Diskussion über ‘Amr bin Maimuns Überlieferung über die Steinigung der Affen



Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen!
Danke an: www.icraa.org
Waqar Akbar Cheema, ins Deutsche übertragen durch Khalid abdul-Musawwir
Auszug
‘Amr bin Maimuns Überlieferung über die Steinigung der Affen wird von den Kritikern oft aufgegriffen, nicht nur aufgrund dessen Inhalt, sondern auch, um sie als eine induktive Behauptung gegen die Vertrauenswürdigkeit des Sahih al-Bukhari zu verwenden - die Überlieferung wird sogar gegen die Vertrauenswürdigkeit der  Hadithwerke allgemein verwendet. Dieses Schreiben analysiert die unterschiedlichen Versionen und ihre vergleichbare Stärke gemäß den Wissenschaften der Überlieferungen und diskutiert Angelegenheiten bezüglich der Überlieferung im Lichte dieser Wissenschaft aus.
1. Einführung
‘Amr bin Maimun (gest. 74/693) war ein Jemenite vom Stamm der Awd. Er lebte und nahm den Islam während der Zeit des Gesandten Allahs (Friede und Segnungen seien auf ihm) an:[1] durch Mu’adh bin Jabal.[2] Er jedoch traf den Gesandten nicht (lam yaliq al-nabi)[3] und wird deswegen zu den Befolgern (tabi’ūn) gezählt. Einige Autoren haben ihn in ihren Werken über die Biographien der Gefährten erwähnt, nur weil er ihnen gegenwärtig war.[4]
Es wird berichtet, dass er einige Affen sah, die (einen) andere(n) Affen steinigten. Sein Bericht über diese Begebenheit hat viel Aufmerksamkeit und Kritik seit den frühen Tagen auf sich gezogen. Wobei in vormodernen Zeiten die Kontroverse nur bezüglich der Passage bestand, Ehebruch den Affen zuzuschreiben und bei jenen die Bestrafung zu vollziehen, die durch ihre Gefährten dieser Tat bezichtigt wurden, tendieren in unserer heutigen Zeit einige Menschen dazu, diese Überlieferung zu verwenden, um Einwände gegen die komplette Hadithtradition zu streuen, indem sie behaupten, dass sie Material beinhaltet, welches gegen den „Verstand“ gerichtet ist. Muhammad bin Isma’il al-Bukhari (gest. 256/870), der eine Version der Geschichte in seiner wohlbekannten Sammlung authentischer Hadithe zitierte, stand ebenso unter diesem Beschuss der Kritik und die Modernisten tendieren dazu, diese Überlieferung als ein induktives Argument gegen die gesamte Wahrhaftigkeit des Werkes des al-Bukhari zu benutzen.
In diesem Artikel schauen wir uns die Details der Überlieferung an, indem wir auf dessen unterschiedliche Forminhalte und deren Authentizität eingehen. Die Beobachtungen, die wir dann machen, werden dann dazu verwendet, die Behauptungen und Untersuchungen um diesen Bericht herum kritisch zu analysieren.
2. Verschiedene Versionen der Überlieferung
Der Bericht über Affen und das Steinigen kam zu uns in drei verschiedenen inhaltlichen Formen. Bevor wir die Signifikanz und möglichen Implikationen dieser Berichte analysieren, ist es sehr wichtig, die Formen und Probleme um ihre überlieferte Authentizität zu beachten. Wir sortieren sie nach Reihenfolge - je nach Informationsfülle - indem wir mit der ausführlichsten beginnen.
