibn Sa’d sagte über ihn:
„In ihm liegt Schwäche vor und durch ihn soll kein Beweis vorgebracht werden.“[8]
Abu Hatim sagte:
„Durch ihn soll kein Beweis vorgebracht werden.“[9]
Al-Nasa‘i sagte:
„Er ist nicht stark.“[10]
Al-Daraqutni sagte:
„Er ist da’if [schwach].“[11]
Aus diesem Grund erklärten al-Nawawi (gest. 676 n. H.)[12] und Ibn Hajar (gest. 852 n. H.)[13] die Überlieferung als da’if (schwach).
Darüber hinaus beinhalten die Ketten des al-Khatib und Ibn Asakir (außer Qabus, ein anderer Überlieferer) Muhammad bin Mazid bin Abi al-Azhar. Dieser Überlieferer wird als Lügner und Erfinder angesehen.[14] Nachdem er die Überlieferung zitiert, kommentiert al-Khatib al-Baghdadi folgendermaßen:
وهذا الحديث أيضا موضوع إسنادا ومتنا
Dieser Hadith ist eine Erfindung – sowohl aufgrund der Kette als auch wegen dessen Inhalt.[15]
Al-Bayhaqis Kette beinhaltet einen Überlieferer namens Muhammad ibn Abi Layla, welcher ebenso als schwacher Überlieferer angesehen wird. Weiterhin: ‘Abdur-Rahman bin Abi Layla, der vom Propheten direkt überliefert, war keineswegs ein Gefährte. Dies bedeutet, dass die Kette eine Lücke hat.[16] Tatsache ist, dass al-Bayhaqi, direkt nachdem er diese Überlieferung anbringt, schrieb:
„Die Überlieferungskette ist nicht stark.“[17]
Ibn al-Qattan und Ibn al-Salah haben ebenso diese Überlieferung als da’if abgestuft.[18]
Die Überlieferungskette mit Tammam al-Razi (gest. 414 n. H.) und Ibn Asakirs zweiter Kette beinhaltet Yaman bin Sa’id al-Masisi, der als da’if abgestuft wird.[19]
Darüber hinaus ist in der Kette zwischen Ibrahim al-Nakha‘i und Anas bin Malik eine Lücke, so wie es von Abu al-Hatim und al-Bazzar aufgezeigt wurde.[20] Aus diesem Grunde haben sowohl al-Mundhiri als auch al-Dawsari diese Überlieferung als da’if eingestuft.[21]
Es ist – dennoch – wahr, dass Nuruddin al-Haythami diese Überlieferung als authentisch erklärte und sie als hasan einstufte.[22] Jedoch ist es wichtig zu verstehen, dass al-Haythami bekannt für seine Lässigkeit in der Einstufung von Überlieferungen ist.[23] Diese Tatsache führte zu vielen Fehlern in seinen Haditheinstufungen und seine Authentifizierung dieser Überlieferung ist ein Beispiel hierfür.
3. Authentizität dieser Überlieferung in shiitischen Quellen
In shiitischen Quellen wird dieser Hadith[24] durch eine einzelne Kette überliefert, die Abu al-Hasan Musa bin Isma’il bin Musa bin Ja’far bin Muhammad bin ‘Ali bin al-Hussain bin ‘Ali beinhaltet, welcher von den shiitischen Gelehrten als unbekannt (majhul) eingestuft wird.[25]
4. Ein vertrauenswürdiger Hadith: Der Prophet küsste Hasans Nabel
Eine andere Überlieferung berichtet uns, dass der Prophet nur die Nabel seines Enkels küsste.
عن عمير بن إسحاق، قال: كنت مع الحسن بن علي، فلقينا أبو هريرة، فقال: أرني أقبل منك حيث رأيت رسول الله صلى الله عليه وسلم يقبل. قال: فقال: بقميصه ، قال: ” فقبل سرته 
‘Umair bin Ishaq berichtete: „Ich war mit al-Hasan bin ‘Ali und wir trafen Abu Hurairah. Er sagte (zu al-Hasan): „Zeig mir die Stelle (deines Körpers),  die der Gesandte Allahs – Allahs Segen und Friede auf ihn – küsste, so wie ich es sah.“ Er hob sein Hemd und Abu Hurairah küsste seine Nabel.[26]
5. Zusammenfassung und Schlussfolgerung
Die Überlieferung, in der der Prophet den Geschlechtsteil seines Enkels küsste, ist schwach. Dies haben wir festgestellt, indem wir uns alle Überlieferungsketten angeschaut haben, die in sunnitischen und shiitischen Quellen erwähnt werden. Eine vertrauenswürdige Überlieferung jedoch erwähnt den Propheten, wie er die Nabel seines Enkels, al-Hasan bin ‘Ali, küsste.
