Qur’an 5:47 – Christen sollen dem Evangelium folgen?


Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen!

Vorwort

Viele christliche Missionare weisen darauf hin, dass der Qur’an der heutigen Bibel eine gewisse Autorität gibt und verwenden dabei hinterhältige Lügen, um unschuldige Seelen in die Irre zu führen. Mit dieser Lüge wollen sie dem authentischen Glaubensinhalt der Muslime entgegentreten, dass die Bibel verfälscht wurde bzw. auf einen scheinbaren innerislamischen Widerspruch hinweisen.

In diesem Artikel soll erläutert werden, wieso durch Qur’an 5:47 nicht ableitbar ist, dass die Christen laut dem Autor des Qur’an weiterhin am Neuen Testament festhalten sollen. Zur Übersicht wurde der Artikel in entsprechende Abschnitte unterteilt.

Es handelt sich um folgenden Vers:

Qur’an 5:47 Und die Leute des Evangeliums sollen sich nach dem richten, was Allah darin offenbart hat; und die sich nicht nach dem richten, was Allah herabgesandt hat - das sind die (wahren) Frevler.

1 - Welches Evangelium?

Das Argument der Missionare scheitert schon an der Wiedergabe des Bezugs, den der Qur’an hier von sich gibt. Während christliche Missionare propagieren, dass die Referenz des Verses das heutige Neue Testament mit seinen vielzähligen „Augenzeugenberichten“ und Briefen eines ominösen Paulus sei, sehen wir anhand des Verses, dass Allah hiermit das Evangelium meint, das Er Jesus offenbart hat. Dies ergibt sich auch anhand des Verses davor:

Qur’an 5:46 Wir ließen ihnen Jesus, den Sohn der Maria, folgen; zur Bestätigung dessen, was vor ihm in der Thora war; und Wir gaben ihm das Evangelium, worin Rechtleitung und Licht war, zur Bestätigung dessen, was vor ihm in der Thora war und als Rechtleitung und Ermahnung für die Gottesfürchtigen.

Christen glauben nicht daran, dass Jesus direkt von Allah ein Evangelium erhalten hat. Allein diese Vorstellung widerspricht dem heutigen Neuen Testament, da ihr Autor nicht Gott ist, sondern Apostel und Menschen sind, die (laut christlicher Sicht) inspiriert wurden.

Zudem weist der Qur’an selbst darauf hin, dass das heutige Neue Testament nicht von Ihm stammt. Es heißt beispielsweise über die Kreuzigung:  

Qur’an 4:157 und wegen ihrer Rede: „Wir haben den Messias, Jesus, den Sohn der Maria, den Gesandten Allahs, getötet“, während sie ihn doch weder erschlagen noch gekreuzigt hatten, sondern dies wurde ihnen nur vorgetäuscht; und jene, die in dieser Sache uneins sind, sind wahrlich im Zweifel darüber; sie haben keine Kenntnis davon, sondern folgen nur einer Vermutung; und sie haben ihn nicht mit Gewißheit getötet.

Der Qur’an bezeichnet die Kreuzigung als eine Vermutung, wobei sie von den heutigen Evangelien berichtet wird, als Beispiel:

Matthäus 27:50 Aber Jesus schrie abermals laut und verschied.

Dass der Qur’an von einem anderen Werk als das, was die Christen heute in der Hand halten, spricht, wird anhand weiterer Fakten klar. Beispielsweise wird durch den Qur’an deutlich, dass der Autor des Evangeliums Allah ist, d.h. das Evangelium des Qur’ans ist wie der Qur’an selbst die Rede Allahs und kein Bericht eines Schreibers oder Zeitzeugen. Zudem spricht der Qur’an über ein Evangelium und nicht über mehrere Evangelien, wie es heute den Christen vorliegt.

Diese ausgewählten Beispiele von vielen zeigen, dass der Qur’an sich definitiv an keiner Stelle auf das Neue Testament bezieht.

2 – Die Folgen der Befolgung des Evangeliums und die wahre Implikation des Qur’an

Anhand des vorherigen Abschnitts können wir also bestätigen, dass der Qur’an die Christen dazu aufruft, dem Evangelium zu folgen. Damit ist jedoch das Evangelium gemeint, das Allah Seinem Propheten Jesus offenbart hat. Aus diesem Grund legen viele Exegeten den Vers so aus, dass er sich auf die Empfänger des Evangeliums zur Zeit Jesu bezieht.

Der Grund, wieso Allah jedoch die Christen dazu aufruft, dem Evangelium zu folgen, ist, dass sie auf diese Weise dem Propheten Muhammad folgen würden. Denn sie finden in dem Evangelium, welches der Allmächtige offenbart hat, den letzten Gesandten erwähnt vor:

Qur’an 7:157 Dies sind jene, die dem Gesandten, dem Propheten folgen, der des Lesens und Schreibens unkundig ist; dort in der Thora und im Evangelium werden sie über ihn (geschrieben) finden: er gebietet ihnen das Gute und verbietet ihnen das Böse, und er erlaubt ihnen die guten Dinge und verwehrt ihnen die schlechten, und er nimmt ihnen ihre Last hinweg und die Fesseln, die auf ihnen lagen. Diejenigen also, die an ihn glauben und ihn stärken und ihm helfen und dem Licht folgen, das mit ihm herabgesandt wurde, die sollen erfolgreich sein.