2.1 Version 1: Detaillierte Beschreibung der Unzucht, die zur Steinigung führte
Abu Bakr al-Isma’ili, Abu Nu’aym al-Asbahani und Ibn Asakir bieten uns die detailreichste Version an. Ibn Hajar al-‘Asqalani (gest. 852/1448) zeigt uns al-Isma’ilis Version:
وقد ساق الإسماعيلي هذه القصة من وجه آخر مطولة من طريق عيسى بن حطان عن عمرو بن ميمون قال كنت في اليمن في غنم لأهلي وانا على شرف فجاء قرد مع قردة فتوسد يدها فجاء قرد أصغر منه فغمزها فسلت يدها من تحت رأس القرد الأول سلا رقيقا وتبعته فوقع عليها وأنا أنظر ثم رجعت فجعلت تدخل يدها تحت خد الأول برفق فاستيقظ فزعا فشمها فصاح فاجتمعت القرود فجعل يصيح ويومئ إليها بيده فذهب القرود يمنة ويسرة فجاؤوا بذلك القرد أعرفه فحفروا لهما حفرة فرجموهما فلقد رأيت الرجم في غير بني آدم
Al-Isma’ili zitierte eine längere Version dieser Geschichte durch eine andere Überliefererkette, in der ‘Isa bin Hittan von ‘Amr bin Maimun berichtete, dass er sagte: „Ich war im Yemen und weidete die Schafe meiner Leute auf einer Anhöhe. Ein männlicher Affe kam mit einem weiblichen [Affen] und legte seinen Kopf auf ihre Hand. Dann kam ein jüngerer Affe und winkte ihr zur, sodass sie ihre Hand sanft von der [daraufliegenden] Wange des ersten Affen entzog und ihm folgte. Er begattete sie, so wie ich es beobachtete. Dann kehrte sie zurück und versuchte, ihre Hand unter die Wange des ersten Affen sanft zurück zu legen, doch er wurde plötzlich wach und roch sie an und schrie. Dann versammelten sich die Affen kreisförmig und er begann, zu schreien, während er mit seiner Hand auf sie zeigte. Die Affen gingen überall hin und kamen mit dem Affen zurück, den ich wiedererkannte. Sie hoben für beide eine Grube aus und steinigen sie. So bezeuge ich, dass die Steinigung von anderen [Geschöpfen] als von Menschen durchgeführt wurde.“[5]
Diese ganze Version wird nur durch Abu Salam ‘Abdul Malik bin Muslim und ‘Isa bin Hittan tradiert. Ibn ‘Abd al-Barr (gest. 463/1071) sagt:
وأما القصة بطولها فإنها تدور على عبد الملك بن مسلم، عن عيسى ابن حطان، وليسا ممن يحتج بهما
Was die vollständigere Geschichte anbelangt, so wird diese ausschließlich bei der Autorität des ‘Abdul Malik bin Muslim von ‘Isa bin Hittan tradiert und sie sind beide nicht unter den Überlieferern, mit denen Beweisführung durchgeführt wird.[6]
Ibn ‘Abd al-Barrs Einwand ist, dass diese Überlieferung majhūl (unbekannte) Überlieferer beinhaltet.[7] Aber Ibn Hajar stimmt mit dieser Kritik nicht überein und weist darauf hin, dass ‘Abdul Malik bin Muslim als vertrauenswürdig (thiqah) eingestuft wurde - durch Autoritäten wie Yahya bin Ma’in.[8] Was ‘Isa bin Hittan angeht, so gibt es zwei Überlieferer mit diesem Namen; al-Raqqashi und al-‘Aidhi.[9]
In einem seiner Werke erwähnt Ibn Hajar auf positive Weise, dass al-Bukhari, Yaqub bin Sufyan al-Fasawi, Ibn Hibban und al-Khatib hinsichtlich diesen beiden unterschieden,[10] aber anderswo schlägt er fehl, sie zu unterscheiden, indem er annimmt, dass der Überlieferer hier al-Raqqashi ist und dass Ibn ‘Abd al-Barr ihn kritisierte.[11] Jedoch zeigt uns ein genauerer Blick auf ihre Biographien, dass unser Überlieferer hier al-‘Aidhi ist und nicht al-Raqqashi. Es ist al-‘Aidhi und nicht al-Raqqashi, was uns beide - al-Bukhari und Ibn Hibban - versichern, von dem ‘Abdul Malik bin Muslim überliefert.[12] Obwohl al-Raqqashi allgemein als vertrauenswürdiger Überlieferer bekannt ist, wurde al-Aidhi nur so von Ibn Hibban eingestuft,[13] was seine Sache dubios macht, da Ibn Hibban berühmt dafür ist, dass er unbekannte (majhūl) Überlieferer als vertrauenswürdig (thiqah) klassifiziert, obwohl es hierfür nicht ausreichende Beweise gibt.[14] Demgemäß behandeln Gelehrte keinen Überlieferer als vertrauenswürdig, wenn er so von Ibn Hibban eingestuft wurde, außer dass eine andere Autorität ihm dabei zustimmt.[15] Hinzu kommt, dass wir al-Tirmidhis Zeugenaussage haben, dass al-Bukhari kategorisch ‘Isa bin Hittan [al-‘Aidhi] als majhūl eingestuft hat.[16] Al-Dhahabi (gest. 748/1347) erwähnt ihn in seinem Werk über schwache Überlieferer.[17]
Am Ende dieser Untersuchung können wir also mit Sicherheit schlussfolgern, dass die vollständige Version hinsichtlich anerkannten Regelungen der Überlieferungen dubios (da’if) ist, da es nicht genügend Beweise über die Vertrauenswürdigkeit des ‘Isa bin Hittan al-‘Aidhi gibt.
