Hadith über das Essen mit einem oder sieben Mägen



Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen!
Die Unkenntnis über Redensarten und Ausdrücke der klassischen arabischen Sprache wird die Dolmetscher, die den Qur’an und den Hadith-Korpus studieren, in die Irre führen. Ein Beispiel für eine solche Fehlinterpretation ist die buchstäbliche Exegese des Hadith über die Überernährung eines Ungläubigen aufgrund seines „Essens mit sieben Mägen“. Dieser Artikel beantwortet die empirischen Einwände gegen diesen Hadith, indem er klarstellt, dass sich der Hadith auf eine einzelne Person bezieht und dass er auf die vorgeschriebene Sparsamkeit eines Gläubigen gegenüber einem Ungläubigen hinweist, und dass dies nicht allgemein oder wörtlich interpretiert werden sollte.
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Einleitung
Es ist notwendig, die Redewendungen und Ausdrücke einer Sprache zu verstehen, um wiederum die wirklichen Implikationen und Bedeutungen eines Diskurses in dieser Sprache zu verstehen. Unwissenheit hinsichtlich dieser einfachen Regel lässt Zweifel an islamischen Texten aufkommen. Ein Beispiel dafür ist der Hadith über das maßvolle Essen.
عن أبي هريرة رضي الله عنه، قال: قال رسول الله صلى الله عليه وسلم: «يأكل المسلم في معى واحد، والكافر يأكل في سبعة أمعاء»
Abu Huraira, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete, dass der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm, sagte: „Der Gläubige isst mit einem einzigen Magen, und der Ungläubige isst mit sieben Mägen.“ [1]
Die gegen diesen Hadith erhobenen Einwände sind, dass eine Person nur einen Darm hat und dass der Glaube einer Person keine Wirkung auf die Beteiligung vom Magen im Verdauungssystem aufweist. Eine andere Version desselben Hadiths, so heißt es, hebt dieses Problem noch deutlicher hervor.
عن أبي هريرة، أن رجلا كان يأكل أكلا كثيرا، فأسلم، فكان يأكل أكلا قليلا، فذكر ذلك للنبي صلى الله عليه وسلم فقال: «إن المؤمن يأكل في معى واحد، والكافر يأكل في سبعة أمعاء»
Abu Huraira berichtete: „Es gab seinerzeit einen Mann, der gewöhnlich große Mengen aß. Später trat er zum Islam über und aß dagegen gewöhnlich wenig. Als ich dies dem Propheten, Allahs Segen und Heil auf ihm, erzählte, sagte er: „Wahrlich, der Gläubige isst mit einem einzigen Magen, und der Ungläubige isst mit sieben Mägen.“ [2]
Außerdem: selbst die möglichen metaphorischen Bedeutungen zu nehmen, d.h. die Behauptung, dass Gläubige weniger essen als Ungläubige, widerspricht – so Islamkritiker – eindeutig der regelmäßigen Beobachtung.
2. Der Bezug auf Einen oder Sieben Mägen ist eine Metapher
Die im Hadith enthaltene Aussage, in einem oder sieben Mägen zu essen, ist nur eine Metapher, die auf das spärliche und übermäßige Essen hinweist.
Ibn Athir al-Jazari (gest. 606/1210) schreibt:
هو تمثيل لرضى المؤمن باليسير من الدنيا، وحرص الكافر على الكثير منها
Es ist eine Metapher für die Zufriedenheit des Gläubigen hinsichtlich der Geringfügigkeit von dieser Welt und dem Verlangen eines Ungläubigen nach einem Übermaß hiervon. [3]
Ibn Hajar (gest. 852/1448) [4] und al-'Ayni (gest. 855/1451) [5] haben unter anderen dasselbe erwähnt.
