Gibt es Hadith-Sammlungen aus dem frühen Islam?


Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen!
Danke an: www.discover-the-truth.com
Vorwort
Ja, es gibt frühe Hadith-Sammlungen. Eine der Behauptungen, die christliche Missionare und Hadith-Ablehner gegen die Muslime vorbringen, lautet: „Es gibt keine Hadithsammlungen aus dem frühen Islam!“ Ihnen zufolge entstanden Hadithe 250 bis 300 Jahre nach dem Tod des Propheten Muhammad (Friede sei mit ihm). In diesem Artikel werden wir Beweise von nicht-muslimischen Gelehrten zeigen, dass Ahadith weitaus in frühere Zeiten des Islam zurückgehen, als die Islamkritiker oftmals behaupten.
Hadith-Sammlungen des ersten Jahrhunderts n. H.
Sahifa Hamman B. Munabbih
Unter muslimischen Gelehrten ist bekannt, dass Hammam B. Munabbih ein Schüler von Abu Huraira war. Die früheste Hadith-Sammlung, die uns erhalten geblieben ist, ist Sahifa b. Munabbih, die von dem Schüler von Abu Huraira geschrieben wurde. Der Name des Buches lautet „Sahifah Hammam b.Munabbih“.
1. Amerikanischer Gelehrter William Albert Graham, der Professor für Nahost-Studien ist, sagt:
(...) von den vier verbleibenden Sammlungen, ist die früheste Sahifah von Hammam b. Munabbih (gest. ca. 101-02 nach der Hijra / 719-20 nach Christus). Es ist eine Sammlung von 138 Hadithen, die gegen Ende des ersten Jahrhunderts n. H. datiert wird und beinhaltet ungefähr achtzehn göttliche Aussagen.[1]
2. Professor Alfred Felix Landon Beeston kommentierte auch die Sahifa Hammam B. Munabbih:
Ein Beispiel ist die Sahifah von Hammam b. Munabbih (gest. 110/719), ein jemenitischer Anhänger und Schüler des Gefährten Abu Hurayrah (gest. 58/677), von dem Hammam lernte und diese Sahifah schrieb, die 138 Ahadith beinhaltet und es wird angenommen, dass sie um die Mitte des ersten (n. H.) / siebten Jahrhunderts (n. Chr.) herum geschrieben wurde.
Es ist signifikant, dass Hammam seinen Text mit den Worten einführt: „Abu Huraira sagte uns im Verlauf dessen, was er vom Propheten erzählt hat“ und gab so die Quelle seiner Information in der Weise an, die als sanad oder isnad bekannt wurde, d.h. der Lehrer oder die Kette von Lehrern, durch die ein Autor den Propheten erreicht; eine Praxis, die bei den Hadithen in Zusammenstellungen ausnahmslos und systematisch angewendet wird. [2]
3. In dem Buch „Encyclopaedic Historiography of the Muslim World“, geschrieben von Professor Nagendra Kr. Singh, geht er ausführlich auf die Ahadith ein und kommentiert auch die Sahifa B. Munabbih. Es ist auch beachtenswert, dass er sagte, dass die „Mündliche Übertragung von Ahadith“ am beliebtesten war. Er sagte:
Die Zusammenstellung von Hadithen in einer Buchform war schon zu Lebzeiten des Propheten eine bekannte Praxis geworden. Uns wird gesagt, dass Ali b. Abu Talib ein kleines Buch zusammengestellt hatte mit Überlieferungen des Propheten; Abdullah b. 'Amr b. Al-As hat auch mit Erlaubnis des Propheten einige Überlieferungen in einem Buch gesammelt, das er al-Sahifa al-Sadiqa nannte. Ebenso war Jabir b. Abdillah (gest. 78 n. H.) der Verfasser einer kleinen Sammlung von Ahadith. Es wird berichtet, dass Abu Huraira und Amr b. Hazm auch einige Überlieferungen gesammelt haben sollen, während der letztere sich verpflichtet hatte, eine Anzahl solcher Briefe des Propheten zu schreiben, wie er sie an die benachbarten Herrscher entsendet hatte, die sie (d.h. die Herrscher) einlud, den neuen Glauben anzunehmen. Abu Huraira, ein enger Gefährte des Propheten, hatte eine große Anzahl von Überlieferungen bewahrt und weitergegeben.