2.2 Version 2: Erwähnung des Ehebruchs, welcher zur Steinigung führte
Die meistbekannte Version dieser Überlieferung wird von al-Bukhari in seiner wohlbekannten Sammlung authentischer Hadithe hergegeben. Diese Version ist auf signifikante Weise kürzer als die Version, die wir oben ausdiskutierten. Ihr fehlt es an detaillierter Beschreibung des Ehebruchs, obwohl sie hiervon erzählt. Al-Bukhari verzeichnet:
حدثنا نعيم بن حماد، حدثنا هشيم، عن حصين، عن عمرو بن ميمون، قال: رأيت في الجاهلية قردة اجتمع عليها قردة، قد زنت، فرجموها، فرجمتها معهم
Nu’aim bin Hammad führte aus: Hushaim berichtete von Husain von ‘Amr bin Maimun, welcher sagte: Während der vorislamischen Zeit der Unwissenheit sah ich einen weiblichen Affen, der von einer Anzahl an Affen umkreist wurde. Sie alle steinigen ihn, da er verbotenen Geschlechtsverkehr vollzogen hatte. Ich steinigte ihn zusammen mit ihnen.[18]
Nun, al-Bukharis Werk heißt „al-Jami’ al-musnad al-sahih al-mukhtasar min umur rasul Allah, salla allahu ‘alayhi wa sallama, wa sunanihi wa ayyamihi“ (الجامع المسند الصحيح المختصر من أمور رسول الله صلى الله عليه وسلم وسننه وأيامه). Da die Überlieferung des ‘Amr bin Maimun mawquf (abgeschnitten- nicht zum Prophet zurückgehend) ist, erfüllt sie nicht den essentiellen Zweck der Sammlung des al-Bukhari der streng authentischen Hadithüberlieferungen über den Gesandten Allahs (auf dem der Friede sei).
Ein bekannter Hadithgelehrte, Hatem al-‘Awni, sagt:
وتقل الموقوفات في كتب المسانيد, وكتب الصحاح, والسنن؛ لأن شرط هذه الكتب أن تخرج الأحاديث المرفوعة؛ وإن ذكرت الآثار الموقوفة فتذكرها عرضاً لا أصالة
In den musnad, sahih und sunan Werken gibt es wenige mawquf Überlieferungen, denn der Zweck dieser Bücher ist es, marfu’ Berichte zu überliefern. Wenn sie jedoch mawquf Überlieferungen erwähnen, so wurden diese für den sekundären und nicht für den primären Fokus erwähnt.[19]
Natürlich gilt dies ebenso für Sahih al-Bukhari. Ibn Hajar al-‘Asqalani schreibt in seiner Einführung seines monumentalen Kommentars des Sahih al-Bukhari:
وأما الموقوفات فإنه يجزم منها بما صح عنده ولو لم يكن على شرطه ولا يجزم بما كان في إسناده ضعف أو انقطاع إلا حيث يكون منجبرا أما بمجيئه من وجه آخر وإما بشهرته عمن قاله … فالمقصود من هذا التصنيف بالذات هو الأحاديث الصحيحة المسندة وهي التي ترجم لها والمذكور بالعرض والتبع الآثار الموقوفة والأحاديث المعلقة نعم والآيات المكرمة فجميع ذلك مترجم به إلا أنها إذا اعتبرت بعضها مع بعض واعتبرت أيضا بالنسبة إلى الحديث يكون بعضها مع بعض منها مفسر ومنها مفسر فيكون بعضها كالمترجم له باعتبار ولكن المقصود بالذات هو الأصل فافهم هذا فإنه مخلص حسن يندفع به اعتراض كثير عما أورده المؤلف من هذا القبيل
Was die mawqufs angeht, verwendet er die Form, [um] Gewissheit mit jenen [zu implizieren], die in seinem Verstand gültig sind, obwohl sie nicht seine formellen Voraussetzungen der Gültigkeit erfüllen (wa law lam yakun ‘ala shartihi). Er verwendet die Form, Ungewissheit [implizierend], durch Berichte, in deren isnād eine Schwäche oder Unterbrechung vorliegt, außer an jenen Stellen, an denen die Schwäche des Berichts durch das Vorhandensein durch einen unterschiedlichen Weg oder aufgrund der Bekanntheit dessen, der es übermittelte, eine Stärke vorliegt … Die Absicht dieses Werks sind in dessen Essenz die gültigen Hadithe, welche musnad sind, weswegen er Kapitelüberschriften schrieb. Was die mawqufs, ta’liqs, und, ja, Verse aus dem Qur’an angeht, so werden diese lediglich sekundär erwähnt (madhkur bil ‘arḍ). So werden all diese Dinge verwendet, um Kapitelüberschriften zu schreiben. Wenn sie jedoch zusammen beachtet werden und wenn sie ebenso in Bezug auf die Hadithe beachtet werden, erklären sie sich gegenseitig; einige erklären (mufassir) und andere werden erklärt (mufassar). Unter dieser Berücksichtigung dienen einige von diesen, um Kapitelüberschriften zu schreiben. Seine primäre Absicht, jedoch, sind Hadithe. Das sollte man verstehen, denn es ist eine angemessene Erklärung, durch welche viele Einwände bezüglich des Zitats des Autors dieser Art des Materials erklärt werden kann.[20]
Dementsprechend sagt Dr. Isma’il Sa’id Ridwan:
هذه رواية موقوفة من كلام عمرو بن ميمون, يحدّث فيها عمّا كان في الجاهلية من عادات وسلوكيات, وهي خارجة عن شرط البخاري في صحيحه
Dies ist eine mawquf Überlieferung des ‘Amr bin Maimun hinsichtlich den Praktiken und Handlungsweisen der vorislamischen Ära und entspricht Bedingungen des al-Bukhari in seinem Sahih.[21]
Wir werden uns nachher die Signifikanz der Zuordnung der Überlieferung innerhalb des Sahih al-Bukhari noch anschauen.
