Juden und Christen im frühen Islam



Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen!
Ein sehr beliebtes Argument, welches christliche Missionare den Muslimen unter die Nase reiben, ist dass Juden und Christen unter islamischer Herrschaft stets unterdrückt wurden und ein schweres Leben hatten – sie gehen sogar so weit, dass sie behaupten, sie hätten stets am Existenzlimit gelebt.
Danke an: www.discover-the-truth.com
Vorwort
Was ich kurz im Vorwort erläutern möchte, ist, dass wir Muslime glauben, dass die rechtgeleiteten Kalifen (Abdullah Abu Bakr, Umar ibn al-Khattab, Uthman ibn Affan und Ali ibn Abi Talib) so geherrscht haben, wie es der Prophet () verordnet hat, wenn sie auch hier und da Fehler begangen haben, da sie auch nur Menschen waren.
Dies ist sehr wichtig, zu realisieren, weil christliche Missionare oft mit Kalifen ankommen, die keineswegs den Titel „rechtgeleitet“ tragen und die die handlungsweise als Herrscher auch nicht direkt vom Propheten Muhammad () gelernt haben.
Deswegen sind alle Behauptungen, mit denen sie ankommen, bei denen es um Personen geht, die nicht von den Gefährten des Propheten (zu denen gehören auch die vier rechtgeleiteten Kalifen) sind, nichtig und irrelevant. Denn der Muslim glaubt an Qur’an, Sunnah und nimmt von den Personen an, die in den ersten 3 Generationen gelebt haben (mit einigen weiteren Kriterien).
Aus diesem Grunde macht es auch nur Sinn, zu prüfen, wie diese Leute, von denen wir Verhaltensweisen annehmen, die Nicht-Muslime unter ihrer Herrschaft behandelt haben, weswegen wir uns die Behandlung der Juden und Christen im frühen Islam unter den vier rechtgeleiteten Kalifen anschauen müssen.
Nicht-Muslime im frühen Islam
Sowohl Qur’an als auch prophetische Aussagen bestehen darauf, Nicht-Muslime keineswegs zu verletzen/schaden und diese mit Güte und Gerechtigkeit zu behandeln.
Allah (u) sagt im Qur’an:
Qur’an 60:8-9
Allah verbietet euch nicht, gegen jene, die euch nicht des Glaubens wegen bekämpft haben und euch nicht aus euren Häusern vertrieben haben, gütig zu sein und redlich mit ihnen zu verfahren; wahrlich, Allah liebt die Gerechten. Doch Allah verbietet euch, mit denen, die euch des Glaubens wegen bekämpft haben und euch aus euren Häusern vertrieben und (anderen) geholfen haben, euch zu vertreiben, Freundschaft zu schließen. Und wer mit ihnen Freundschaft schließt - das sind die Missetäter.
In einem Hadith sagt der Prophet ():
Wenn jemand einem Mann Unrecht tut, mit dem ein Vertrag eingegangen wurde oder ihn mit etwas belastet, das über seine Kraft hinausgeht, so bin ich bis zum Tage des Gerichts gegen ihn ein Verfechter. [1]
Der erste rechtgeleitete Kalif sagte:
Tötet keine Menschen, die unter Schutz stehen, denn wenn ihr dies tut, so wird Allah von euch den Schutz für diese fordern und euch kopfüber ins Höllenfeuer werfen. [2]
Als Abu Bakr seine Soldaten nach Syrien schickte, gab er ihnen folgende Anordnungen:
Wenn ihr das Land betretet, so tötet weder alte Männer, noch kleine Kinder, noch Frauen. Reißt keine Säulen (der Säulenheiligen) nieder. Verletzt die Mönche nicht, denn sie haben sich zurückgezogen, um Gott zu dienen. Ihr sollt weder einen Baum fällen, noch eine Pflanze entwurzeln. Zerfetzt weder Ochsen, noch Kühe, noch Schafe. Wenn euch eine Provinz oder ein Volk erreicht, so schließt mit ihnen ein Abkommen ab und gebt ihnen ein Versprechen. Lasst sie durch ihre eigenen Gesetze und Traditionen regieren und nehmt von ihnen Tribut, so wie es unter euch vereinbart wurde. Lasst sie in ihrer Religion und in ihrem Land. [3]
Es gibt Hadithe über Umar Ibn al-Khattab, die berichten, wie er den Nicht-Muslimen Güte und Freundlichkeit gezeigt hat. Auf dem Weg zurück nach Syrien sah er in der Sonne einige Männer, die Öl über ihren Köpfen hatten, damit sie Fliegen anlocken. Umar fragte diese Leute, was mit ihnen los ist. Diese antworteten, indem sie sagten, dass sie die Steuer nicht zahlen, der sie zugestimmt hatten. Aus diesem Grund würde man sie auf diese Art und Weise bestrafen. Außerdem meinten sie, dass sie nicht zahlen konnten, weil sie überhaupt kein Geld haben. Sie seien zu arm um zahlen zu können.
Umar Ibn Khattab befahl jenen, die diese Leute auf diese Art und Weise bestraften, folgendes:
Lasst sie gehen und belästigt sie nicht. [4]
An einer anderen Stelle ging Umar an einem Haus vorbei, als er einen alten, blinden Mann sah, der bettelte. Er fragte ihn, ob er ein Jude oder Christ ist und der Mann meinte, er sei Jude. Der alte Mann sagte weiterhin, dass er am Tag um Geld bettelte, sodass er sich mit täglichen Bedürfnissen decken und die Jizya bezahlen kann.
„Welchen der Leuten der Schrift gehörst du an?“ „Ich bin ein Jude“, antwortete der blinde Mann. Umar nahm ihn bei der Hand führte ihn zu seinem eigenen Haus, gab ihm  etwas (d.h. Nahrung) von dort und schickte ihn zum Bewahrer des Schatzes mit folgender Nachricht: „Achtet auf diesen Mann und seinesgleichen, denn wir haben nicht gerecht gehandelt, wenn wir ihre Jugend verschlingen und ihren hohen Alter vernachlässigen. Die religiöse Steuer ist für den Armen und Bedürftigen. Die Armen sind die Muslime; dieser Mann gehört zu den Bedürftigen von den Leuten der Schrift (Juden und Christen).“ Er befreite den Mann von der Pflicht, die Jizyah zu entrichten.“ [5]
Ähnlicherweise hat Umar Ibn Khattab, der Gefährte des Propheten, seinen Leute in Bezug auf Juden und Christen folgendes angewiesen:   
Macht es demjenigen leicht, der die Jizyah (Steuer) nicht zahlen kann; helft dem, der schwach ist. Lasst sie ihre Namen beibehalten... [6]
Umar Ibn Khattabs letzte Worte in seinem Sterbebett an seinen Nachfolger waren folgende:
Ich befehle dem Kalifen nach mir, den dhimmis (Nicht-Muslimen) gegenüber freundlich zu sein, die Vereinbarung einzuhalten, sie zu schützen und ihnen nichts aufzubürden, was über ihre Kraft hinausgeht. [7]
Neben der Darstellung der islamischen Quellen, die beweisen, dass Muslime die Nicht-Muslime gut und freundlich behandeln müssen, weil sowohl der Prophet Muhammad () als auch seine Nachfolger dies so taten, haben wir natürlich auch Quellen von Nicht-Muslimen, die bestätigen, dass sie von ihnen gut behandelt wurden. 
Der Bischoff Isho-yahbh, ein christlicher Patriarch (647-657 n.Chr.) sagt:
Die Araber, denen Gott die Herrschaft über die Welt gab, verhalten sich uns gegenüber so wie ihr es kennt. Sie sind dem Christentum gegenüber nicht feindlich gesinnt, sondern loben unsere Religion, ehren unsere Priester und Heilige und helfen den Kirchen und Klöstern. [8]
Das Abkommen, das von Bischoff Isho-yahbh mit den Muslimen gemacht wurde, zeigt, dass er gut und im Vorteil für die Christen ausfiel. Ein Teil des Abkommens war es, dass sie gegen ihre Feinde geschützt sein sollten und nicht gezwungen werden sollten, als Gegenleistung für den Staat zu kämpfen (Wehrpflicht). Ebenso waren sie unter ihren eigenen Methoden und Gesetzen gestellt. [9]
Der freundliche und gerechte Umgang gegenüber Nicht-Muslimen durch den Propheten Muhammad () und seinen Nachfolgern ist die wahre Essenz des Islam. Einige in unserer heutigen Welt haben diese Dinge verworfen und gehen direkt gegen diese Gesetze vor, die jedoch im Qur’an und den Hadithen festgesetzt sind. Somit sind sie vom geraden Weg abgeirrt.
Referenzen
[1] Kitab al-Kharaj, von Abu Yusuf Yaqub S. 71
[2] Kitab al-tabaqat al-Kabir, von Ibn Sa’d, Band 3, S. 137
[3] The Caliphs And Their Non-Muslim Subjects: A Critical Study Of The Covenant Of Umar [Humphrey Milford, Oxford University Press – London Bombay Calcutta Madras, 1930], vonArthur Stanley Tritton, S. 137
[4] Kitab al-Kharaj, von Abu Yusuf Yaqub S. 71
[5] Kitab al-Kharaj, von Abu Yusuf Yaqub S. 71
[6] History, Ibn Asaakir, Band 1, S. 178
[7] Kitab al-Kharaj, von Yahya Ibn Adam, S. 54
[8] The Book of Governors: The Historia Monastica of Thomas, Bishop of Marga A.D.840. [Herausgegeben durch syrische Manuskripte aus The British Museum und anderen Bibliotheken von E. A. Wallis Budge, Litt. D., F. S. A., – London: Kegan Paul, Trench, Trubner & Co., LTD. Paternoster House, Charing Cross Road. 1893], Band 2, S. 126
[9] Ecclesiastical Chronicle, Bar Hebraeus, Band 3, S. 118

– Zitate und Referenzen wurden aus dem folgenden Buch entnommen: “The Caliphs And Their Non-Muslim Subjects: A Critical Study Of The Covenant Of Umar” [Humphrey Milford, Oxford University Press – London Bombay Calcutta Madras, 1930], von Arthur Stanley Tritton, S. 137 – 139

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