Und al-Qastalani (gest. 923/1517) klärt über die Bedeutung der Zahl Sieben in der Überlieferung auf:
وتخصيص السبعة قيل للمبالغة والتكثير كما في قوله تعالى: {والبحر يمدّه من بعده سبعة أبحر} [لقمان: 27]
Die Angabe der (Zahl) sieben ist in seiner Art eine Hyperbel (sprachliche Übertreibung), den Übermaß zeigend, wie in den Worten Allahs, „Und wenn alle Bäume, die auf der Erde sind, Schreibrohre wären und der Ozean (Tinte), und sieben Ozeane würden sie mit Nachschub versorgen, selbst dann könnten Allahs Worte nicht erschöpft werden“ (31:27) [6]
3. Die Aussage richtete sich gezielt an (eine) Einzelperson(en) und (ein) Ereignis(se)
Verschiedene Überlieferungen beinhalten den Kontext einer Person, die im Zustand des Unglaubens viel zu sich nimmt und sich dann nach der Annahme des Islam mit wenig zufrieden gibt, und diese Überlieferungen helfen uns tatsächlich, um den Hadith besser zu verstehen.
Abu Ja'far al-Tahawi (gest. 321/933) erklärte diesen Punkt in seinem Sharh Mushkil al-Athar ausführlich. [7] Al-Malati (gest. 803/1400) fasste sein Argument mit folgenden Worten zusammen:
فعلم أنه كان في رجل معين في حال كفره وإسلامه ويكون الحديث خرج مخرج المعرفة لم يتعد من قصد به إليه إلى من سواه ومنه قوله تعالى: {إِنَّ مَعَ الْعُسْرِ يُسْراً} فقيل: لا يغلب عسر يسرين لأن العسر معرفة فهي لواحد واليسر نكرة فهما غيران وكذا كل ما يجيء مجيء المعرفة إلا أن يكون فيه دلالة على الصد إلى ما هو أكثر كقوله تعالى: {وَالْعَصْرِ إِنَّ الْأِنْسَانَ لَفِي خُسْرٍ إِلَّا الَّذِينَ آمَنُوا} فإن المراد به الجنس لا الإنسان الواحد وسمعت من ابن أبي عمران يقول: حمل قوم هذا الحديث على الرغبة في الدنيا كما يقال: فلان يأكل الدنيا أكلا أي يرغب فيها ويحرص عليها فالمؤمن لزهادته يأكل في معا واحد وهو قدر البلغة والكفار يزيد فيها لرغبته
Hier geht es um eine bestimmte Person im Zustand seines Unglaubens und im (Zustand des) Islam. Der Hadith hat einen besonderen Hintergrund und überträgt sich nicht auf irgendeine andere Person außer der beabsichtigten. Ein Beispiel dafür ist das Wort des Allmächtigen, „Also, wahrlich, mit der Drangsal geht Erleichterung einher; wahrlich, mit der Drangsal geht Erleichterung (einher).“ (94: 5-6). Es wurde gesagt, „Eine Drangsal kann die zweifache Erleichterung nicht überwinden.“ denn die Drangsal ist spezifisch und in Singularform und Erleichterung wird als gewöhnliches Substantiv erwähnt und sie sind in den beiden Fällen unterschiedlich. Und das gleiche gilt für all das, was in bestimmter Form erwähnt wird, außer wenn es Beweise dafür gibt, dass es für viel mehr (d.h. für die Allgemeinheit) gemeint ist, wie in den Worten des Allmächtigen, „Die Menschen sind wahrlich im Verlust; außer denjenigen, die glauben“ (103: 2). Dies umfasst die Menschheit und nicht einen bestimmten Menschen. Und ich hörte Ibn Abi 'Imran sagen, „Eine (Gruppe von) Menschen hat diesen Hadith als Verlangen nach der Welt interpretiert, so wie es gesagt wird: „So und so isst die Welt“, das heißt, er verlangt es und sehnt sich danach in Übermäßigkeit. Und der Gläubige isst für seine Enthaltsamkeit (d.h. in der Form der Askese) in einem Magen. [8]
Ibn Abd al-Barr al-Qurtubi (gest. 463/1071) sagte:
أن الإشارة بالألف (واللام) في الكافر والمؤمن في هذا الحديث إلى ذلك الرجل بعينه وإنما يحملنا على هذا التأويل، لأن المعاينة -وهي أصح علوم الحواس- تدفع أن يكون ذا عموما في كل كافر ومؤمن. ومعروف من كلام العرب الإتيان بلفظ العموم والمراد به الخصوص ألا ترى إلى قول الله عز وجل الذين قال لهم الناس إن الناس قد جمعوا لكم وهذه الإشارة في الناس إنما هي إلى رجل واحد أخبر أصحاب محمد صلى الله عليه وسلم أن قريشا جمعت لهم وجاء اللفظ كما ترى على العموم … ومثل هذا كثير لا يجهله إلا من لا عناية له بالعلم
Der Artikel „al“, verbunden mit den Worten „kafir“ [Ungläubiger] und „mu'min“ [Gläubiger] weist in diesem Hadith darauf hin, dass dies konkret an ein bestimmtes Individuum gerichtet ist und wir sind für diese Interpretation, weil Beobachtung, die zuverlässigste der physischen Sinne die Idee zerstreut (d.h. verwirft), dass der Hadith allgemein an jeden Gläubigen und Ungläubigen gerichtet ist. Es ist in der Rede der Araber üblich, allgemeine Formulierungen zu verwenden und damit (dennoch) das Spezifische zu meinen. Sieht man nicht das Wort Allahs, „Diejenigen, zu denen die Leute sagten: „Seht, die Leute haben sich bereits gegen euch geschart““ hier bezieht sich das Wort „Leute“ auf ein Individuum (d. h. Nu'aym bin Masood al-Ashja'i), der die Gefährten des Propheten Muhammed, Allahs Frieden und Segen seien auf ihm, darüber informierte, dass die Quraisch sich gegen sie versammelt hatten, dennoch - das gebrauchte Wort, wie man sieht, ist allgemein ... Beispiele dieser Art sind zahlreich und nur der, der kein Wissen hat, ist hinsichtlich dessen ignorant. [9]
4. Die Gefährten verwendeten es als eine Ausdrucksweise, um übermäßiges Essen zu verurteilen
Die Gefährten benutzten die Worte des Propheten (Friede und Segen seien auf ihm), die in diesem spezifischen Kontext ausgesprochen wurden, als eine Ausdrucksweise, um ihren Ekel hinsichtlich des übermäßigen Verzehrens aufzuzeigen.
عن عمرو، قال: كان أبو نهيك رجلا أكولا، فقال له ابن عمر: إن رسول الله صلى الله عليه وسلم قال: «إن الكافر يأكل في سبعة أمعاء» فقال: فأنا أومن بالله ورسوله
'Amr überlieferte: Abu Nahik war ein habgieriger Esser. Ibn 'Umar sagte zu ihm: „Allahs Gesandter () sagte: „Ein Kafir [Ungläubiger] isst mit sieben Mägen.“ Darauf sagte Abu Nahik: „Aber ich glaube an Allah und seinen Gesandten.““ [10]
Hier sehen wir, dass Ibn Umar dies einem Muslim sagte, der sich gierig ernährte, was zeigt, dass er das nur als eine Ausdrucksweise ansah, die nahelegte, dass exzessives Essen eine Gewohnheit von Ungläubigen sei und nicht einem wahren Gläubigen entspräche. [11] Ein anderes Beispiel für ein tatsächliches Ereignis, das auch als Ausdrucksweise benutzt wird, ist die Erschaffung der Frau aus einer krummen Rippe.
5. Übermäßiges Essen ist im Islam nicht erwünscht
Um den Hadith vollständig zu verstehen, muss man wissen, dass das übermäßliche Verzehren im Islam nicht angesehen wird.
Allah der Allmächtige sagt im Qur’an:
وَالَّذِينَ كَفَرُوا يَتَمَتَّعُونَ وَيَأْكُلُونَ كَمَا تَأْكُلُ الْأَنْعَامُ وَالنَّارُ مَثْوًى لَهُمْ
Qur’an 47:12
die aber, die ungläubig sind, genießen und fressen wie das Vieh, und das Feuer wird ihre Wohnstatt sein.