2.3 Version 3: Erwähnung der Steinigung ohne Bezug auf Ehebruch
Die dritte Version der Überlieferung kommt aus al-Bukharis Tarikh al-Kabir mit zwei Aspekten, die der Beachtung würdig sind; eines in Bezug auf dessen isnād und das andere über die Form des Inhalts.
قال نعيم بن حماد حدثنا هشيم عن أبي بلج وحصين: عن عمرو بن ميمون: رأيت في الجاهلية قردة اجتمع عليها قرود فرجموها فرجمتها معهم
Nu’aim bin Hammad sagte, dass Hushaim von Abi Balj und Husain überlieferte, welcher von ‘Amr bin Maimun überlieferte: Während der vorislamischen Zeit der Unwissenheit sah ich einen weiblichen Affen, welcher von einer Anzahl an Affen umkreist wurde. Sie alle steinigen ihn. Ich steinigte ihn auch zusammen mit ihnen.[22]
Was hier den isnād angeht, so hat Hushaim nicht nur von Husain berichtet, sondern auch von Abi Balj. Das ist signifikant, da Hushaims Überlieferung von Husain durch die Kette Hushaim-Ibn Balj bekräftigt wird. Darüber hinaus gilt, dass obwohl die verfügbare Ausgabe des Tarikh al-Kabir dies nicht wiederspiegelt, Ibn Hajar beobachtet:
قوله عن حصين: في رواية البخاري في التاريخ في هذا الحديث حدثنا حصين فأمن بذلك ما يخشى من تدليس هشيم الراوي عنه
Bezüglich Hushaims Worte „‘an Husain“: In al-Bukharis Überlieferung dieses Berichts in al-Tarikh taucht es als „haddathana Husain“ auf. Somit entfernt es die Gefahr des tadlis des Hushaim.[23]
Dies macht den isnād in Tarikh al-Kabir stärker als den des isnād in al-Sahih auf zwei Weisen; die Zustimmung des Husain von Abi Balj und das Entfernen der Unklarheit in Bezug auf die Art der Übermittlung von Hushaim zu Husain.
In seiner Inhaltsform in Tarikh al-Kabir ist die Überlieferung unterschiedlich und signifikant, weil sie keinen Ehebruch erwähnt. Alles, was sie aussagt, ist, dass ein Affe von anderen Affen gesteinigt wurde, ohne dass dem irgendein Grund oder Hintergrund zugeschrieben wird. Gelehrte wie Al-Humaidi (gest. 488/1095),[24] al-Qurtubi (gest. 671/1273),[25] al-Mizzi (gest. 742/1341), [26] und Ibn ‘Adil al-Hanbali (gest. 775/1373)[27] haben mit Interesse diese Abweichung der beiden Überlieferungen in den beiden unterschiedlichen Werken des al-Bukhari bemerkt.
3. Umgang mit Einwänden
Die obige Analyse der drei Inhaltsformen der Überlieferung mit der Begleitung ihrer Diskussion in Anbetracht ihres isnād versetzt uns in eine bessere Position, um eine kritische Analyse in Anbetracht der Einwände durchzuführen und mit Kritiken dieser Überlieferung umzugehen.