Außer der mündlichen Überlieferung, wird berichtet, dass er seinen Schülern einige Überlieferungen diktiert haben soll, die er zum Schreiben engagierte. Hammam b. Munabbih erstellte ein Buch mit dem Titel al-sahifa, dessen Manuskripte in den Bibliotheken von Berlin und Damaskus findet. Dessen arabischer Text zusammen mit der Urdu-Übersetzung und den notwendigen Notizen wurden kürzlich von Dr. Hamidullah veröffentlicht. Ma'mar b. Rashid, ein Schüler von Hammam, verfasste auch ein Buch mit dem Titel Jami, dessen Manuskripte in der Universitätsbibliothek Ankara und in Istanbul zu finden sind.
Abu Bakr Abd al-Razzaq geb. Hammam al-san'ani (126-211 n. H.) war ein Schüler von Ma'mar und einer der Lehrer von Ahmad b. Hanbal. Er ist auch der Verfasser eines Buches mit dem Titel „musannaf“. Angesichts dieser Tatsachen wäre es falsch zu vermuten, wie einige Orientalisten es tun, dass die Arbeit der Hadith-Zusammenstellung während der Lebenszeit des Propheten unbekannt war, und daher die gesamte Hadith-Sammlung von fragwürdiger Authentizität wird.
Wir haben gesehen, dass Abu Huraira, sein Schüler Hammam b. Munabbih, sein Schüler Ma'mar und sein Schüler Rashid, sein Schüler Abd al-Razzq und sein Schüler Ahmad b. Hanbal sich kontinuierlich bei der Erhaltung und Zusammenstellung der Hadithliteratur bemüht haben.
Nach der Entdeckung dieser Werke können wir zu Recht annehmen, dass es einige andere zusammengestellte Werke gegeben haben muss, die uns nicht erreicht haben. Es sollte auch bedacht werden, dass die mündliche Überlieferung aufgrund der Knappheit und des Mangels an Schreibmaterial in den frühen Tagen des Islam eine populäre Praxis war. Zudem war dies seit den vorislamischen Tagen eine gängige Praxis geworden, weil „Tage des Arabers“, Legenden der Propheten und die Jahiliyya-Dichterei mündlich übertragen wurden. Nein, das Diktieren oder Schreiben eines solchen Materials wurde im Vergleich zur mündlichen Überlieferung eher als minderwertig betrachtet. [3]
„Musanaf des Abdul Razzaq“ soll eine Quelle von authentischen Hadithen aus dem 1. Jahrhundert sein*
Professor Harold Motzki glaubt, dass der „Musanaf des Abdul Razzaq“ eine Quelle von authentischen Ahadith aus dem 1. Jahrhundert * ist. Sein Artikel ist riesig, ich werde von daher nur seine Schlussfolgerung zitieren:
Während ich den Musannaf von Abd al-Razzaq studierte, kam ich zu dem Schluss, dass die Theorie von Goldziher, Schacht, und in ihren Fußstapfen, viele andere - darunter auch ich – welche generell die Hadithliteratur als historisch zuverlässige Quelle des ersten Jahrhunderts n. H. ablehnt, (dass dies) die historische Studie des frühen Islam einer wichtigen und nützlichen Art von Quellen beraubt. [4]
Muwatta des Imam Malik, zusammengestellt in der Mitte des zweiten Jahrhunderts n. H.
Mālik ibn Anas, der im Jahr 711 geboren wurde und 795 starb (93 n. H - 179 n. H.), ist ein weiterer früher Gelehrte des Islam, der Ahadith sammelte. Er war einer der am meisten respektierten Gelehrten des Fiqh (Islamische Jurisprudenz) im Islam. Imam Malik hat während seines Lebens ein Hadith-Buch zusammengestellt. Das Hadith-Buch heißt „Muwatta des Imam Malik“ und dieses Hadith-Werk ist sogar heute immernoch vorhanden.