Referenzen
[1] Al-Tabarani, Mu’jam al-Kabir, (Cairo: Maktaba Ibn Taymiya, 1994) Hadith 2658, 12615.
[2] Al-Bayhaqi, Sunan al-Kubra, (Beirut: Dar al-Kotob al-Ilmiya, 2003) Hadith 651.
[3] Al-Maqdisi, al-Ahadith al-Mukhtarah, (Beirut: Dar al-Khidr, 2000) Hadith 549.
[4] Ibn Abi Dunya, al-Nafqah ‘ala al-Ayyal, (Dammam: Dar Ibn Qayyim, 1990) Hadith 210, 211.
[5] Al-Razi, Tammam, al-Fawa’id, (Riyadh: Maktaba al-Rushd, 1412 n. H.) Hadith 610.
[6] Al-Khatib al-Baghdadi, Tarikh al-Baghdad, (Beirut: Dar al-Gharb al-Islami, 2002) Band 4, 464.
[7] Al-Damishqi, Ibn Asakir, Tarikh Dimashq, (Beirut: Dar al-Fekr, 1995) Band 14, 224.
[8] Ibn Sa’d, Tabaqat al-Kubra, (Beirut: Dar al-Kotob al-Ilmiya, 1990) Band 6, 330, Nr. 2519.
[9] Al-Mizzi, Yusuf bin ‘Abdur-Rahman, Tahdhib al-Kamal, (Beirut: Al-Resalah Publishers, 1980) Band 23, 329.
[10] ebda.
[11] Al-Musallami, Mawsu’at Aqwal al-Imam al-Darqutni fi Rijal al-Hadith, (Beirut: ‘Alam al-Kitab, 2001) Band 2, 522 Nr. 2780.
[12] Al-Nawawi, Khulasah al-Ahkam, (Beirut: Al-Resalah Publishers, 1997) Band 1, 138.
[13] Al-‘Asqalani, Ibn Hajar, Talkhis al-Habir, (Beirut: Dar al-Kotob al-Ilmiya, 1989) Band 1, 352.
[14] Al-Dhahabi, Mizan al-A’tidal, (Beirut: Dar al-Ma’rifah, 1963) Band 4, 35 Nr. 8163, und al-Baghdadi, Tarikh al-Baghdad, Band 4, 58.
[15] Al-Baghdadi, Tarikh al-Baghdad, Band 4, 464.
[16] Al-Albani, Irwa‘ al-Ghalil, (Beirut: Maktab al-Islami, 1985) Band 6, 213, Hadith 1811.
[17] Al-Bayhaqi, Sunan al-Kubra, Hadith 651.
[18] Ibn al-Mulaqqin, al-Badr al-Munir, (Riyadh: Dar al-Hijrah, 2004) Band 2, 478.
[19] Al-Dhahabi, Mizan al-A’tidal, Band 4, 460, Nr. 9847.
[20] Al-‘Asqalani, Tahdhib al-Tahdhib, (Hyderabad: al-Ma’arif al-Nizamiyah, 1326 n.H.) Band 1, 178.
[21] Al-Dawsari, al-Rawd al-Bassam bi Tartib wa Takhrij Fawa’id al-Tammam, (Beirut: Dar al-Basha’ir al-Islamiyah, 1993) Band 4, 311.
[22] Al-Haythami, Majma’ al-Zawa’id wa Manba’ al-Fawa’id, (Cairo: Maktaba al-Qudsi, 1994) Band 9, 186, Hadith 15108.
[23] Al-Sulaymani, Abu al-Hasan, Ithaf al-Nabil, (Amman: Maktaba al-Furqan, 2000) Band 1, 349
[24] Al-Majlisi, Baqir, Bihar al-Anwar, Band 43, 317, and Mirza Nuri, Mustadrak al-Wasa’il, (Qom: Ihya’ al-Kutab al-Islamiya, 1430 n.H.) Band 1, 236.
[25] Al-Jawhari, al-Mufid min Mu’jam Rijal al-Hadith, (Beirut: Mu’assasat Tarikh al-‘Arabi, 2009) 624 Nr. 12730, and al-Khu’i, Mu’jam Rijal al-Hadith, (Najaf: Mu’assat al-Imam al-Khoei, n.d.) Band 20, 19, Nr. 12753.

[26] Ahmad bin Hanbal, al-Musnad, (Cairo: Dar al-Hadith, 1995) Hadith 7455. Ahmad Shakir klassifizierte dies als sahih. Wasiullah ‘Abbas hat dies ebenso als sahih in seiner Untersuchung bezüglich Fada’il al-Sahabah klassifiziert (Hadith 1375)

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