3.1 Über die faktische Wahrheit der Erzählung
Der primäre Einwand ist, dass das Ereignis, das erwähnt wird, augenscheinlich nicht mit dem Bereich des Möglichen übereinstimmt. Vernunft und Rationalität, so wird vorgeworfen, betrügt den Glauben in Berichten solch eines Vorfalls. Es ist wichtig, zu bemerken, dass solch Kritik ebenso von klassischen Gelehrten aus traditionalistisch-muslimischen Kreisen ausgeübt wurde. Ibn ‘Abd al-Barr sagt zum Beispiel:
وهذا عند جماعة أهل العلم منكر إضافة الزنا إلى غير مكلف، وإقامة الحدود في البهائم
Gesetzlich inkompetenten Geschöpfen Ehebruch zuzuschreiben und Strafen unter Tieren auszuführen, wird gemäß den Gelehrten verurteilt (munkar).[28]
Zuerst sollte bemerkt werden, dass es einfach nur ein Bericht einer Person ist, welcher ein Zeitgenosse der Gefährten des Propheten war. Es ist weder eine Aussage des Gesandten Allahs (Friede und Segnungen Allahs seien auf ihm) sodass diese als unfehlbar behandelt werden sollte, noch ist es irgendeine Aussage seiner Gefährten.[29] Es handelt sich hierbei lediglich darum, dass eine Person, die für ihre Frömmigkeit und Aufrichtigkeit bekannt war, eine Begebenheit ins Gewissen rief, die er beobachtete, bevor er zum Islam kam und sie seinen Brüdern im Glauben Jahre später berichtete.
Darüber hinaus - wie wir oben gesehen haben - erwähnt die authentischste Version der Überlieferung lediglich Affen, die eine Äffin steinigen, ohne dass etwas über Ehebruch erwähnt wird. Dass eine wichtige Version des Berichts jeglichen Bezug zum Ehebruch weglässt, zeigt uns, dass diese Zuordnung des Grundes der Steinigung womöglich auf rein spekulativer Ebene war.
Ibn Qutaiba (gest. 276/889), nachdem er die Version des Sahih al-Bukhari mit seinem eigenen isnād zitiert, beobachtet:


وقد يمكن أن يكون رأى القرود ترجم قردة، فظن أنها ترجمها لأنها زنت، وهذا لا يعلمه أحد إلا ظنا لأن القرود لا تنبئ عن أنفسها والذي يراها تتسافد، لا يعلم أزنت، أم لم تزن؟ هذا ظن.
Es ist möglich, dass ‘Amr Affen sah, die eine Äffin steinigen und schlussfolgerte, dass sie gesteinigt wurde, weil sie Ehebruch begangen hat. Jedoch kann dies keiner außer aufgrund von Spekulation wissen, da Affen über sich keine Auskunft geben. Eine Person, die das gegenseitige Begatten sieht, weiß nicht, ob sie Ehebruch begehen oder nicht. Dies ist bloße Spekulation. [30]
Auf ähnliche Weise schreibt Rashid Ahmad Gangohi (gest. 1323/1905):
كيف فهم الرجل أنها زنت إذ ليس فيهم زواج وأنها ليست بزوجته, وأنهم يريدون قتلها حداً ولا يدرى وجهه
Woher wusste der Mann, dass die Äffin Ehebruch begangen hat, wenn es keine (d.h. kein Konzept der) Ehe unter den Affen gibt und die Äffin nicht der Ehemann des Affen war und er nicht die Möglichkeit hatte, zu wissen, dass die Affen die Intention hatten, sie auf Grundlage einer Strafe zu töten.[31]
Wir können sodann ‘Amr als einen „vertrauenswürdigen Ausleger der Intentionen der Affen ignorieren.“[32]
Weil Michael Cook nicht die vergleichbaren Authentizitäten der Überlieferung der verschiedenen Versionen abwägt und aus diesem Grund hinsichtlich der Schwäche der längeren und farbigeren Geschichte ignorant ist, ist er von Ibn Qutaibas Umgang nicht überzeugt.[33] Was weiterhin die obere Ansicht des Ibn Qutaiba bekräftigt, ist die Version des Tarikh al-Kabir, welche markanterweise die Erwähnung des Ehebruchs auslässt, besonders dann, wenn es auf die vergleichbare Stärke in Anbetracht des isnād ankommt. Cook, anders als Ibn Qutaiba, ist sich dieser Version bewusst, schlägt jedoch fehl, diese zu schätzen.[34]