Und wir finden die gleiche Thematik in den Überlieferungen des Propheten (). Zum Beispiel:
عن مقدام بن معد يكرب، يقول: سمعت رسول الله صلى الله عليه وسلم يقول: «ما ملأ آدمي وعاء شرا من بطن، حسب الآدمي، لقيمات يقمن صلبه، فإن غلبت الآدمي نفسه، فثلث للطعام، وثلث للشراب، وثلث للنفس»
Der Mensch füllt kein schlechteres Gefäß als seinen Bauch. Es ist ausreichend für den Menschen, ein paar Bissen zu essen, um seinen Rücken aufrecht zu halten. Aber wenn er [ihn füllen] muss, dann sollte ein Drittel des Magens für sein Essen, ein Drittel für sein Trinken und ein Drittel für sein freies Atmen vorbehalten sein.“ [12]
6. Ein Gläubiger, der übermäßig isst, steht diesem Hadith nicht im Widerspruch
Dies bedeutet allgemein nicht, dass ein Gläubiger dies niemals tut oder nicht mehr als ein Ungläubiger es tut, essen kann. Es ist wahr, dass das Übermaß an Essen im Islam missachtet und verurteilt wird, aber das wirft einen nicht aus dem Islam raus. Darüber hinaus ist es möglich, dass zu bestimmten Zeiten der Gläubige oder jemand, der nicht gewohnheitsmäßig gierig hinsichtlich des Essens ist, viel isst. Dies kann auf extremen Hunger oder Schwäche zurückgeführt werden. Dies wird nicht verurteilt.
Folglich sagen wir, dass Muslime, die übermäßig essen, nicht dem Hadith, der in Frage gestellt wird, widersprechen. Dies zeigt lediglich ihre Schwäche, in Völlerei zu verfallen und ihr Versagen, die islamischen Lehren aufrechtzuerhalten.
7. Zusammenfassung und Fazit
- Essen in einem bzw. sieben Mägen ist eine Redewendung, die weniges bzw. übermäßiges Verzehren suggeriert.
- Die Erwähnung der Zahl sieben soll nur den Übermaß andeuten, wie es im Arabischen üblich ist.
- Die Aussage wurde ursprünglich vom gesegneten Propheten () über ein bestimmtes Individuum gemacht und kann nicht verallgemeinert werden.
- Später benutzten die Gefährten diese Ausdrucksweise als eine Art Redewendung.
- Übermäßiges Essen ist im Islam nicht positiv angesehen.
- Ein Gläubiger, der übermäßig isst, zeigt seine Schwäche, aber das widerspricht dem Hadith nicht.
Wahrlich, Allah weiß es am besten!

Anmerkungen & Referenzen:
[1] al-Bukhari, al-Sahih, Übersetzt von Muhammad Muhsin Khan (Riyadh: Maktabat Dar-us-Salam, 1997) Hadith 5396
[2] Ebda, Hadith 5397
[3] al-Jazari, Ibn Athir, Jami’ al-Usool fi Ahadith ar-Rasool, (Damascus: Maktaba Al-Halwani, 1971) Band 7, 406
[4] al-‘Asqalani, Ibn Hajar, Fathal-Bari, (Beirut: Dar al-Ma’rifah, 1367 n. H.) Band 9, 538
[5] al-‘Ayni, Badr Al-Din, ‘Umdat al-Qari Sharh Sahih al-Bukhari, (Beirut: Dar Ihya’ at-Turath al-‘Arabi, n.d.) Band 21, 41
[6] al-Qastalani, Ahmad bin Muhammad. Irshad al-Sari, (Cairo: Matba’ Al-Kubra Al-Amiriya, 1323 n. H.) Band 8, 29
[7] al-Tahawi, Abu Ja’far, Sharh Mushkil al-Athar, (Beirut: Al-Risalah Publications, 1994) Band 5, 258
[8] al-Malati, Jamal ad-Din Yusuf. Al-Mu’tasar min al-Mukhtasar min Mushkil al-Athar, (Beirut: ‘Alam Al-Kitab, n.d.) Band 2, 221
[9] al-Qurtubi, Ibn ‘Abd al-Barr. Al-Tamhid lima fi Muwatta’ min al-Ma’ani wa al-Asanid, (Morocco: Ministry of Awqaf and Islamic Affairs, 1387 n. H.) Vol.21, 265-266
[10] al-Bukhari. al-Sahih, Hadith 5395
[11] al-Baji, Abu Walid. Al-Muntaqa Sharh al-Muwatta, (Cairo: Darul Kitab Al-Islami, 1332 n. H.) Band 7, 235

[12] Ibn Majah, Muhammad bin Yazid, Al-Sunan, Übersetzt von Nasiruddin al-Khattab (Riyadh: Maktabat Dar-us-Salam, 2007) Hadith 3349

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