Ilya Pavlovich Petrushevsky (1898-1977), der zwanzig Jahre lang Professor für Geschichte des Nahen Ostens an der Universität Leningrad war, kommentiert Imam Maliks Muwatta:
Die ältesten Sammlungen der Hadith wurden gemäß tariqs zusammengestellt, das heißt: die Gefährten des Propheten wurden in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet und unter jedem Namen wurde der Hadith ausgestellt, der aus dem jeweiligen Brunnenkopf stammt. Dieses Zusammenstellungsprinzip wurde als „ala r-rijal“ – „(die Namen der) frühesten Überliefer“ bezeichnet. Von den bestehenden Sammlungen dieser Art sind zwei berühmt. Eines (davon) ist die Muwatta oder der geebnete Pfad von Malik b. Anas (gest. 795), gleichnamiger Begründer des malikitischen Systems (...) [5]
Professor Clinton Bennett:
Örtlich arrangierte (musannaf) Werke erscheinen auch in der Mitte des zweiten (n. H.) / achten Jahrhunderts (n. Chr.). Das früheste erhaltene musannaf Werk ist die Muwatta vom medinensischen Gelehrten Malik b. Anas (* 179 n. H / 795 n. Chr.), der gleichnamige Gründer der Maliki-Schule der sunnitischen Jurisprudenz und Lehrer von Muhammad ibn Idris al-Shafii (* 204 n. H. /820 nach Christus). [6]
Ich werde diesen Artikel mit einer letzten Referenz von Professor Michael Bonner beenden, der Joseph Schachts Theorie widerlegt, dass Ahadith vor dem Jahr 718 -719 nicht auffindbar wären. Er sagte:
Schacht dachte, dass kein Hadith vor dem Jahr 100 der Hijra (718-719 n.Chr.) datiert werden konnte. Schachts Theorie beinhaltet viel mehr als dies, aber hier wird es genügen, darauf hinzuweisen, dass ein Großteil des Arguments über die Ahadith über mehrere Jahrzehnte im Westen ein Argument (aufbauend) auf den Theorien von Joseph Schacht waren. Heutzutage ist Schachts Werk zusammen mit Goldizher weniger bevorzugt als noch vor nicht allzu langer Zeit. Da mehr Texte von Hadith und frühes islamisches Rechts zugänglich sind, haben mehrere Wissenschaftler diese Materialien und die Isnad (die unterstützende Autoritätskette für einen solchen Hadith selbst) in gründlicheren und systematischeren Weisen korreliert, als dies Schacht zu seiner Zeit getan hatte. Als Ergebnis dieser Arbeit können wir in RECIHLICHEM DETAIL die Aktivitäten der Übertragung vom Lernen und der Erstellung schriftlicher Texte erkennen, die in frühen Perioden andauerte, manchmal vor der Stichtag Zeitangabe von 100 n. H. (vor dem Jahr 100 nach Hijra), die Schacht als die oberste Grenze erklärte. [7]
Fazit
Aus allen vorgestellten Beweisen sehen wir, wie zuverlässig frühe Hadith-Überlieferer und -Kollektoren waren. Was auch immer muslimische Gelehrte der Vergangenheit über die Hadith-Zuverlässigkeit gesagt haben, so bestätigen nicht-muslimische Gelehrte ebenso diese Wahrheit. Ich glaube, dass dies alles, was wir in diesem Artikel aus akademischen Quellen hervorgebracht habe, die Lügen der Missionare und Hadith-Ablehner gründlich entlarvt.
- Danke an Granit Istogu für die Übersetzung dieses Beitrags ins Deutsche, möge Allah ihn dafür reichlich belohnen.
Wahrlich, Allah weiß es am Besten!
Referenzen:
[1] Divine Word and Prophetic Word in Early Islam (1977) von William Albert Graham S. 82
[2] Arabic Literature to the End of the Umayyad Period (2003) von A. F. L. Beeston S. 272
[3] Encyclopaedic Historiography of the Muslim World By Nagendra Kr. Singh Band 1 S. 317 [Autor Kr. Singh http://www.easternbookcorporation.com/moreinfo.php?txt_searchstring=3769]
[4] The Muṣannaf of ʿAbd al-Razzāq al-Sanʿānī as a Source of Authentic Aḥādīth of the First Century A. H. Harald Motzki Journal of Near Eastern Studies Band 50, Nr. 1 (Jan., 1991), S. 21ff
[5] Islam in Iran von Professor Ilya Pavlovich Petrushevsky S. 105
[6] The Bloomsbury Companion to Islamic Studies von Clinton Bennett S. 80
[7] Jihad in Islamic History: Doctrines and Practice von Professor Michael Bonner S. 48

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