3.2 Warum hat Al-Bukhari diese Überlieferung in seinem bekannten Werk aufgenommen?
Wenn wir bei der Frage verbleiben, so beobachtet Michael Cook die „Präsenz dieser wertlosen Überlieferung in einem so prestigereichen Werk“ wie folgt:
Wir selbst müssen für eine Erklärung nicht weit hinaus schauen. Der Indiz ist der Kontext, in dem die Tradition erscheint. Dieser Kontext ist nicht, wie erwartet, das der starken prophetischen Traditionen über die Steinigungsstrafe für Ehebruch. Stattdessen ist ‘Amrs Erinnerung gegen Ende eines Abschnitts, welche Berichte interessanter Dinge sammelt, welche die Leute im vorislamischen Arabien taten, versteckt. Viele dieser Traditionen, wie die unsere, stammen nicht vom Propheten und dienen nicht dazu, Punkte dogmatisch oder gesetzlicher Signifikanz festzulegen.[35]
Dies passt zu Al-Qurtubi, welcher schreibt:
فإنما أخرجها البخاري دلالة على أن عمرو بن ميمون قد أدرك الجاهلية ولم يبال بظنه الذي ظنه في الجاهلية
Al-Bukhari berichtete dies nur, um zu beweisen, dass ‘Amr Bin Maimun ebenso während vorislamischen Zeiten lebte, ohne Rücksicht auf das, was er in seinen vorislamischen Tagen spekulierte.[36]
Cook bemerkt weiterhin:
Hier ist der Abschnitt in einen bab ayyam al-jahiliyya und einem bab al-qasama fi'l-jahiliyya unterteilt, mit ‘Amrs Tradition nicht als letzte, sondern als eine der letzten ... Die meisten dieser Traditionen [in diesen Kapiteln] beschreiben die Aktivitäten der Menschen, sodass es vielleicht ‘Amrs Beteiligung an der Steinigung ist, als die Aktivität der Affen, was die Aufnahme dieser Tradition qualifiziert hat. Auf der anderen Seite beschreibt eine Tradition eine Flut und eine andere eine gute Tat, die durch einen Gefälligkeitswechsel vollzogen wurde.[37]
und:
Mehrere Traditionen beinhalten Aussagen vom Propheten oder Material, welches sich direkt auf  dogmatische oder gesetzliche Fragen bezieht; aber das ist klar zugehörig zu den Gründen, für welche die Traditionen in diesem Abschnitt platziert werden. In nur einem Fall ist der Prophet die Autorität für die Information vorislamischer Angelegenheit.[38]
Darüber hinaus gab es auch einige Kontroverse über die Platzierung dieser Überlieferung in der sehr angesehenen Hadithsammlung. Die Überlieferung fehlt in einigen früh übermittelten Versionen des Sahih; namentlich in al-Nasafis Wiedergabe und bei al-Nu’aimi Rezension der Wiedergabe des al-Firabri.[39]
Nichtsdestotrotz ist es wahr, dass al-Bukhari diese Überlieferung übermittelte, da - wie bereits bemerkt - er es ebenso in al-Tarikh al-Kabir anführt.
Die Tatsache der Variation durch verschiedene Transmission kann durch die Kombination der Tatsachen erklärt werden, dass (i) der Sahih von einer Vielzahl von Studenten des al-Bukhari wiedergegeben wurde, (ii) al-Bukhari den Text in seiner eigenen Lebenszeit übermittelte – zumindest acht Jahre vor seinem Tod, und (iii) der Autor durch sein Leben hindurch an seinem Werk Korrekturen vornahm.[40] Jedoch stellen solche Variationen die generelle Integrität des Werkes nicht in Frage.[41]
Es ist nicht nötig, anzumerken, dass in der Zeit des Autors und Jahrhunderte danach, Bücher nicht in gebundenen Kopien veröffentlicht wurden, noch wurden Änderungen und Verbesserungen als getrennte Ausgaben markiert. Fern vom Erheben jeglicher Zweifel über die Integrität des Werkes, sind solche Änderungen eine Reflektion der Akzeptanz und Rezeption des Werkes mit den Wissensstrebenden dieser Zeit.[42]
Dass al-Bukhari einen stärkeren isnād mit Bekräftigung in seinem Tarikh al-Kabir kannte, doch diesen in seinen Sahih nicht aufnahm, bekräftigt ebenso die Idee, dass auch wenn er das tat, es nur eine sekundäre Absicht für sein Werk hatte und andererseits den Standards nicht entsprach.
4. Zusammenfassung
Die Geschichte kommt weder vom Gesandten Allahs, noch bezieht sie sich auf ihn oder auf einen seiner Gefährten. Es ist lediglich eine Erwähnung dessen, was ein Mann, der zur Zeit des Propheten lebte und glaubte, ihn jedoch niemals traf, den Gefährten erzählte. Die authentischste Version der Geschichte erwähnt nur Affen, die einen von ihnen steinigen und gibt keinen Grund dafür an, wieso sie das taten. Es gibt eine authentische Version, die Ehebruch im Kontext erwähnt; jedoch war es vermutlich nur die Vermutung des Mannes, der dies überliefert. Die Version mit einer detaillierteren Beschreibung des Ehebruch, welche zum Ehebruch führte, ist nicht authentisch. Al-Bukhari zitierte diesen Hadith, dessen formale Bedingungen seinem Werk nicht entsprechen, zitierte es in seinem Sahih, um lediglich ein Ereignis aus vorislamischer Zeit zu erwähnen.

