Haben frühe muslimische Historiker nur authentische Überlieferungen berichtet?



Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen!
Danke an: www.letmeturnthetables.com
Waqar Akbar Cheema, übertragen ins Deutsche durch Khalid abdul-Musawwir
Direkter Beweis von den frühesten muslimischen Historikern - al-Tabari, al-Waqidi und Ibn Ishaq - dass was auch immer sie berichteten, laut ihrer Meinung nicht zwingendermaßen richtig war!
1. Einleitung
In Diskussionen und Debatten, wenn Muslime die Vertrauenswürdigkeit einiger Berichte früher Quellen islamischer Geschichte in Frage stellen, argumentieren Orientalisten und Missionare oft dadurch, dass diese Berichte authentisch sein müssen, da sie selbst von den frühen Muslimen berichtet wurden. Sie argumentieren damit, dass wenn diese Berichte falsch wären, muslimische Überlieferer und Historiker diese niemals festhalten würden.
Dies mag vorerst eine vernünftige Behauptung sein, ist jedoch von der Wahrheit weit entfernt.
In diesem kurzen Artikel werden wir Beweise von den drei berühmtesten frühen Tradierern und Historikern heranführen, namentlich al-Tabari, al-Waqidi und Ibn Ishaq, um die oben erwähnte Behauptung als falsch zu erweisen.
2. Al-Tabari:
Abu Ja’far Muhammad bin Jarir al-Tabari (gest. 310 n.H.) war ein sehr bekannter Exegete des  Qur’an (mufassir), ein Hadithgelehrte (muhaddith) und ein Historiker (mu’arrikh). Sein Werk hinsichtlich der Geschichte ist die größte Quelle der Überlieferungen aus frühesten Zeiten und wurde als primäre Referenz von allen späteren Historikern verwendet. Orientalisten und Missionare haben dieses Werk besonders gern. Dies ist anhand der Tatsache schon klar, dass eine englische Übersetzung dieses gewaltigen Werks im Westen in 40 Bändern veröffentlicht wurde.
Al-Tabari selbst sagte es sehr klar und deutlich, dass alle Berichte in seinem Werk nicht authentisch sind. In seinem Vorwort zu seinem Geschichtswerk mit dem Titel Tarikh al-Rusul wal Maluk schrieb er:
Der Leser sollte wissen, dass beim Respekt von alledem, was ich erwähnt habe und ich es zur Kondition machte, es in unserem Schreiben festzuhalten, ich auf Traditionen und Berichte vertraue, die ich wiedergegeben habe und welche ich den Übermittlern zuschreibe. Ich vertraue sehr selten auf Angelegenheiten, die durch rationale Argumente gelernt werden und durch interne, gedankliche Prozesse deduziert werden können. Denn kein geschichtliches Wissen der Männer der Vergangenheit und Ereignisse ist für jene einsehbar, die nicht dazu fähig waren, sie zu untersuchen und nicht in ihrer Zeit lebten, außer durch Information und Wiedergabe, die durch Informanten und Überlieferer bereitgestellt wurden. Dies kann weder durch Verstand, noch durch Folgerung interner Gedankenprozesse hervorgebracht werden. Dieses Schreiben von mir mag einige Informationen [beinhalten], die von uns bei der Autorität bestimmter Männer der Vergangenheit erwähnt wurden, die der Leser womöglich verurteilt und der Leser verabscheuungswürdig findet, weil er darin weder etwas authentisches, noch eine wahre Bedeutung vorfindet. In solchen Fällen sollte er wissen, dass solch eine Information nicht von uns stammt, sondern von jenen, die diese Sachen uns übermittelten. Wir haben es lediglich berichtet, wie es uns berichtet wurde.
(The History of al-Tabari Band 1, General Introduction and From the Creation to The Flood. übersetzt von Franz Rosenthal, State University of New York Press, 1989 S.170-171)
Das ist der Grund, warum muslimische Gelehrte nicht immer al-Tabaris Berichte angenommen haben, sondern vielmehr jeden Bericht gemäß den Regeln der Überlieferung geprüft, sie unter Hilfenahme anderer Berichte, die gleichen Themen eingehen, untersucht und auf diese Weise die vertrauenswürdigen Berichte von jenen, die nicht vertrauenswürdig sind, getrennt haben.
3. Al-Waqidi:
Ein anderer berühmter, früher muslimischer Erzähler ist Muhammad Ibn ‘Umar al-Waqidi (gest. 207 n.H.). Er gehört zu der frühen Gruppe der Schreiber der „sirah“ und sein berühmtes Buch über dieses Thema ist „Kitab al-Maghazi“ in welchem er die Feldzüge des Propheten –auf dem der Friede und die Segnungen Allahs seien- und seiner Gefährten beschrieb.
Er ist ebenso ein Schlüsselerzähler im Werk eines anderen frühen Historikers, nämlich Muhammad Ibn Sa’d (gest. 239 n.H.), der genau genommen der Schreiber und Student des al-Waqidi war. Ibn Sa’ds Werk lautet „Tabaqatul Kubra“ oder „Kitab al-Tabaqat al-Kabir“.