Der Aufruf, Allahs Evangelium zu folgen, ist also der Aufruf, den Islam anzunehmen.

3 – Was müssen die Christen nun befolgen?

Christen müssen der Thora, dem Evangelium und dem Qur’an folgen - aber (wie oben bereits dargelegt) den ursprünglichen Werken, die Allah offenbart hat:

Qur’an 5:68 Sprich: „O Leute der Schrift, ihr fußt auf nichts, ehe ihr nicht die Thora und das Evangelium und das in die Tat umsetzt, was von eurem Herrn zu euch herabgesandt wurde.“ Aber gewiß, das, was von deinem Herrn zu dir herabgesandt wurde, wird viele von ihnen in ihrem Aufruhr und Unglauben bestärken. Darum betrübe dich nicht über die ungläubigen Leute.

Das Befolgen der Thora und des Evangeliums beschränkt sich jedoch nur auf die Glaubensinhalte und beinhaltet keine Regeln, Gesetze und Vorschriften, da sie mit jedem neuen Propheten abrogiert oder verstärkt werden. Beispielsweise sagte Jesus:

Qur’an 3:50 Und als ein Bestätiger der Thora, die vor mir da war, und um euch einen Teil von dem zu erlauben, was euch verboten war, bin ich zu euch gekommen mit einem Zeichen von eurem Herrn. So fürchtet Allah und gehorcht mir;

Dies findet sich auch in der heutigen Bibel:

Matthäus 5:38-42 Ihr habt gehört, dass gesagt ist: „Auge um Auge, Zahn um Zahn.“ Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Bösen, sondern: Wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar. Und wenn jemand mit dir rechten will und dir deinen Rock nehmen, dem lass auch den Mantel. Und wenn dich jemand eine Meile nötigt, so geh mit ihm zwei. Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht ab von dem, der etwas von dir borgen will.


Die jetzige Menschheit muss dem Qur’an folgen!

Die christlichen Missionare verwenden dieses Argument, um sagen zu können, dass der Qur’an es ihnen erlaube, bloß dem Evangelium zu folgen, ohne dem Qur’an folgen zu müssen. Abgesehen davon, dass der Bezug des Werks völlig falsch dargestellt wird (siehe Überschrift 1), ist die Menschheit nun dazu verpflichtet, dem Qur’an (d.h. der neuen Offenbarung) und dem neuen Propheten zu folgen:

Qur’an 7:158 Sprich: „O ihr Menschen, ich bin für euch alle ein Gesandter Allahs, Dessen das Königreich der Himmel und der Erde ist. Es ist kein Gott außer Ihm. Er macht lebendig und läßt sterben. Darum glaubt an Allah und an Seinen Gesandten, den Propheten, der des Lesens und Schreibens unkundig ist, der an Allah und an Seine Worte glaubt; und folgt ihm, auf daß ihr rechtgeleitet werden möget.“

Diese Aufforderung wird an mehreren Stellen des Qur’an wiederholt:

Qur’an 2:185 Der Monat Ramadan ist es, in dem der Qur'an als Rechtleitung für die Menschen herabgesandt worden ist und als klarer Beweis der Rechtleitung und der Unterscheidung. Wer also von euch in dem Monat zugegen ist, der soll in ihm fasten. Und wer krank ist oder sich auf einer Reise befindet, soll eine Anzahl anderer Tage (fasten) - Allah will es euch leicht, Er will es euch nicht schwer machen - damit ihr die Frist vollendet und Allah rühmt, daß Er euch geleitet hat. Vielleicht werdet ihr dankbar sein.

Qur’an 18:54 Wahrlich, Wir haben in diesem Qur‘an den Menschen allerlei Gleichnisse erläutert, doch von allen Geschöpfen ist der Mensch am streitsüchtigsten.

Qur’an 30:58 Und wahrlich, Wir haben den Menschen in diesem Qur‘an allerlei Gleichnisse geprägt; aber wenn du ihnen ein Zeichen bringst, dann werden jene, die ungläubig sind, sicher sagen: „Ihr bringt nur Unsinn vor.“

Qur’an 39:27 Und wahrlich, Wir haben den Menschen in diesem Qur‘an allerlei Gleichnisse geprägt, auf daß sie ermahnt werden.

Somit sehen wir, dass Qur’an 5:47, was die Missionare als Argument verwenden, lediglich die Wiederholung einer durchgehenden Aufforderung des Qur’an ist. Es sei ebenso darauf hingewiesen, dass der letzte Part des Verses „und die sich nicht nach dem richten, was Allah herabgesandt hat - das sind die (wahren) Frevler.“ (Qur’an 5:47) allgemeingültig für Juden, Christen und Muslime ist und sich auch auf den Qur'an selbst bezieht.

Der Erfolg kommt von Allah und Allah weiß es am besten!

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