Referenzen & Bemerkungen:
[1] Al-Qurtubi, Ibn ‘Abd al-Barr, al-Isti’ab fi Ma’rifa al-Ashab, (Beirut: Dar al-Jil, 1992)  Band 3, 1205
[2] Al-‘Asqalani, Ibn Hajar, al-Isabah fi Ma’rifah al-Sahaba, (Beirut: Dar al-Kotob al-Ilmiyah) Band 5, 119
[3] Al-Mizzi, Yusuf bin ‘Abdul Rahman, Tahdhib al-Kamal, (Beirut: Al-Resalah publications, 1980) Band 22,  261-262
[4] Al-‘Alai, Salah al-Din, Jami’ al-Tahsil fi Ahkam al-Marasil, (Beirut: ‘Alam al-Kutab, 1986) 247 Nr. 586
[5] Al-‘Asqalani, Ibn Hajar, Fath al-Bari, (Beirut: Dar al-Ma’rifa, 1379 n.H.) Band 7, 160
[6] Al-Qurtabi, Ibn ‘Abd al-Barr, al-Isti’ab fi Ma’rifa al-Ashab, Band 3, 1206
[7] Ebda., Band 3, 1205
[8] Al-‘Asqalani, Ibn Hajar, Lisan al-Mizan, (Beirut: Dal al-Basha’ir al-Islamiya, 2002) Band 6, 260
[9] Al-Mizzi, Yusuf bin ‘Abdul Rahman, Tahdhib al-Kamal, (Beirut: Al-Resalah publications, 1980) Band 22, 590-591
[10] Al-‘Asqalani, Ibn Hajar, Tahdhib al-Tahdhib, (Hyderabad: Da’ira Ma’arif Nizamiya, 1326 n.H.) Band 8, 207
[11] Al-‘Asqalani, Ibn Hajar, Lisan al-Mizan, Band 6, 260; Michael Cook identifiziert ebenso fälschlicherweise den Überlieferer al-Raqqashi. Siehe sein „Ibn Qutayba and the Monkeys“ in Studia Islamica, Nr. 89 (1999), 47 Bemerkung 15
[12] Al-Bukhari, Tarikh al-Kabir, (Hyderabad: Da’ira al-Ma’rif al-‘Uthmaniya, o.J.) Band 6, 387 Nr. 2727 cf.  Band 6, 386 Nr. 2726; Ibn Hibban, al-Thiqat, (Hyderabad: Da’ira al-Ma’rif al-‘Uthmaniya, 1973) Band 5, 215 Nr. 4578 cf. Band 5, 213-214 Nr. 4574
[13] Al-Dhahabi, Shams al-Din, Siyar al-A’lam al-Nubala, herausgegeben von Al-Arna’ut, Shu’ayb, et al (Beirut: Al-Resalah publications, 1985) Band 4, 160
[14] Al-‘Asqalani, Ibn Hajar, Lisan al-Mizan, Band 1, 208-209
[15] Al-Albani, Nasir al-Din, al-Radd ‘ala Ta’qib al-Hathith, (Damascus: Matb’ah al-Taraqqi, 1958) 18-21; ‘Uthmani, Muhammad Taqi, Dars-i-Tirmidhi, (Karachi: Maktaba Darul ‘Ulum, 2010) Band 1, 67
[16] Al-Tirmidhi, Abu ‘Isa, al-‘Ilal al-Kabir, (Beirut: ‘Alam al-Kutab, 1409 n.H.) 33 cf. Al-Bukhari, Tarikh al-Kabir, Band 6, 387 Nr. 2727
[17] Al-Dhahabi, Shams al-Din, Al-Mughni fi al-Du’afa, (Qatar: Idara Ihya’ al-Turath al-Islami, 1987) Band 2, 83 Nr. 4789s
[18] Al-Bukhari, al-Sahih, übersetzt von Muhsin Khan (Riyadh: Darussalam Publishers, 2007) Nr. 3849
[19] Al-‘Awni, Hatem, Sharh Muqiza al-Dhahabi, (Riyadh: Dar Ibn al-Jawzi, 1427 n.H.) 82
[20] Al-‘Asqalani, Ibn Hajar, Fath al-Bari, Band 1, 19
[21] Rizwan, Isma’il Sa’id, „Hushaim b. Bashir: Tadilisuhu wa Marwiyatuhu fi Sahih al-Bukhari“, in Silsala al-Dirasat al-Islamiya (Gaza Islamic University, June 2006) Band 2, 247
[22] Al-Bukhari, Tarikh al-Kabir, Band 6, 367
[23] Al-‘Asqalani, Ibn Hajar, Fath al-Bari, Band 7, 160
[24] Al-Humaidi, Abu ‘Abdullah, al-Jam’ bain al-Sahihain, (Beirut: Dar Ibn Hazm, 2002) Band 3, 490