Das erste, was man anmerken sollte, ist, dass al-Waqidi unter den Gelehrten am meisten kritisiert wurde und seine Überlieferung generell nicht akzeptiert werden. Details in Hinsicht auf seine Vertrauenswürdigkeit und weitere Informationen kann man Hier (kommt noch!) finden. 
Abgesehen von der Kritik an al-Waqidi hilft uns eine Analyse seiner Berichte und seiner eigenen Kommentare, eine Antwort auf die Frage zu finden; undzwar ob er alles, was er berichtete, unmittelbar als authentisch ansah?
Man sollte einmal den folgenden Bericht betrachten, der von Ibn Sa’d über die Ehe des Propheten mit Sayyidah Khadija gegeben wird:
Muhammad Ibn ‘Umar informierte uns durch eine andere Kette der Überlieferer: Wahrlich, Khadijah brachte ihren Vater dazu, zu trinken, bis er betrunken wurde. Sie schlachtete eine Kuh, brachte Parfum an seinen Körper an und kleidete ihn in einem entkleideten Kleidungsstück. Als er wieder zu sich kam, sagte er: „Wofür ist diese Schlachtung, dieser Parfum und dieses entkleidete Kleidungsstück?“ Sie sagte: „Du gabst mich Muhammad zur Ehe.“ Er sagte: „Ich habe das nicht getan und werde es auch nicht. Die berühmtesten Persönlichkeiten der Quraysh machten Angebote, die ich ablehnte.“
Muhammad Ibn ‘Umar sagte: „Die ganze Überlieferung erscheint uns schwach und falsch. Die bewährte Version ist, dass Khuwaylid Ibn Asad, der Vater der Khadijah, vor der Schlacht des al-Fijar starb und dass es ‘Amr Ibn Asad war, der Khadijah zur Ehe mit dem Gesandten Allahs, möge Allah ihn segnen, gab.“
(Kitab al-Tabaqat al-Kabir, Englische Übersetzung von S. Moinul Haq, Kitab Bhavan, New Delhi, 2009 Band 1 S. 149-150)
Dasselbe wird ebenso von al-Tabari berichtet. Siehe The History of al-Tabari, Band VI -Muhammad in Mecca, übersetzt von W. Montgomery Watt und M.V. McDonald State University of New York Press, Albany 1989 S. 49-50
Hier sehen wir ganz klar, dass al-Waqidi selbst etwas überlieferte, während er glaubte, dass das auf Grundlage anderer einzelner Berichte falsch ist. Auf selbe Weise haben späte Gelehrte ebenso das Recht beibehalten, seine oder die Überlieferung irgendeiner anderen Person in Frage zu stellen und auf diese Weise zu überprüfen. Es wäre also falsch, anzunehmen, dass was auch immer diese Historiker aufschrieben oder erzählten, authentisch ist. Lasst uns ebenso nicht vergessen, dass al-Waqidi selbst keine als Überlieferer generell angenommene Person ist.
4. Ibn Ishaq:
Der früheste Autor, der in unserer Zeit durchgängig zitiert wird, ist Muhammad Ibn Ishaq (gest. 151 n.H.). Er war aus al-Madinah und reiste zu mehreren großen Städten der muslimischen Welt seiner Zeit. Es gibt unterschiedliche Meinungen in Bezug auf seine Vertrauenswürdigkeit, doch er wird generell als vertrauenswürdig angenommen, jedoch unter bestimmten Bedingungen. Dies werden wir noch in einem anderen Artikel detailliert ausdiskutieren.
Ibn Ishaq ist einer der Überlieferer, bei dessen Autorität die heiß ausdiskutiere Geschichte „die Satanischen Verse“ Bezug genommen wird. Tatsächlich ist er einer der Überlieferer in der Kette der angeblichen Geschichte, die al-Tabari uns angibt.
„Ibn Humayd—Salamah—Muhammad b. Ishaq—Yazid b. Ziyad al-Madani—Muhammad b. Ka’b al-Qurazi …“
Siehe The History of al-Tabari, Band VI -Muhammad in Mecca, übersetzt von W. Montgomery Watt und M.V. McDonald S. 108
Durch die Logik, die Orientalisten und Missionare anwenden, müsste Ibn Ishaq an die Richtigkeit dieser Überlieferung glauben; jedoch erfahren wir, dass er daran geglaubt hat, dass sie falsch ist.
Abu Hayyan al-Andulasi (gest. 745 n.H.) erwähnt:
Über diese Geschichte wurde Imam Muhammad bin Ishaq, der Verfasser der sirah, gefragt und er sagte: „Dies kommt von der Erfindung der Häretiker.“ Und er schrieb ein Buch über diese Angelegenheit.
(al-Bahr al-Muhit fil Tafsir, Dar al-Fekr, Beirut, 1420 n.H. Band 7 S. 526)
Bedauerlicherweise sieht es danach aus, dass das Buch nicht erhalten geblieben ist!
5. Zusammenfassung:
Diese Details beachtend, bleibt kein Zweifel übrig, dass was auch immer frühe Tradierer und Historiker berichtet haben, diese gemäß ihrer eigenen Meinung nicht zwingendermaßen authentisch waren. Sie selbst haben ihre eigenen Berichte überprüft und verworfen, wenn sie Gründe hierzu hatten. Es ist also selbstverständlich, dass spätere muslimische Gelehrte ihre Berichte durch dasselbe Prinzip überprüft haben und so den Weizen vom Spreu getrennt haben. Es ist total falsch, anzunehmen, dass was auch immer sie überlieferten, für sie selbst als authentisch galt.
Wahrlich, Allah weiß es am besten!

Keine Kommentare

Powered by Blogger.