[25] Al-Qurtubi, Abu ‘Abdullah, Al-Jami’ li Ahkam al-Qur’an, (Cairo: Dar al-Kutab al-Misriya, 1964) Band 1, 441
[26] Al-Mizzi, Yusuf, Tahdhib al-Kamal, Band 22, 265
[27] Al-Hanbali, Ibn ‘Adil, Al-Lubab fi ‘Ulum al-Kitab, (Beirut: Dar al-Kotob al-‘Ilmiyah, 1998) Band 2, 151
[28] Al-Qurtabi, Ibn ‘Abd al-Barr, al-Isti’ab fi Ma’rifa al-Ashab, Band 3, 1206
[29] Al-Dainwari, Ibn Qutaiba, Ta’wil Mukhtalif al-Hadith, (Cairo: Dar Ibn ‘Affan, 2009) 473
[30] Ebda.
[31] Al-Kandhlawi, Muhammad Zakariyya, Kanz al-Matawari fi Ma’adan al-Lami’ al-Darari wa Sahih al-Bukhari, (Faisalabad: Mo’assasat al-Khalil al-Islamiya, 1423 n.H.) Band 14, 325
[32] Cook, Micheal, „Ibn Qutayba and the Monkeys“ in Studia Islamica, Nr. 89 (1999), 49
[33] Ebda., 48
[34] Ebda., 61 Bemerkungen 72-73
[35] Ebda., 62
[36] Al-Qurtubi, Abu ‘Abdullah, Al-Jami’ li Ahkam al-Qur’an, Band 1, 442
[37] Cook, Micheal, „Ibn Qutayba and the Monkeys“ in Studia Islamica, Nr. 89 (1999), 62 Bemerkung 77; siehe ebenso Asad, Muhammad, Sahih Al-Bukhari: The Early Years of Islam, (Gibraltar: Dar Al-Andalus, 1981) 154
[38] Ebda., Bemerkung 78
[39] Al-Humaidi, Abu ‘Abdullah, al-Jam’ bain al-Sahihain, (Beirut: Dar Ibn Hazm, 2002) Band 3, 490; Al-‘Asqalani, Ibn Hajar, Fath al-Bari, Band 7, 160-161; Al-‘Ayni, Badr al-Din, ‘Umdah al-Qari, (Beirut: Dar Ihya’ al-Turath al-‘Arabi, o.J.) Band 16, 300; siehe ebenso Asad, Muhammad, Sahih Al-Bukhari: The Early Years of Islam, 158
[40] Brown, Jonathan, The Canonization of Bukhari and Muslim, (Leiden: Brill, 2007) 385
[41] Ebda., 386
[42] Es ist hier angemessen, Worte der Verwarnung von Franz Rosenthal über die Beurteilung der Techniken klassisch-islamischer Gelehrsamkeit unter modernen Standards zu zitieren: „Wenn wir ein korrektes Verständnis einer muslimisch-akademischen Einstellung gewinnen wollen, müssen wir die fundamentalen Veränderungen in akademischen Techniken beachten, welche beispielsweise durch die Erfindung des Buchdrucks einhergegangen sind. Die drei charakteristischen Zeitalter der kulturellen Entwicklung des Menschen sind: das Zeitalter vor der Entdeckung des Schreibens (prähistorisches Zeitalter); das Zeitalter der Handschrift (Manuskriptzeitalter); und das Zeitalter, in dem wir leben, des mechanisch reproduzierten Schreibens (Zeitalter des Drucks). Die Lücke zwischen den letzten beiden Zeitaltern ist viel geringer als jene zwischen ihnen und dem prähistorischen Zeitalter, aber jeglicher Vergleich zwischen dem Manuskriptzeitalter und dem Zeitalter des Drucks muss eine große Anzahl nicht reduzierbarer Faktoren beachten.“ Siehe Rosenthal, Franz, „The Technique and Approach of Muslim Scholarship“ in Analecta Orientalia Nr. 24 (Rom: Pontificium Institutum Biblicum, 1947) 5

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